(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Kein Ausweg in Sicht / Kommentar zum Brexit-Prozess nach der Wahl Boris Johnsons von Andreas Heitker

Geschrieben am 23-07-2019

Frankfurt (ots) - Auch wenn es in London vielleicht anders gesehen
wird, aber der Wechsel von Theresa May zu Boris Johnson ändert am
Brexit-Prozess erst einmal wenig. Weiterhin liegt ein ausgehandeltes
Austrittsabkommen auf dem Tisch, dem das britische Unterhaus nicht
zustimmen, das die EU-27 aber nicht neu verhandeln will. Weiterhin
gibt es im Parlament in London keinerlei Mehrheit für irgendeine
Option in den künftigen Beziehungen. Wenn Unterhaus und britische
Regierung sich beispielsweise für eine Zollunion entscheiden würden,
wären alle Probleme schnell vom Tisch. Gelingt es Johnson im
Gegensatz zu May, eine Mehrheit für irgendetwas zu organisieren? Da
gibt es berechtigte Zweifel. Als Brückenbauer ist der Lautsprecher
der Brexiteers bislang eher nicht in Erscheinung getreten.

Um noch einmal in Erinnerung zu rufen, was (aus britischer Sicht)
das Problem am Austrittsabkommen ist: Es geht um den sogenannten
Backstop, der als Notfallmechanismus helfen soll, eine harte Grenze
auf der irischen Insel zu vermeiden. In Großbritannien herrscht trotz
zahlreicher Erklärungen der EU-Seite weiterhin die Sorge vor, dieser
Backstop könnte von Brüssel dazu genutzt werden, das Land auch
langfristig an die EU zu ketten. Doch wo ist die Suche nach einer
alternativen Lösung für das komplizierte Grenzproblem zwischen Irland
und Nordirland? Aus London sind seit der Verlängerung des
Brexit-Datums im April keine Vorschläge hierzu gekommen. Und Brüssel
oder auch Dublin haben sich ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert und
konstruktiv einen Ausweg gesucht.

So läuft jetzt alles auf eine erneute Verlängerung der
Brexit-Frist hinaus, ohne dass irgendeine Lösung absehbar wäre. Die
Rufe nach einem Ende mit Schrecken und nach Planungssicherheit für
Unternehmen und Bürger werden zwar lauter. Aber weder im Unterhaus
noch in der EU-27 ist man bislang zu einem ungeregelten Austritt an
Halloween wirklich bereit. Daran ändern auch Johnsons markige Sprüche
nichts.

In Brüssel setzt man ohnehin darauf, dass auch beim neuen
britischen Premier Wahlkampf-Rhetorik und (Real-)Politik zweierlei
Paar Schuhe sind. Dass die Unterhändler aus Brüssel Johnson jetzt
plötzlich ganz andere Angebote machen als seiner Vorgängerin May, ist
auch nicht zu erwarten. Und auf mehr Entgegenkommen der neuen
EU-Kommission sollte Johnson auch nicht hoffen - auch wenn die
künftige Präsidentin Ursula von der Leyen einer weiteren
Fristverlängerung beim Brexit schon den Weg bereitet hat.

(Börsen-Zeitung, 24.07.2019)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

695544

weitere Artikel:
  • 3B SMART ANATOMY - die neue Generation anatomischer Modelle Hamburg, Deutschland (ots/PRNewswire) - 3B Scientific hat heute mit 3B SMART ANATOMY eine neue Generation von anatomischen Modellen auf den Weltmarkt gebracht. 3B SMART ANATOMY wurde entwickelt, um die Lücke zwischen analogem und digitalem Lernen zu schließen. Virtual meets Reality - das Konzept von 3B SMART ANATOMY 3B Scientific hat sich mit 3D4Medical zusammengeschlossen, um eine umfangreiche Kursbibliothek mit 3B SMART ANATOMY Kursen zu erstellen. 3D4Medical ist der weltweit führende Entwickler von realistischen dreidimensionalen mehr...

  • Westfalen-Blatt: ein Kommentar zu Tarifverträgen Bielefeld (ots) - Das sollten sich die Metall-Arbeitgeber zweimal überlegen: Gehaltserhöhungen immer wieder im eigenen Unternehmen neu auszuhandeln dürfte kein Vergnügen sein - ganz abgesehen vom Zeitaufwand, den solche Gespräche erfordern. Leicht sorgen sie zudem für schlechte Stimmung. Und das wird die Anwerbung von Fachkräften sicher nicht erleichtern. Betroffen wäre am Ende vor allem der Mittelstand, der allerdings auch heute schon in besonderer Weise unter manchen Tarifabschlüssen leidet. Daher sollten sich auch die mehr...

  • Chinesischer Immobilienentwickler Country Garden im dritten Jahr in Folge auf der Fortune Global 500-Liste Das Unternehmen steigt auf den 177. Platz auf der Liste 2019 Foshan, China (ots/PRNewswire) - Die Veröffentlichung der Ausgabe 2019 der Fortune Global 500-Liste fand offiziell am Abend des 22. Juli statt, und Wal-Mart, Sinopec und die Shell Oil Company nehmen die drei Spitzenplätze der Liste ein. Zusammengefasst verzeichneten die Fortune Global 500-Unternehmen insgesamt Betriebserträge von 32,7 Billionen USD, was verglichen mit dem Vorjahr einem Anstieg von 8,9 Prozent entspricht, während ihre Gewinne ein neues Hoch von 2,15 Billionen mehr...

  • SAI Global führt innovatives Lernprogramm für wertebasierten Verhaltenskodex ein Ethik- und Compliance-Lernlösung veranschaulicht die internen Werte eines Unternehmens und versetzt Mitarbeiter in die Lage, sich ethisch richtig zu verhalten, was die Kultur und damit letztendlich die Reputation eines Unternehmens beeinflusst Chicago (ots/PRNewswire) - SAI Global, ein anerkannter Marktführer von Lösungen für integriertes Risikomanagement und größter Anbieter von Ethik- und Compliance-Lerninhalten, hat heute ein Values-Based Code of Conduct-Lernprogramm vorgestellt, das Teil seiner EthicsAnywhere(TM) Suite mit mehr...

  • NOZ: Nitrat-Belastung: EU-Kommission will offenbar Zweitverfahren gegen Deutschland einleiten Osnabrück (ots) - Nitrat-Belastung: EU-Kommission will offenbar Zweitverfahren gegen Deutschland einleiten Bundesrepublik drohen damit hohe Strafzahlungen - Entscheidung für heutigen Mittwoch erwartet Osnabrück. Die Bundesrepublik muss sich wohl erneut vor dem Europäischen Gerichtshof wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verantworten. Nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gehen Berliner Regierungskreise davon aus, dass die EU-Kommission auf ihrer Sitzung am heutigen Mittwoch die Einleitung eines sogenannten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht