Allg. Zeitung Mainz: Vorreiter / Kommentar von Karl Schlieker zum Seniorenticket in Hessen
Geschrieben am 13-05-2019 |
Mainz (ots) - Für umgerechnet einen Euro am Tag landesweit Bus und
Bahn benutzen. Diese Flatrate-Angebote sind ein konsequenter Schritt,
um möglichst viele zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu
motivieren. Hessen geht diesen Weg mit dem kostenlosen Jobticket für
Landesbedienstete, dem bereits eingeführten 365-Euro-Schülerticket
und dem geplanten Seniorenticket konsequent und nimmt damit
bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das hessische Schülerticket hat
gezeigt, dass mit attraktiven und einfachen Ticketpreismodellen die
Nutzung von Bus und Bahn steigt. Jeder vierte Jugendliche fährt
seitdem häufiger mit dem öffentlichen Nahverkehr, hat die
Begleitforschung ergeben. Und 20 Prozent der Eltern berichten, dass
sie seitdem die Kinder weniger häufig mit dem Auto zur Schule oder
sonst irgendwohin bringen. Doch der Preis ist nur eine Stellschraube.
Das günstigste Ticket nützt nichts, wenn das Angebot ansonsten mies
ist. Wenn in ländlichen Regionen stundenlang kein Bus fährt und
umgekehrt im Ballungsraum Rhein-Main Bus und Bahn zu Pendlerzeiten
völlig überfüllt sind, steigen Betroffene schnell wieder auf das
bequeme Auto um. Problematisch ist, dass der Sanierungsstau auf der
Schiene sich täglich bemerkbar macht. Wer nur das Wort
"Weichenstörung" hört, weiß welche Stunde ihm geschlagen hat. Der
darüber hinaus notwendige Ausbau der Schieneninfrastruktur wird Jahre
in Anspruch nehmen, notwendig ist er trotzdem. Denn nur mit einem
attraktiven Nahverkehr lässt sich der Verkehr auf den Straßen
reduzieren und das Klima schützen.
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