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KfW-Konjunkturkompass Deutschland: Binnennachfrage stabilisiert Konjunktur in schwierigem globalen Umfeld

Geschrieben am 23-05-2019

Frankfurt (ots) -

- KfW Research bestätigt BIP-Prognose von 0,8% für 2019 und 1,8%
für 2020 (kalenderbereinigt: 0,8% und 1,5%)
- Auf ein überraschend starkes Wachstum zu Jahresbeginn folgt im
laufenden zweiten Quartal ein Rückschlag
- Negativrisiken überwiegen und belasten vor allem die
exportorientierte Industrie

Gemessen an den ursprünglich geringen Erwartungen ist die deutsche
Wirtschaft überraschend kräftig in das Jahr 2019 gestartet: Das
preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP)
nahm im ersten Quartal um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal zu. Vor
allem der private Konsum sowie die Bruttoanlageinvestitionen in
Ausrüstungen und Bauten zogen deutlich an. Die Bauinvestitionen
profitierten dabei allerdings auch von der für die Jahreszeit
ungewöhnlich milden Witterung, die ein Vorziehen von Projekten
gestattete.

"So erfreulich die Rückkehr des Wachstums zu Jahresbeginn auch
ist, eine überzeugende Trendwende zum Besseren markiert sie nicht.
Bereits für das laufende zweite Quartal ist ein Rückschlag zu
erwarten, der BIP-Zuwachs dürfte kaum über 0,1% hinauskommen", sagt
Dr. Klaus Borger, Konjunktur- und Deutschlandexperte bei KfW
Research. Hierfür spräche nicht nur die nun zu erwartende Delle bei
den Bauinvestitionen nach dem Extraschub zu Jahresanfang, sondern vor
allem die Rezession in der Industrie, deren Ende angesichts des
Einbruchs der Auftragseingänge im ersten Quartal nicht in Sicht sei.
"Dass die Wirtschaft im zweiten Quartal trotzdem minimal wachsen
dürfte, verdankt sie allein der soliden Binnennachfrage", so Borger.

Der überraschend gute Start in das Jahr 2019 und die merklich
trüberen Aussichten insbesondere für das zweite Quartal halten sich
in ihren Auswirkungen auf das erwartete Gesamtjahreswachstum in etwa
die Waage. KfW Research bestätigt daher insgesamt seine
Konjunkturprognose von 0,8% für 2019 und von 1,8% für 2020.

Die erwarte Wachstumsbeschleunigung um einen Prozentpunkt im
kommenden Jahr mag auf den ersten Blick kräftig erscheinen.
Tatsächlich läuft das Konjunkturbild von KfW Research lediglich auf
eine moderate Erholung hinaus. Denn das Jahreswachstum 2020 erhält
nicht nur Impulse von einer nachfragegetriebenen ("echten") Erholung
der Konjunktur, sondern in erheblichem Ausmaß auch schlicht von den
Wechsellagen des Kalenders. "2020 stehen im Durchschnitt aller
Bundesländer fast vier Arbeitstage mehr zur Verfügung als 2019,
sodass die dadurch ermöglichte Zusatzproduktion allein bereits für
einen Wachstumsbeitrag von nicht ganz 0,4 Prozentpunkten sorgt",
erläutert Borger. Bereinigt um diesen Kalendereffekt liegt das
konjunkturelle Grundtempo 2020 nur bei knapp 1,5 %, was in etwa den
gängigen Schätzungen des deutschen Potenzialwachstums entspricht.
2019 spielt der Kalendereffekt dagegen keine Rolle.

Die Negativrisiken überwiegen. Sie konzentrieren sich im
außenwirtschaftlichen Umfeld und belasten vor allem die
exportorientierte deutsche Industrie. So zeichnet sich in den von den
USA losgetretenen globalen Handelskonflikten weiter keinerlei
Entspannung oder wenigstens eine Klärung der Sachlage ab. Die
US-Administration hat im Gegenteil den Konflikt mit China jüngst
unerwartet und erheblich eskaliert. Indirekt sind davon auch deutsche
Unternehmen betroffen. Mögliche Strafzölle auf Autoimporte aus der
EU, die Deutschland überproportional treffen würden, hat sie zwar bis
zum Spätherbst auf Eis gelegt. "Aber wohl nur, um sie in den
laufenden Handelsgesprächen mit der EU weiter als Druckmittel nutzen
zu können und neben China vorerst keine weitere handelspolitische
Front aufzumachen", vermutet Borger. "Die Risiken für die deutsche
und europäische Autoindustrie sind unverändert hoch." Auch auf die
Brexit-Frage sei wegen der tiefen inneren Zerrissenheit
Großbritanniens noch immer keine definitive Antwort gefunden worden
und ein ungeordnetes Ausscheiden aus der EU folglich noch immer
möglich. Sollten die Risiken schlagend werden, könne die deutsche
Konjunktur vollends kippen.

Der aktuelle KfW-Konjunkturkompass ist abrufbar unter:
www.kfw.de/konjunkturkompass



Pressekontakt:
KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt
Kommunikation (KOM), Christine Volk,
Tel. +49 (0)69 7431 3867, Fax: +49 (0)69 7431 3266,
E-Mail: Christine.volk@kfw.de, Internet: www.kfw.de

Original-Content von: KfW, übermittelt durch news aktuell


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