Kreditversicherer Coface stuft Deutschland ab / In Länderbewertung nicht mehr A1 - Automobil- und Metallbranche "hohes Risiko"
Geschrieben am 08-07-2019 |
Mainz (ots) - Coface führt Deutschland nicht mehr in der besten
Länderkategorie. Der internationale Kreditversicherer hat die
Bundesrepublik von A1 in A2 herabgestuft. "Die veränderte
Länderbewertung steht im Zusammenhang mit einem deutlich erhöhten
Risiko in wichtigen Branchen", erklärt Coface-Volkswirtin Christiane
von Berg. So wurden die Sektoren Automobil und Metall sowie Pharma
und Informations- und Kommunikationstechnologie ebenfalls
herabgestuft. Neben Deutschland wurde auch die Bewertung von
Österreich von A1 ins A2 nach unten korrigiert. Die Automobilbranche
erfuhr eine Herabstufung in 13 Ländern.
Die in Teilbereichen eng miteinander verbundenen Branchen
Automotive und Metall führt Coface in der Branchenbewertung für
Deutschland nun in der Kategorie "hohes Risiko". Die Informations-
und Kommunikationstechnologie sowie Pharma wurden auf "mittleres
Risiko" herabgestuft. Die Länderbewertung erfolgt in den Stufen A1
bis A4, B, C, D und E. Die Branchenrisiken erfasst der
Kreditversicherer in "sehr hoch", "hoch", "mittel" und "gering".
Anders als die Länderratings der Ratingagenturen macht die
Länderbewertung von Coface keine Aussage zur Staatsbonität oder über
den Wert von Staatsanleihen. Coface bemisst das Risiko für
Unternehmen, bei Geschäften mit Abnehmern in einem Land
Forderungsverluste zu erleiden. Die Volkswirte untersuchen neben der
wirtschaftlichen und politischen Situation in 161 Ländern auch die
Entwicklung von 13 Branchen in 26 Ländern. Dieser Ausschnitt erfasst
rund 85 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.
Automotive Motor der Abschwächung
Zwar profitiere die deutsche Wirtschaft noch von einigen positiven
makroökonomischen Fundamenten, wie einem guten privaten
Haushaltskonsum und einem insgesamt dynamischen Arbeitsmarkt, erklärt
Christiane von Berg. "Sie spürt aber seit dem Jahreswechsel zunehmend
Gegenwind. Daher haben wir bereits im März unsere Wachstumsprognose
für 2019 auf 0,8 Prozent angepasst, nachdem die Wirtschaft im Vorjahr
noch um 1,5 Prozent gewachsen ist." Die Industrie sieht Coface in
einem Abwärtstrend und erwartet keine kurz- bis mittelfristige
Verbesserung der Branchenkonjunktur. "Die jährliche Rate der
Industrieproduktion ist seit Monaten negativ und sinkt von Raten um
plus 6 Prozent im November 2017 auf minus 2 Prozent im April 2019.
Auch der Auftragseingang im In- und Ausland ist negativ", sagt die
Coface-Ökonomin: "Motor der Abschwächung ist die deutsche
Automobilindustrie."
Die Automobilproduktion ist von einer jährlichen Rate von 5
Prozent im Februar 2017 auf rund minus 12 Prozent im Frühjahr 2019
gesunken. Seit August 2018 sind im Durchschnitt die negativen
jährlichen Produktionszahlen fast durchgehend zweistellig. Auch die
Auftragseingänge und Exportzahlen sind auf Jahresbasis negativ. "Zwar
haben die deutschen Hersteller ihre Investitionen in die E-Mobilität
von 2017 bis 2018 verdoppelt. Insgesamt gingen die Investitionen in
die Automobilproduktion jedoch zurück", bilanziert Christiane von
Berg. Global investierten die 16 größten Automobilunternehmen 2017
noch in 156 Projekte im Wert von rund 26,7 Milliarden US-Dollar. 2018
waren es nur 118 neue Projekte im Wert von 22,4 Milliarden US-Dollar.
Metall mit getroffen von Automobil
Eng mit der deutschen Automobilindustrie verbunden ist die
Metallindustrie. Viele Vorprodukte für Autos werden in Deutschland
hergestellt. Die weit verbreitete reduzierte Nachfrage nach
Kraftfahrzeugen deutscher Hersteller schadet damit auch der
Metallindustrie. So ist der Auftragseingang seit August 2018
rückläufig und liegt im negativen Bereich gegenüber 2018. Auch die
Produktion der Metallbranche ist zurückgegangen und ist seit November
2018 im Jahresvergleich negativ. Hier hat die Produktion von Eisen
und Stahl einen besonders negativen Einfluss auf die
Gesamtproduktion.
IKT im harten Wettbewerb
Ein steigendes Risiko sieht Coface in der IKT-Branche und hat den
Sektor von "niedriges" in "mittleres Risiko" herabgestuft. Im harten
Wettbewerb hat sich die Stimmung in der Branche erheblich
verschlechtert. "Die Auslandsaufträge liegen ständig im negativen
Bereich und die Produktion von Computer- und Elektronikprodukten ist
seit fast sechs Monaten gegenüber dem Vorjahr rückläufig", erklärt
Christiane von Berg. Sie befürchtet, dass nach der 5G-Auktion in
Deutschland, die dem Staat über 6 Milliarden Euro eingebracht hat,
für die Unternehmen die Luft dünner wird: "Bei so hohen Lizenzkosten
bleibt weniger finanzielle Liquidität für Investitionen in das
eigentliche Netzwerk."
Leichte Schatten auf Pharma-Branche
Wie für IKT sieht Coface auch für die Pharma-Branche ein allgemein
"mittleres Risiko". "Generell ist die aktuelle Geschäftslage der
deutschen Pharmaindustrie positiv", sagt Christiane von Berg. "Die
positive Grundstimmung spiegelt sich in den Umsatzzahlen der letzten
Jahre wider, und die Margen der Pharmahersteller blieben bis Ende
2018 hoch." Allerdings fallen allmählich Schatten auf dieses positive
Bild. Die nachlassende Wachstumsdynamik in der deutschen Industrie
wirkt sich teilweise auf die Pharmaindustrie aus, obwohl der
Gesamteffekt geringer ist als in anderen Branchen. Die Auftragszahlen
für pharmazeutische Grundstoffe und deren Herstellung liegen aber
seit einigen Monaten unter dem Vorjahr. Außerdem stehen vor allem die
großen deutschen Unternehmen nicht mehr in der ersten Reihe. Sie
kämpfen mit einem intensiven Wettbewerb, zumal viele Lizenzen für
bestimmte medizinische "Blockbuster"-Produkte auslaufen und billigere
Generika auf dem Markt sind.
Letztlich dürfte sich die Konjunktur- und Branchenproblematik auch
auf die Insolvenzentwicklung auswirken. "Auch wenn nach dem schwachen
ersten Quartal 2019 sich die Insolvenzen im Frühjahr wohl wieder
etwas beruhigt haben, gehen wir für das Gesamtjahr von wieder
insgesamt steigenden Insolvenzzahlen aus", erklärt Christiane von
Berg. Den Anstieg prognostiziert Coface für Deutschland mit 1
Prozent, für Westeuropa mit 2 Prozent.
Weitere Informationen, auch über Veränderungen in anderen Ländern
und Branchen: www.coface.de
Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
Tel. 06131/323-541
erich.hieronimus@coface.com
www.coface.de
Original-Content von: Coface Deutschland, übermittelt durch news aktuell
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