Rheinische Post: Trump schlittert in seinen Krieg
Kommentar Von Matthias Beermann
Geschrieben am 14-06-2019 |
Düsseldorf (ots) - Die sich wiederholenden Anschläge auf
Tankschiffe im Persischen Golf, so viel scheint sicher, sind als
Provokation gedacht. Nur wer da wen provozieren will und was - das
ist alles andere als eindeutig. Dass der Iran hinter der jüngsten
Attacke steckt, wie man jetzt in Washington behauptet, dafür reichen
die unscharfen Videobilder eines iranischen Schnellboots als Beweis
nicht aus. In Teheran beschuldigen sie natürlich die Amerikaner, und
würden nicht auch die Saudis am liebsten einen Krieg gegen den
Erzfeind auf der anderen Seite des Persischen Golfs vom Zaun brechen?
Die Lage am Golf ist konfus, aber sie ist zweifelsohne gefährlich.
Auf beiden Seiten haben leider Männer das Sagen, die mit der Gabe der
Diplomatie nicht gerade gesegnet sind. US-Präsident Donald Trump
fährt seit Wochen einen Schlingerkurs. Mal droht er und kündigt
Truppenverlegungen in die Golfregion an; dann wieder lockt er die
Führung in Teheran mit Gesprächsangeboten. Dort freilich sitzt der
greise Ali Khamenei, der religiöse Führer der islamischen Republik,
für den die Amerikaner des Teufels sind und der Trump keiner Antwort
würdigt. Beide eint nur, dass sie um keinen Preis Schwäche zeigen
wollen. Trump hat ja recht: Der Iran strebt langfristig nach
Massenvernichtungswaffen, und er destabilisiert den Nahen Osten auf
allen wichtigen Schlachtfeldern der Region. Aber Trumps Plan, das
Land mit massiven Sanktionen an den Verhandlungstisch zu zwingen,
geht bisher nicht auf. Trump hat es nur geschafft, die Scharfmacher
in Teheran zu stärken, während man nicht sicher sein kann, ob er die
Scharfmacher im Weißen Haus noch im Griff hat. Der Präsident, das
kann man ihm glauben, will keinen Krieg gegen den Iran. Aber am Ende
könnte er genau in diesen Krieg hineinschlittern. Und er wäre daran
nicht ohne Schuld.
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Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
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