bpa-Befragung zur Zeitarbeit: 89 Prozent Zusatzkosten / bpa-Präsident Meurer kritisiert Ressourcenverschwendung ohne Mehrwert für pflegebedürftige Menschen
Geschrieben am 06-05-2019 |
Berlin (ots) - Der Einsatz von Zeitarbeitskräften in der Pflege
und der Betreuung pflegebedürftiger Menschen führt zu gravierenden
Fehlentwicklungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite
Mitgliederbefragung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer
Dienste e. V. (bpa). Ambulante Dienste, Pflegeheime und andere
Pflegeanbieter beklagen, dass Zeitarbeitsfirmen zusätzliche Kosten
von bis zu 89 Prozent berechnen.
Weiterhin sagen 55,8 Prozent der Befragten, die verfügbare
Qualifikation der Leiharbeitnehmer sei schlechter als die der fest
angestellten Kräfte und nur rund 19 Prozent der Zeitarbeitskräfte
könnten zu ungünstigen Zeiten wie in der Nacht, an Wochenenden und
Feiertagen eingesetzt werden.
45 Prozent der fast 700 an der Umfrage des bpa teilnehmenden
Mitgliedsunternehmen geben an, Leiharbeitnehmer zu beschäftigen. Zwei
Drittel davon setzten diese in den zurückliegenden zwölf Monaten
durchschnittlich länger als einen Monat ein. Als Gründe für den
Einsatz von Zeitarbeitskräften werden primär die kurzfristige Deckung
des Personalbedarfs und der generelle Fachkräftemangel genannt.
Der bpa sieht hier dringenden Handlungsbedarf der Politik, sich
mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. bpa-Präsident Bernd
Meurer kritisiert, dass "Zeitarbeit in der Altenpflege weder die
Aufgabe der Qualifizierung noch der Überbrückung von kurzzeitigen
Engpässen" erfülle. "Zeitarbeit ist und war auch kein Instrument der
Kostensenkung, sondern verschlingt knappe Ressourcen ohne Mehrwert
für pflegebedürftige Menschen. Der Einsatz von Zeitarbeit geschieht
meist nur aus der Verantwortung, Pflege und Betreuung zu sichern."
36,6 Prozent der 310 Unternehmen, die laut Befragung Leiharbeiter
einsetzen, geben an, dass sozialversicherungspflichtig beschäftigte
Pflegekräfte in ihrem Unternehmen von Zeitarbeitsfirmen abgeworben
wurden. Das Versprechen der Wunscharbeitszeit führt somit zu einer
stärkeren Belastung der Stammbelegschaft. Meurer: "Damit werden
Arbeitsplätze in einem Mangelberuf massiv verteuert, und es wird -
durchaus scheinheilig - argumentiert, diesen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern könne so der Wunsch nach Arbeitsort und Arbeitszeit ohne
komplexe Verantwortungsübernahme ermöglicht werden. Dabei wird aber
übersehen, dass die Mitgliedseinrichtungen in jedem Fall die
Versorgung an 365 Tagen im Jahr mit 52 Wochenenden rund um die Uhr
sichern müssen und vorgebliche Wunschzeiten von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Zeitarbeit ausschließlich zulasten der
Stammbelegschaft realisiert werden."
Die Qualifikation der Leiharbeitnehmer wird von 55,8 Prozent als
schlechter im Vergleich zur Stammbelegschaft beurteilt. Insgesamt
49,6 Prozent geben an, dass sie nicht durch den Einsatz von
Leiharbeitnehmern profitieren und 96,3 Prozent der Unternehmen würden
gerne auf den Einsatz von Leiharbeitnehmern verzichten.  
Weitere Informationen: An der Befragung haben insgesamt 696
Mitgliedsunternehmen des bpa aus ganz Deutschland teilgenommen. Von
den Teilnehmern sind 50,3 Prozent Alten- und Pflegeheime, 43,2
Prozent ambulante Pflegedienste. 44,5 Prozent aller Befragten geben
an, in den letzten zwölf Monaten Leiharbeitnehmer beschäftigt zu
haben. Davon berichten 61,2 Prozent, dass die durchschnittliche
Einsatzzeit länger als einen Monat betrug. 65 Prozent der Befragten,
die bereits auf Leiharbeitnehmer zurückgreifen mussten, stellen fest,
dass die Anzahl der Leiharbeitnehmer im eigenen Unternehmen
zugenommen hat. 180 Unternehmen verzeichnen einen durchschnittlichen
Anstieg bei der Leiharbeit von 41 Prozent. Als Gründe für den Einsatz
von Zeitarbeitskräften werden zu 73,7 Prozent der "Mangel an
verfügbaren Fachkräften für eine Festanstellung" sowie zu 75,4
Prozent die "kurzfristige Deckung von Personalbedarf" genannt
(Mehrfachantworten waren möglich). Mehr als die Hälfte der
Unternehmen (55,7 Prozent) gibt an, dass ihnen ohne Inanspruchnahme
von Zeitarbeit eine Reduzierung der Versorgungskapazität gedroht
hätte.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte
Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in
Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären
Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in
privater Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa
tragen die Verantwortung für rund 305.000 Arbeitsplätze und circa
23.000 Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch
www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei
etwa 24,2 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Uwe Dolderer, Leiter bpa-Verbandskommunikation, Tel.:
030/30 87 88 60
Original-Content von: bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., übermittelt durch news aktuell
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