neues deutschland: Kommentar zu Hitzewlle und Klimawandel: Anpassung per Ventilator
Geschrieben am 25-06-2019 |
Berlin (ots) - Die Wettervorhersagen der letzten Tage haben auch
wirtschaftliche Folgen: Die Branche der Ventilatorenhersteller und
Einzelhändler erfreuen sich an einem Umsatzboom. Ob es so kommt wie
im Hitzesommer 2018, als praktisch keines dieser Geräte, zumindest zu
einem noch halbwegs bezahlbaren Preis, mehr zu kriegen war?
Die Panikkäufe ächzender Verbraucher würde man in der großen
Klimadiplomatie unter das Stichwort »Adaptation« fassen - Strategien
zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels. Hilfen
insbesondere für arme Länder bei der Anpassung sind zwar längst
beschlossen, aber wie so vieles kaum mehr als ein Fragment.
Das Ventilatorenbeispiel zeigt indes das Problem dieser Strategie:
Die Reichsten decken sich mit einer teuren Klimaanlage ein, viele
wirbeln warme Luft auf, der Rest fügt sich in sein Schicksal. Und so
ist der Klimawandel wie so vieles im Kapitalismus extrem ungerecht -
während er die Reichen im Alltag kalt lässt, geht es für viele Arme
in Entwicklungsländern ums bloße Überleben. Natürlich braucht es
gesamtwirtschaftliche Anpassungsstrategien, die auch in Deutschland
bisher vernachlässigt werden. Nicht aber Klimaanlagen für alle, bei
denen der Strom aus Kohlekraftwerken kommt, die das Klima weiter
anheizen. Zumal man kühlen Kopf bewahren muss: Vordringlich ist nicht
Anpassung, sondern die Verhinderung einer katastrophalen
Erderwärmung. Auch wirtschaftlich ist das die mit Abstand beste
Variante.
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