NOZ: Neuer Ärztepräsident fordert Widerspruchslösung für Organspenden
Geschrieben am 26-06-2019 |
Osnabrück (ots) - Neuer Ärztepräsident fordert Widerspruchslösung
für Organspenden
Reinhardt: Einzig wirksamer Weg, Spenderzahl zu erhöhen -
"Entscheidung ist jedem zuzumuten"
Osnabrück. Mit Blick auf die Debatte im Bundestag hat sich der
neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt klar für eine Widerspruchslösung
bei Organspenden ausgesprochen. "Wir als Ärzteschaft stehen definitiv
zur Widerspruchslösung. Auch mit der Widerspruchslösung würde niemand
gegen seinen Willen zum Organspender", sagte Reinhardt der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Die Widerspruchslösung wäre der einzig
wirksame Weg, die Spenderzahl in Deutschland bedeutend zu erhöhen."
Kritik, die Widerspruchslösung sei ein unzulässiger Eingriff in
die Persönlichkeitsrechte der Menschen, wies Reinhardt zurück. "Es
ist zumutbar, eine Entscheidung zu verlangen oder, wenn jemand
gestorben ist, Angehörige vor diese Frage zu stellen. Einen
schwerwiegenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte sehe ich nicht.
Denn jeder bekommt die Chance, nein zu sagen."
Der Bundestag hatte am Mittwoch in erster Lesung über verschiedene
Reformvorschläge debattiert. Die Entscheidung soll im Herbst fallen.
Der Präsident der Bundesärztekammer stellte sich hinter den
Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. "Wir haben in Deutschland im
Vergleich zu anderen entwickelten Ländern eine besonders niedrige
Spenderrate und wir müssen Organe aus dem Ausland beziehen. Das muss
sich ganz dringend ändern, denn rund 10.000 Menschen in Deutschland
warten auf ein Organ", sagte Reinhardt der "NOZ".
Eine bereits am 1. April in Kraft getretene Reform, nach der
Kliniken die Transplantationskosten ersetzt und
Transplantationsbeauftragte freigestellt werden, bezeichnete
Reinhardt als "ersten wichtigen Schritt". "Der zweite Schritt muss
aber sein, die Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema
Organspende zu befassen und sich für oder gegen das Spenden
auszusprechen." Aufklärung und Gespräche mit Ärzten oder auf
Bürgerämtern reichten dafür nicht, bezog Reinhardt Stellung gegen
einen Alternativvorschlag von Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Die
Krankenkassen hätten alle ihre Mitglieder angeschrieben. "Aber diese
Aktivitäten versanden meist, weil die Menschen das Thema ausblenden",
sagte Reinhardt.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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