Vor Wahlen: Indien wirtschaftlich fragil / Coface sieht durchwachsene Bilanz für Modis Wirtschaftspolitik
Geschrieben am 11-04-2019 |
Mainz (ots) - Als Narendra Modi 2014 zur Wahl antrat, versprach
er, die Wettbewerbsfähigkeit der indischen Industrie zu stärken und
das Wachstum anzukurbeln. Modi kandidiert bei den indischen
Parlamentswahlen zwischen dem 11. April und 19. Mai wieder als
Ministerpräsident. Die Wirtschaft sei zwar in einer besseren Position
als 2014, meint der Kreditversicherer Coface. Aber viele der
strukturellen Schwächen, die Modi geerbt habe, bremsten Indien auch
heute noch. "So dämpft die gemischte Erfolgsbilanz bei den
Wirtschaftsreformen die Begeisterung für Modi", sagt Coface-Economist
Carlos Casanova.
Die 2016 eingeführte Insolvenz- und Konkursordnung hat keine
nennenswerte Beschleunigung der Verfahren gebracht. Das neue Recht
sollte alle Insolvenz- und Konkursrechte konsolidieren und
Non-Performing-Assets in den Bankbilanzen bekämpfen. Seit Einführung
des Gesetzes wurden etwa 12.000 Fälle eingereicht. Jetzt haben
Ressourcenkürzungen beim zuständigen Gericht (NCLT) zu erheblichen
Verzögerungen geführt. Es dauert immer noch durchschnittlich 4,3
Jahre, bis die Insolvenz abgehandelt ist. "Die Navigation durch die
rechtlichen Rahmenbedingungen kann sich auch für ausländische
Investoren, die mit dem indischen Markt nicht vertraut sind, als
äußerst schwierig erweisen", erklärt Carlos Casanova.
Ebenfalls 2016 griff Modi überraschend in die Geldwirtschaft ein,
um Schattenwirtschaft, illegale Geldflüsse und Steuerhinterziehung zu
bekämpfen, die die indische Wirtschaft belasten und zu niedrigeren
Steuereinnahmen führen. Diese "Demonetisierung" traf besonders
bargeldabhängige Sektoren und führte zu einer schwächeren Nachfrage
in der Realwirtschaft. "Die Maßnahmen wurden zu abrupt umgesetzt, was
Investoren in Panik versetzte und Kapitalabflüsse auslöste", meint
Carlos Casanova.
Zur Steigerung der Staatseinnahmen wurde dann 2017 eine Waren- und
Dienstleistungssteuer eingeführt. Zusammen mit der
Demonetisierungskampagne führte das allerdings zu einem drastischen
Einbruch der Inlandsnachfrage. Coface-Economist Casanova: "Die
Steuerreform ist zwar ein Meilenstein, aber keineswegs perfekt: Sie
ist nach wie vor recht komplex, da unterschiedliche Steuern für
verschiedene Warenkategorien erhoben werden und viele wichtige
Produkte, wie beispielsweise Öl, bisher nicht in das System
einbezogen werden."
Modis Partei erlitt 2018 Rückschläge; obwohl sie immer noch 18 der
29 indischen Staaten regiert. Auch wenn der amtierende
Premierminister eine einfache Mehrheit schafft, wird das neue
indische Parlament wahrscheinlich fragmentiert sein. Dann müsste Modi
politische und wirtschaftliche Kompromisse eingehen, was den
Reformprozess Indiens ziemlich sicher verlangsamen würde. Laut Carlos
Casanova müsse sich die neue Regierung auf die Sanierung des
Bankensektors und die Förderung der Beschäftigung konzentrieren, um
die wachsende Zahl der Arbeitskräfte in Indien aufzunehmen. 11
Millionen Jobs gingen 2018 verloren, davon 83 Prozent in ländlichen
Gebieten.
"Das Wachstum der Industrieproduktion lag 2018 durchschnittlich
bei 5,1 Prozent. Dies ist zwar ein Anstieg gegenüber den mageren 3,5
Prozent von 2017, aber weit entfernt vom potenziellen Wachstum
Indiens und unter dem anderer regionaler Konkurrenten wie China",
erklärt Carlos Casanova. "Ausländische Direktinvestitionen sind
unbedingt notwendig. Große Lieferengpässe behindern nach wie vor die
Infrastrukturinvestitionen, die mittel- bis langfristig einen
erheblichen Multiplikator-Effekt auf die Wirtschaftstätigkeit haben
könnten, was wiederum zu mehr Zuflüssen in das verarbeitende Gewerbe
führen sollte."
Mehr zur indischen Wirtschaft in einem Coface-Focus: www.coface.de
Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
Tel. 06131/323-541
erich.hieronimus@coface.com
www.coface.de
Original-Content von: Coface Deutschland, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
682309
weitere Artikel:
- ASTRA TV-Monitor 2018: Satellit ist führender TV-Empfangsweg in Deutschland Unterföhring (ots) -
Die Zahl der Gesamt-TV-Haushalte in Deutschland bleibt auf konstant
hohem Niveau.
17,5 Millionen TV-Haushalte in Deutschland empfangen Fernsehprogramm
via Satellit.
78% der TV-Haushalte in Deutschland konsumieren TV-Programm in
HD-Qualität; weiterhin sind 8,5 Millionen TV-Haushalte ohne
HD-Empfang.
Die Bekanntheit von UHD steigt weiter.
Satellit ist der führende Verbreitungsweg für Fernsehinhalte in
Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle ASTRA TV-Monitor
2018, den das Marktforschungsinstitut mehr...
- Nährwerte auf der Schauseite - Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft entwickelt neues Kennzeichnungsmodell (FOTO) Berlin (ots) -
Der überwiegende Teil der deutschen Lebensmittelwirtschaft hat
sich unter Federführung des Bund für Lebensmittelrecht und
Lebensmittelkunde e. V. (BLL) als Spitzenverband erstmals gemeinsam
auf ein einheitliches Nährwertkennzeichnungsmodell verständigt, das
auf der Vorderseite von verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln
die wesentlichen Nährstoffe sowie die Kalorienzahl anschaulich und
leicht verständlich visualisiert. BLL-Präsident Stephan Nießner
erklärt: "Es gibt weltweit 150 Kennzeichnungsmodelle, davon mehr...
- Für Toleranz in Gesellschaft und Arbeitswelt: KÖTTER Unternehmensgruppe unterzeichnet Charta der Vielfalt / Friedrich P. Kötter: "Diskriminierung keine Chance geben!" (FOTO) Essen/Berlin (ots) -
Die bundesweit tätige KÖTTER Unternehmensgruppe unterstützt als
offizieller Unterzeichner künftig die Charta der Vielfalt. Das
Familienunternehmen will so sein bestehendes Engagement für Vielfalt
in Arbeitswelt und Gesellschaft weiter verstärken. "Mit allein 114
Nationalitäten in unseren Reihen sind wir schon jetzt so bunt und
vielfältig wie nur wenige Unternehmen in Deutschland. Entscheidend
ist für uns der Mensch, sein Können und seine Leistung - nicht etwa
ethnische Herkunft, Religion oder andere individuelle mehr...
- Erfolgreiche Arbeit überzeugt: Zwei neue Kunden für die casusQuo GmbH Hannover (ots) - Zwei neue Kunden hat casusQuo von der Qualität
seiner Abrechnungsprüfung überzeugt: Seit dem 1. März 2019 ist die
BKK Miele Mitglied der Arbeitsgemeinschaft casusQuo. Ab dem 1. Mai
2019 wird der hannoversche Dienstleister auch für die
Brandenburgische BKK deren Krankenhausabrechnungen prüfen. Die beiden
traditionsreichen Kassen haben nicht nur ihr gesamtes stationäres
Fallgeschehen (DRG und PEPP), sondern auch die Prüfung der ambulanten
Behandlungen im Krankenhaus an casusQuo übertragen.
Die Gründe liegen auf mehr...
- Innovatives Arcadis-Konzept reduziert Konflikte bei Bauvorhaben / Integrative Projektabwicklung (IPA) und kooperative Vertragsmodelle sichern Projekterfolg Darmstadt (ots) - Rund 26 Millionen Euro haben die vom Arcadis
Contract Solutions Team im Jahr 2017 in Kontinentaleuropa betreuten
Streitigkeiten zwischen Vertragspartnern bei Bauprojekten im
Durchschnitt gekostet. Die benötigte Zeit, um solche Konflikte zu
lösen, stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier auf durchschnittlich 18
Monate an. Das sind Ergebnisse aus dem "Global Construction Disputes
Report 2018" des global führenden Planungs- und Beratungsunternehmens
Arcadis. Die Erkenntnis der Experten: Es bedarf eines Kulturwandels,
damit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|