Allg. Zeitung Mainz: Asozial / Kommentar von Jens Kleindienst zur Vermüllung
Geschrieben am 12-08-2019 |
Mainz (ots) - Kippen im Sandkasten, Kaffeebecher auf der Straße,
Burger-Boxen im Gebüsch, Grillreste im Park, Plastiktüten im
Straßengraben: Wer das als Zumutung und Ausdruck kultureller
Verwahrlosung empfindet, ist kein Spießer. Wer seinen Müll (oder die
Hinterlassenschaften seines Vierbeiners, aber das ist ein anderes
Thema) nicht ordentlich entsorgt, handelt asozial. Dem ist kaum durch
Gesetze beizukommen, es sei denn, man nimmt sich das autoritär
regierte Singapur mit seinen drakonischen Strafen für Umweltferkel
zum Vorbild. Es gibt aber einen klaren Zusammenhang zwischen dem
rasant gestiegenen Verbrauch von Einwegverpackungen und der
Vermüllung des öffentlichen Raums. Dass es nicht noch schlimmer
aussieht, ist den vielen Wegräumern in Warnwesten zu verdanken, die
Kommunen und Straßenmeistereien beschäftigen. Die Zahlen, die der
Mainzer OB Ebling jetzt präsentierte, sprechen für sich: Zwei Drittel
des Inhalts, den seine Putzkolonnen aus den Straßen-Mülleimern holen,
sind - immerhin ordentlich entsorgte - Einwegverpackungen. Ihre
Beseitigung verschlingt viel Steuergeld. Deshalb klingt es erstmal
gut, wenn Umweltministerin Schulze ankündigt, die Hersteller von
Einwegverpackungen und Wegwerfartikeln an den Entsorgungskosten
beteiligen zu wollen. Doch was bringt es, wenn der Kaffeebecher ein
bisschen teurer wird? Die Kämmerer mögen sich freuen, aber die
Einwegflut wird dadurch nicht gebrochen. Einzig ein saftiges Pfand
könnte die To-Go-Generation vielleicht dazu bringen, auf Mehrweg
umzusteigen. Und gegen die Unsitte, seinen Abfall in die Gegend zu
feuern, helfen nur gute Erziehung und soziale Kontrolle.
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