Automobilzulieferer: Höchstes Forderungsrisiko seit der Finanz- und Wirtschaftskrise
Geschrieben am 04-04-2019 |
Köln (ots) - Atradius sieht einen weiteren Anstieg der
Forderungsrisiken in der Automobilbranche, insbesondere aufgrund
schwindender Liquidität bei zahlreichen kleineren und mittleren
Zulieferern. Allein 2018 hat sich die Zahl Abnehmer in diesem
Segment, die der internationale Kreditversicherer als kritisch und
sehr anfällig für Zahlungsausfälle einstuft, mehr als verdoppelt
gegenüber dem Vorjahr. Damit schätzt Atradius das Forderungsrisiko
für Lieferanten und Dienstleister von Zulieferern aktuell so hoch ein
wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren nicht
mehr. Zudem geht der Kreditversicherer davon aus, dass sich die Zahl
der Insolvenzen und Zahlungsausfälle in der Automobilbranche noch
weiter erhöht. Das geht aus einer internen Analyse der Risikoprüfer
des Unternehmens hervor. Betroffen waren Firmen unterschiedlicher
Ausrichtung, etwa Hersteller von Komponenten für Verbrennungsmotoren,
Antriebssträngen, Kraftstoffleitungen oder von
Unterhaltungselektronik für Fahrzeuge.
"Mit der Dieselaffäre hat sich der Wandel in der
Automobilindustrie erheblich beschleunigt. Die Lieferanten und
Dienstleister der Zulieferer bekommen das jetzt auch im
Forderungsmanagement durch zunehmende Zahlungsausfälle und
-verzögerungen zu spüren", sagt Michael Karrenberg, Regional Director
Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS von
Atradius. "Angesichts des anhaltenden Mobilitätswandels und der
wachsenden Herausforderungen in der internationalen Wirtschaft
rechnen wir damit, dass sich die Zahl der Insolvenzen unter den
Zulieferern auf absehbare Zeit um bis zu 30 % erhöhen wird."
Herausforderungen in der Automobilbranche nehmen immer mehr zu
Aus Sicht von Atradius werden die Veränderungsprozesse in der
Automobilindustrie unter anderem vom vermehrten Einsatz von
Elektroantrieben, von autonom fahrenden Mobilen, der fortschreitenden
Digitalisierung, alternativen Mobilitätskonzepten wie Carsharing
sowie zunehmenden Umweltanforderungen vorangetrieben. Einen der
jüngsten Einschnitte im Geschäftsverlauf der Automobilbranche stellte
die Einführung des weltweiten Verbrauchs- und Abgasstandards WLTP
(Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure) im
vergangenen Jahr dar. Aufgrund mangelnder Prüfkapazitäten für das
neue Testverfahren konnten Hersteller nicht die ursprünglich
kalkulierte Menge an Neufahrzeugen produzieren. Gleichzeitig gingen
infolge der WLTP-Einführung auch die Bestellungen von Fahrzeugen
zurück, da viele Käufer erst einmal die Zertifizierung ihrer
ausgewählten Modelle abwarten wollten. Zudem sind nach der Einführung
des neuen Verbrauchs- und Abgasstandards auch die konjunkturellen
Unsicherheiten für die Hersteller weiter gestiegen. Das alles führt
dazu, dass bis heute insgesamt weniger Neufahrzeuge produziert werden
als vor dem Inkrafttreten des WLTP.
Vor allem Dieselfahrzeuge werden im Privat- und Gewerbebereich
immer unpopulärer. Das wirkt sich unter anderem erheblich auf die
Liquidität von Zulieferern aus, die bisher noch mit Komponenten für
Benziner- und Dieselfahrzeuge erfolgreich wirtschaften konnten. Die
Komplexität in benzingetriebenen Autos ist insgesamt geringer als in
Dieselfahrzeugen, zudem sind die Benziner-Bauteile im Regelfall
günstiger, so dass sich die Marge vieler Zulieferer verringert. Daher
ist das Forderungsrisiko aus Sicht von Atradius jetzt bei den
Anbietern besonders groß, die bisher deutlich mehr Umsatz und häufig
auch höhere Margen mit Diesel- als mit Benziner-Komponenten
erwirtschaftet haben.
Auswirkungen von China und USA auf die Automobilindustrie
Atradius geht außerdem davon aus, dass die weitere Entwicklung des
Forderungsrisikos in der Automobilindustrie in großem Maße auch von
der Politik der chinesischen Regierung abhängt. Das Reich der Mitte
ist der mit Abstand größte Automarkt der Welt mit mehr als 23
Millionen verkauften Pkw im vergangenen Jahr. Mit der Einführung
einer Elektromobilquote könnte China die Verkaufszahlen von Benzinern
empfindlich beeinflussen. Diese Politik dürfte nach Einschätzung des
Kreditversicherers die Investitionsstrategie der Hersteller
maßgeblich bestimmen - und damit auch, welche Bestandteile künftig
gefragt sein werden und welche nicht. Anbieter, deren Produkte
derzeit noch Verwendung finden, müssen finanziell stark aufgestellt
sein, um sich zu transformieren, und um im internationalen Wettbewerb
weiter mithalten zu können. Gleichzeitig sind die Eintrittsbarrieren
für neue Akteure im Elektromobilitätsbereich verhältnismäßig niedrig.
So entstehen derzeit viele neue Wettbewerber, zunächst für die
Zulieferer, mittelbar aber auch für die Hersteller selbst.
Verhältnismäßig gering schätzen die Risikoexperten von Atradius
hingegen die Auswirkungen von möglichen US-Strafzöllen auf die
Zulieferer ein. Viele von ihnen sind den Herstellern in die USA
gefolgt und produzieren mittlerweile auch im Land selbst, so dass
sich Strafzölle nur moderat auf das Forderungsrisiko auswirken
dürften.
Zulieferer sind die größten Leidtragenden der Veränderung
"Die Automobilindustrie befindet sich derzeit im wohl größten
Wandel seit ihrem Bestehen", sagt Michael Karrenberg. "Das gesamte
Geschäft ist immer schwieriger zu planen und unvorhersehbarer
geworden, die Innovationszyklen verkürzen sich." Problematisch ist
dies vor allem für die Zulieferer vor dem Hintergrund, dass zwischen
der Auftragserteilung und der Auslieferung meist mehrere Jahre
liegen. Zulieferer tragen meist eine hohe Belastung durch
Vorfinanzierung. Gleichzeitig müssen sich insbesondere die kleinen
und mittelgroßen Akteure auf weitere Herstellervorgaben einlassen,
zum Beispiel Flexibilität bei der Produktion von Serienteilen zeigen,
um Schwankungen bei den Absatzzahlen der Modelle gerecht zu werden.
Wird eine geringere Stückzahl abgenommen als ursprünglich geplant,
erhalten die Zulieferer in der Regel zwar eine Entschädigung. Diese
reicht häufig jedoch nicht aus, um Unterauslastungen in der
Produktion auszugleichen. So entstehen häufig finanzielle Lücken, die
die kleineren und mittleren Anbieter in der Regel härter treffen als
die größeren. Da die Margen der Zulieferer schon lange unter Druck
sind, erhöht das das Forderungsrisiko zusätzlich.
"Für den weltweiten Automobilmarkt gehen wir von einem immer
schnelleren Transformations-Tempo aus. Die vielen Herausforderungen
der OEM erfordern hohe Investitionen. Um den Finanzbedarf hierfür
aufzubringen, wird sich der Preis- und Vorfinanzierungsdruck auf die
Zulieferer weiter erhöhen. So werden die Zulieferer auch in der
aktuellen Entwicklung der Branche die größten Leidtragenden sein",
sagt Michael Karrenberg.
Auf www.atradius.de können im Menüpunkt Publikationen alle
Analysen von Atradius kostenlos heruntergeladen werden.
Über Atradius
Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen,
Bürgschaften, Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen
mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von
Atradius angebotenen Produkte schützen Unternehmen weltweit vor den
Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf
Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente (GCO.MC),
einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten
Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online
unter www.atradius.de
Pressekontakt:
Atradius Kreditversicherung
Niederlassung der Atradius Crédito y Caución S.A. de Seguros y
Reaseguros
Astrid Goldberg Pressesprecherin
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2210
E-Mail: astrid.goldberg@atradius.com
Stefan Deimer
Pressereferent
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2016
E-Mail: stefan.deimer@atradius.com
Original-Content von: Atradius, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
681296
weitere Artikel:
- Qwikcilver bringt 80% der wiederholten Transaktionen auf Woohoo mit CleverTap voran Das führende Unternehmen in der Geschenkkartentechnologie baut auf
seine Omni-Channel-Strategien zur Nutzerbindung
San Francisco (ots/PRNewswire) - CleverTap,
Kundenlebenszyklus-Plattform kündigte heute an, dass Qwikcilver, dem
führenden Unternehmen im Bereich Geschenkkartentechnologie, gelungen
sei, wiederholte Transaktionen auf seinen B2C-Plattformen
www.woohoo.in und der Woohoo Gifting App durch effektive
Omni-Channel-Marketingkampagnen bei über drei Viertel seiner
Stammkunden wiederholte Transaktionen voranzubringen.
mehr...
- Nachfrage nach Wohnimmobilien in Bayern ist weiter gestiegen / 2018 zehn Prozent mehr Immobiliensuchende als ein Jahr zuvor / Niedrige Zinsen und steigende Gehälter mildern Preisanstieg ab München (ots) - Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in Bayern
ist im vergangenen Jahr noch einmal spürbar angestiegen. 2018 haben
sich durchschnittlich pro Monat 16.500 neue Immobiliensuchende an die
Makler von Sparkassen und LBS im Freistaat gewendet. "Das waren zehn
Prozent mehr Interessenten als im Jahr zuvor", erklärte Paul
Fraunholz, Geschäftsführer der
Sparkassen-Immobilien-Vermittlungs-GmbH (Sparkassen-Immo), anlässlich
der jährlichen Pressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe zum
bayerischen Wohnimmobilienmarkt. Erwin mehr...
- Das sind sie: Bayerns Beste Arbeitgeber 2019 (FOTO) München (ots) -
Im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München sind gestern Abend
66 Unternehmen mit dem Great Place to Work® Award «Bayerns Beste
Arbeitgeber 2019» ausgezeichnet worden. Verliehen wurden die
bayerischen "Arbeitgeber-Oscars" für besonderes Engagement bei der
Gestaltung attraktiver und zukunftsorientierter Arbeitsbedingungen
bereits zum fünften Mal. Zuvor hatten sich die Preisträger mit vielen
weiteren Unternehmen freiwillig auf den unabhängigen Prüfstand und
dem Urteil der eigenen Beschäftigten gestellt. Zusätzlich mehr...
- Verrentung von Immobilien in Deutschland im Kommen: Immobilienboom und Überalterung führen zu verstärkter Nachfrage nach Nießbrauch-Lösungen / Jeder zweite Seniorenhaushalt in eigenen vier Wänden München (ots) - Die Gesellschaft für Immobilienverrentung DEGIV
mit Sitz in München beobachtet eine erhöhte Nachfrage nach der
Verrentung von Immobilien in Deutschland. EU-übergreifend ist der
demografische Wandel in Deutschland mit am weitesten fortgeschritten.
Jeder zweite Seniorenhaushalt in Deutschland lebt aktuell in den
eigenen vier Wänden. Nach Angaben der DEGIV fehlt es aber vielen
älteren Menschen an Liquidität, obwohl sie über Vermögenswerte
verfügen, was gerade in teuren Städten wie München sehr
widersprüchlich sein kann. mehr...
- NORMA reduziert die Preise auch im April - jetzt Butter, Kaffee und viele leckere Käsesorten noch günstiger! / Der Discounter aus Nürnberg bringt auch in diesem Monat neue Sparpreise (FOTO) Nürnberg (ots) -
In den bundesweiten NORMA-Filialen gibt es ab heute, dem ersten
Donnerstag im April, schon wieder mehr fürs Geld: Ab sofort sinken
bei NORMA wieder die Verkaufspreise. Beim Einkauf von deutscher
Markenbutter, köstlichen Kaffees oder leckeren Käsesorten können die
NORMA-Kunden jetzt noch mehr sparen. So kostet die
Landfein-Markenbutter in der 250 g-Packung nur noch 1, 49 EUR
(reduziert von 1,55 EUR) und der Café Crema oder Espresso von
Caffeeciao im 1.000 g-Beutel kommt für sogar nur noch 6,99 EUR
(gesenkt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|