WAZ: Sozialbischof Overbeck gegen Grundeinkommen
Ruhrbischof fordert mehr Rente für pflegende Frauen
Geschrieben am 01-05-2019 |
Essen (ots) - Der Ruhr- und Sozialbischof Franz-Josef Overbeck hat
sich zum Tag der Arbeit klar gegen ein Grundeinkommen ausgesprochen.
Die in der Politik zunehmend diskutierte Idee, dass jeder Bürger
einen auskömmlichen Betrag vom Staat erhält und selbst entscheiden
kann, ob er zusätzlich noch arbeiten geht oder nicht, passe nicht zu
den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, die er verteidige, sagte
Overbeck der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Mittwochausgabe). Ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden,
unabhängig vom sozialen Status, fordern etwa Grünen-Chef Robert
Habeck, Teile der SPD und Linkspartei sowie einige Manager, darunter
dm-Gründer Götz Werner. "Es gibt auch in der Kirche Stimmen, die ein
Grundeinkommen fordern und für bezahlbar halten. Ich halte das für
eine Illusion", betonte Overbeck. Stattdessen müsse die Gesellschaft
Arbeit so organisieren, dass Leistung entlohnt wird und die Menschen
auch davon leben können. "Der Staat muss eingreifen, wo es nötig ist,
und jenen helfen, die das nicht schaffen. Von einem Grundeinkommen
für alle distanzieren wir uns als Kirche bewusst", sagte Overbeck,
der Vorsitzende der "Kommission für gesellschaftliche und soziale
Fragen" der Deutschen Bischofskonferenz. Arbeit habe einen Wert an
sich, weil sie "den Menschen in seiner Würde und Selbstbestimmung
stärkt".
Zugleich warnte Overbeck vor den Folgen der Digitalisierung
insbesondere für die Mittelschicht. "Die Verunsicherungsphänomene
nehmen zu", so Overbeck. Gerade im Mittelstand, "dem Rückgrat unserer
Gesellschaft und unseres Wohlstands", änderten sich die geforderten
Qualifikationen. Eine liberal organisierte Wirtschaft müsse aber
versuchen, neue Tätigkeiten für diese Menschen zu finden, "anstatt
den Kopf in den Sand zu stecken".
Der Ruhrbischof denkt zum Tag der Arbeit auch an die vielen
Frauen, die es schwer haben, Beruf und Familie überein zu bringen. Er
fordert mehr Anerkennung und Geld: "Die Wertigkeit der Lebenszeit,
die Frauen für andere einsetzen, ob für Kinder oder zu pflegende
Ältere, muss in der Gesellschaft stärker anerkannt werden, etwa auch
bei der Bemessung der Rente."
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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