Allg. Zeitung Mainz: Hardliner / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Fall Iran
Geschrieben am 14-06-2019 |
Mainz (ots) - Das amerikanische Militär präsentiert ein Video, das
iranischen Terror in der Straße von Hormus beweisen soll. Vielleicht
ist der Film nicht authentisch, vielleicht aber doch. Teheran ist
jederzeit willens und in der Lage, Terror auszuüben. Der Druck auf
den Iran, irgendeine Art von - wenn auch verzweifeltem oder
verbrecherischem - Ausweg zu suchen, ist durch die
US-Sanktionspolitik enorm gestiegen. Die Menschen im Iran leiden
unter wirtschaftlicher Not. Das treibt Hardliner wie die
Revolutionsgarden an, sich als Retter aufzuspielen. Dies wiederum
steigert die Gefahr eines militärischen Konflikts. Was die Sache noch
heikler macht, ist die Situation in den USA. Trump strebt eine zweite
Amtszeit an. Das befeuert seine Neigung, zu schwadronieren und von
Showdown-Situationen zu träumen. Auch im Fall Nordkorea ist das ja
so. Ob er sich über den Ernst solcher Lagen auch nur annähernd im
Klaren ist, muss leider bezweifelt werden. Bleibt zu hoffen, dass ihm
ein paar seiner Leute erklären, worum es ungefähr geht. Nun könnte
man argumentieren, das sei beim US-Präsidenten George W. Bush im
Golfkrieg 2003 auch nicht entscheidend anders gewesen. Aber ein Trost
ist das nicht. 2003 ließen sich nachvollziehbare Argumente für den
US-Angriff gegen den Irak ins Feld führen. Die Lage stabilisierte
sich; auf lange Sicht zu befrieden - im wahrsten Sinn des Wortes -
ist die Region aber offenkundig nicht. Darunter leidet in erster
Linie die Sicherheit Israels. In militärischen Konflikten sterben
Menschen. Weil Öl nach wie vor eine Waffe ist, drohen zudem massive
Verwerfungen in der globalen Ökonomie. Es geht um Macht und um
Religion. Klugheit wäre die Rettung.
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