neues deutschland: Schnitzel und Transplantate - Kommentar zur Züchtung menschlicher Organe in Tieren
Geschrieben am 31-07-2019 |
Berlin (ots) - Knapp 10.000 Menschen warteten 2017 in Deutschland
auf ein Spenderorgan. Nicht einmal für ein Viertel davon reichte das
Spendenaufkommen. Hierzulande baut die Politik auf veränderte
Zustimmungsregeln für Spender. In Japan, so scheint es, setzt man auf
einen anderen Weg: Xenotransplantate, also Organe aus anderen
Säugetieren, wegen der Größenverhältnisse wohl vor allem von
Schweinen.
Um die zu erwartende Abstoßungsreaktion zu mildern oder gar zu
vermeiden, soll das gesuchte Organ allerdings als menschliches Organ
im Schwein wachsen. Derartige Mischwesen, Chimären genannt, dürfen in
Japan nun zu Forschungszwecken hergestellt werden.
Werden uns also demnächst Schweine mit menschlichen Eigenschaften
über den Weg laufen? Vermutlich nicht mehr als jetzt auch schon. Die
moralischen Einwände gegen derlei Experimente müssten denn auch die
gleichen sein, die man gegen Aufzucht und Schlachtung von Tieren zum
menschlichen Verzehr vorbringen kann. Bis zu 715 Tiere verzehrt der
statistische Deutsche in seinem Leben, ein Großteil davon sind
Schweine. Wenn eines davon mit einer Bauchspeicheldrüse oder Leber
einem Menschen das Leben retten kann, wäre das wohl moralischer, als
mit Schnitzel und Schinken die Zahl der Übergewichtigen zu mehren.
Nicht grundlos fand der Ethikrat die Forschung an Chimären für diesen
Zweck schon 2011 vertretbar.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
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