Börsen-Zeitung: Blase, welche Blase?,
Marktkommentar von Dietegen Müller
Geschrieben am 03-05-2019 |
Frankfurt (ots) - Länger, höher, weiter: Seit Beginn der
Aktienmarktrally im Jahr 2009 hat sich die US-Aktien-Benchmark S&P
500 mehr als vervierfacht und der Nasdaq Composite mehr als
versiebenfacht. Zur Wochenmitte erreichten beide Indizes
Rekordstände. Unter Berücksichtigung von reinvestierten Dividenden
ergibt sich für den S&P 500 seit März 2009 eine Rendite von deutlich
über 16 Prozent, inflationsbereinigt wäre der jährliche Ertrag zwei
Prozentpunkte niedriger ausgefallen. Von solchen Werten können
Investoren, die in die europäische Benchmark Euro 50 investiert
haben, nur träumen - der Index hat sich seither noch nicht einmal
verdoppelt. Der Dax, bei dem die Dividenden bereits einberechnet
sind, hat sich immerhin mehr als verdreifacht.
Trotz der fulminanten, seit mehr als zehn Jahren anhaltenden
Aktienmarktrally ist die US-Notenbank entspannt. Einige Assetpreise
seien zwar etwas erhöht, aber nicht in einem extremen Ausmaß. Dies
sagte US-Notenbankchef Jerome Powell anlässlich der Zinssitzung vom
1. Mai, als er gefragt wurde, wie er die Risiken für die
Finanzmarktstabilität angesichts der gestiegenen Aktienkurse
beurteile.
Powell fügte vieldeutig hinzu, in der Geldpolitik würden Risiken,
welche die Fed von der Erreichung ihrer Ziele abhalten könnten, in
Betracht gezogen. Die Instrumente seien bessere Kapitalausstattung,
Liquidität und Aufsicht sowie Stresstests. Ansonsten ließ er
durchblicken, dass es einige Besorgnis über die Verschuldung von
Unternehmen außerhalb des Finanzsektors gebe. Dies aber vor allem,
weil ein möglicher Wirtschaftsabschwung dadurch verstärkt werden
könnte. Insgesamt sei die Verwundbarkeit der Finanzstabilität
"moderat" und das Finanzsystem ziemlich "resilient gegenüber
Schocks". Die Risiken im Zusammenhang mit Verschuldungshöhe und
Refinanzierungsmöglichkeiten seien im historischen Vergleich niedrig.
Dass Powell den Fokus auf die Verfassung der Banken legt, passt in
den Zeitgeist nach der Finanzkrise. Die Wissenschaft erbringt
Nachweise, dass die Probleme der Finanzmarktstabilität mit der
Verfassung der Banken verknüpft sind - wobei die US-Institute allein
dank ihrer größeren Profitabilität besser abschneiden als die
europäischen Institute und damit als resilienter gelten. Wenn die Fed
nicht einen kapitalen Fehler in ihrer Einschätzung macht, bedeutet
dies ein grundsätzlich einigermaßen stabiles Umfeld für die
Aktienmärkte, zumal die Inflations- und Zinserwartung immer noch
gering ist.
Implizit geht der Markt in den USA laut Bloomberg weiter von einer
Zinssenkung um 25 Basispunkte innerhalb eines Jahres aus. Selbst wenn
der US-Aktienmarkt sich in einer Blase befinden sollte, sieht es
nicht danach aus, dass die Notenbank mit einer deutlichen
Zinserhöhung hier hineinstechen würde. Doch sollten sich die
Inflationserwartungen verschieben, dürfte die Nervosität in dem seit
einiger Zeit wieder erstaunlich ruhigen Markt sprunghaft steigen.
Eine kürzlich erschienene Untersuchung unter anderem der beiden
Wirtschaftswissenschaftler Markus Brunnermeier und Isabel Schnabel
betont ebenfalls den Einfluss, den die Charakteristiken von Banken
haben können, wenn es darum geht, ob sich eine Finanzblase zu einer
stabilitätsgefährdenden Krise entwickelt. Wenig überraschend stellten
sie fest, dass die Frequenz von Boom und Bust an den Aktienmärkten
höher ist als in anderen Assetklassen. Im Mittel sind an den
Aktienmärkten in Blasen die Kurse um 78 Prozent gestiegen und in der
darauffolgenden Korrektur um 12 Prozent gefallen. Die entsprechenden
Auf- und Abwärtsbewegungen am Immobilienmarkt sind moderater.
Interessanterweise hängen aber Boomphasen im Geschäftszyklus nicht
zwangsläufig mit einem Boom an den Aktienmärkten zusammen, stellen
Schnabel, Brunnermeier und ihre Kollegen fest. Die Korrelation sei
leicht negativ. Die Risiken für die Finanzstabilität stiegen zudem
bereits in der Boomphase und seien stark von der Charakteristik des
jeweiligen Finanzinstituts abhängig. Generell sind größere Banken
stärker im Fokus und dienen je nachdem als Krisenverstärker.
Systemische Risiken aus einer geplatzten Aktienmarktblase könnten,
so die Wissenschaftler, nicht völlig ausgeblendet werden, da ihre
Auswirkungen auf schwächere Bankcharakteristiken gravierender sein
können. Daran dürfte sich derzeit auch die Fed orientieren, wie
Powell angedeutet hat. Die Notenbank wird sich hüten, im kommenden
US-Wahljahr Erschütterungen an der Wall Street zu provozieren.
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