Ausländische Investitionen mit 73 Prozent im Minus / US-Firmen ziehen massiv Geld aus Europa ab / Deutschland trotzdem bei den Investoren beliebt (FOTO)
Geschrieben am 14-05-2019 |
Düsseldorf (ots) -
Ein dramatisches Bild zeichnet der neue "Foreign Direct Investment
Confidence Index® 2019 (FDICI)" der internationalen
Unternehmensberatung A.T. Kearney für Europa. Laut dem Index, der auf
einer jährlichen Befragung von mehr als 500 Führungskräften der
Top-Unternehmen aus 30 Ländern beruht, gingen die ausländischen
Investitionen stark zurück. "Die US-Steuerreform hat massive
Auswirklungen auf die ausländischen Direktinvestitionen in Europa. In
der Vergangenheit hatten US-Unternehmen Gewinne ihrer
Tochterunternehmen im Ausland belassen, um der Besteuerung in den USA
zu entgehen. Das ist nach der Reform Geschichte. Die Studie zeigt,
dass die Zuflüsse nach Europa sogar um 73%, von 372 Milliarden auf
100 Milliarden Dollar, gesunken sind. In den USA ansässige
Unternehmen ziehen ihre im Ausland erwirtschafteten Gewinne lieber
ab, statt sie - wie früher - wieder hier direkt zu investieren", so
der Zentraleuropachef von A.T. Kearney, Dr. Martin Eisenhut.
Trotzdem zählen die europäischen Industrieländer noch immer zu den
beliebtesten Standorten für Investoren, belegen sie doch drei der
Top-5-Plätze. So verbesserte sich Deutschland um einen Platz und
rangiert hinter den USA auf Platz 2. Nach Kanada (-1) folgen das
Vereinigte Königreich auf Platz 4 und Frankreich (+2) auf Platz 5.
Italien verbesserte sich um zwei Plätze auf Rang 8 und schaffte es
damit - das zweite Jahr in Folge - unter die Top 10. "Die
Verbesserung im Ranking ist auf die starke Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Wirtschaft zurückzuführen. Positiv wirken sich hier die
angekündigten Initiativen der Bundesregierung in den Bereichen
Technologie und digitale Infrastruktur aus. So richtete die
Bundesregierung einen Fonds für digitale Infrastruktur in Höhe von 3
Milliarden Dollar ein. Außerdem hat Berlin kürzlich eine nationale
Strategie präsentiert, Zukunftstechnologien zu unterstützen. Im
Zentrum stehen die Förderung von Künstlicher Intelligenz (KI) und
schnelles Internet", erklärt Eisenhut die neue Stärke Deutschlands.
Ein paradoxes Bild zeichnet der Index, wenn es um die Aussagen
über zukünftige Investments geht. Seit 2015 geht das
Investitionsvolumen stetig zurück, obwohl Investoren regelmäßig eine
Erhöhung ankündigen. So fiel das globale Investitionsvolumen von ca.
2 Billionen Dollar im Jahr 2015 auf nur 1,2 Billionen im vergangenen
Jahr. Auch 2018 planen wieder fast vier Fünftel der Anleger die
Direktinvestitionen anzuheben, nur fünf Prozent wollen sie
reduzieren. Betroffen sind in erster Linie die Industrieländer,
während die Investitionen in den Schwellen- und Entwicklungsländern
konstant bleiben.
Auffällig ist der anhaltende Trend zum "Multilokalismus". Diese
Gegenbewegung zur Globalisierung setzt, angetrieben durch verändertes
Konsumverhalten und neue Technologien, auf dezentralisiertes Handeln
und eine starke Regionalisierung der Unternehmen. Untermauert wird
diese These durch das Studienergebnis, dass für die Mehrheit der
Anleger nicht die Länder der Ausgangspunkt für
Investitionsentscheidungen sind, sondern die Städte. "Fast 60 Prozent
der Investoren legen mehr Wert auf die Stadt als Grundlage für die
Auswahl von FDI-Destinationen als noch vor zwei Jahren. Entscheidend
sind hier klassische Standortfaktoren wie z.B. Lohnkosten, das
Angebot an Fachkräften, Wirtschaftlichkeit, Steuern und Abgaben,
Marktgröße, aber auch die Sicherheit. Eine geringere Rolle bei der
Entscheidungsfindung spielen Umweltfaktoren wie saubere Luft/Wasser
oder das kulturelle Angebot", erklärt Eisenhut.
Brexit, Staatsschuldenkrise und US-Handelsstreit sorgen weiterhin
für Verunsicherung und trüben den wirtschaftlichen Ausblick. Trotz
Abkühlung der Weltwirtschaft zeigen sich immerhin 62 Prozent der
Investoren mehr als optimistisch, was die globale Weltwirtschaft
betrifft. Allerdings schwindet ihr Optimismus langsam. Auch für
Europa und Eurasien sind die Investoren zuversichtlich. Waren
vergangenes Jahr noch 27 Prozent eher optimistisch als pessimistisch,
sind es dieses Jahr nur noch 18 Prozent. Die Investoren rechnen
gerade in Industrieländern wieder mit höherer politischer
Instabilität und wirtschaftlichen Risiken. Auch fürchten viele
Investoren ein Ansteigen protektionistischer Vorschriften. Dagegen
hat die Angst vor geopolitischen Spannungen abgenommen.
Nachdem die Industrieländer in den vergangenen Jahren Plätze an
die Schwellenmärkte abgegeben hatten, erfolgte eine Trendwende. 2018
belegten die Industrieländer 22 der 25 Positionen im Index. Trotzdem
stufen Investoren Risiken in Schwellenländern als geringer ein. Als
aussichtsreichster Kandidat gilt hier China auf Platz 7. Die
Volksrepublik liegt damit zwar so schlecht wie noch nie, gilt aber
trotzdem als das Land mit dem höchsten Potential.
Der FDICI:
Der Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index® des Global
Business Policy Councils von A.T. Kearney basiert auf einer
jährlichen Befragung von mehr als 500 Führungskräften der weltweit
führenden Unternehmen zu Jahresbeginn. Der Index wurde 1998 erstmals
erhoben und bewertet die Attraktivität der einzelnen Märkte für
ausländische Investitionen im internationalen Vergleich in den
darauffolgenden drei Jahren. Mehr unter:
https://www.atkearney.com/foreign-direct-investment-confidence-index
Der Global Business Policy Council (GBPC):
Der GBPC von A.T. Kearney wurde 1992 gegründet und ist laut eines
Rankings der University of Pennsylvania einer der TOP 5 unter den
global führenden, privatwirtschaftlichen Think Tanks. Er unterstützt
CEOs und Regierungschefs durch Zukunftsprognosen und Studien sowie
exklusive Foren.
Über A.T. Kearney
A.T. Kearney ist eine der weltweit führenden
Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät global tätige
Konzerne als auch führende mittelständische Unternehmen und
öffentliche Institutionen. Das Beratungsunternehmen unterstützt seine
Klienten bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer
Organisation, um langfristig Vorteile zu erzielen. Im Mittelpunkt
stehen dabei die Themen Wachstum und Digitalisierung, Innovation und
Nachhaltigkeit sowie die Optimierung von komplexen Produktions- und
Lieferketten. A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet. 1964
eröffnete in Düsseldorf das erste Büro außerhalb der USA. Heute
beschäftigt A.T. Kearney mehr als 3.600 Mitarbeiter in über 40
Ländern der Welt. Seit 2010 berät das Unternehmen Klienten
klimaneutral.
www.atkearney.de
Twitter @atkearneydach
Pressekontakt:
Michael Scharfschwerdt
Director Marketing & Communications
A.T. Kearney GmbH
Charlottenstrasse 57
10117 Berlin
Germany
michael.scharfschwerdt@atkearney.com
Original-Content von: A.T. Kearney, übermittelt durch news aktuell
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