Neue Westfälische (Bielefeld): Flexible Arbeitzeiten
Liefern um jeden Preis
Frank-Thomas Wenzel, Berlin
Geschrieben am 05-03-2019 |
Bielefeld (ots) - Ein Unternehmer, der das Maximum aus seinen
Angestellten herausholen will, schafft am besten feste Arbeitszeiten
und die Präsenzpflicht im Betrieb ab und richtet
Homeoffice-Arbeitsplätze ein. Dann muss er nur noch eigentlich
überdimensionierte Projekte an seine Leute verteilen. Schon bringt er
sie dazu, bis abends spät und am Wochenende jede Menge unbezahlte
Überstunden im heimischen Büro zu machen. Das hört sich zynisch an,
entspricht aber der Realität. Experten aus dem Arbeitgeberlager sehen
dies als Erhöhung der Produktivität. Man kann es auch als Mechanismus
zur Förderung der Selbstausbeutung bezeichnen. Zum Glück scheuen sich
noch viele Manager, solche Praktiken umzusetzen, weil sie eine
irrationale Angst vor Kontrollverlust haben. Doch wir werden in den
nächsten Jahren eine Arbeitswelt erleben, in der die Zeiten, die man
im Büro in der Firma absitzt, keine Rolle mehr spielen. Entscheidend
wird nur noch sein, was "Performance" genannt wird. Die Beschäftigten
müssen liefern - wo und wie sie das hinkriegen, bleibt ihnen
überlassen. Dass der zusätzliche Druck berufstätige Mütter besonders
hart treffen wird, hat damit zu tun, dass sie vielfach auch die Last
der Koordination von Job-Anforderungen mit den täglichen
Unwägbarkeiten eines Lebens mit Kindern tragen. Das alles kann krank
machen. Die Gefahr der Entgrenzung der Arbeit ist sehr groß. Die neue
Heimarbeit muss aus diesem Grund mit neuen Regeln für die
Arbeitsorganisation verknüpft werden. Wichtigster Punkt: Der
Arbeitgeber muss die Pflicht haben, ganz schlicht ausreichend
Personal zu beschäftigen. Auf Betriebsräte kommen in jedem Fall
schwierige Zeiten zu. Deshalb muss es auch eine Auffanglösung geben:
die Wiedereinführung der Stechuhr. Zum Schutz der Beschäftigten.
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Neue Westfälische
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