Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren verpasste Chance: EU-Kommission schlägt zu hohe Fangquoten für Ostseebestände vor
Geschrieben am 30-08-2019 |
Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren
Vorschlag der EU-Kommission für Fangquoten in der Ostsee - Dorsch-
und Heringspopulationen sind bereits in kritischem Zustand -
Wissenschaftler empfehlen Null-Quote für westlichen Hering und
östlichen Dorsch - DUH und Our Fish fordern Landwirtschaftsministerin
Julia Klöckner auf, die wissenschaftlichen Empfehlungen einzuhalten
und so die Überfischung zu beenden
Den heute von der EU-Kommission veröffentlichten Vorschlag für
Fangbeschränkungen in der Ostsee für 2020 kritisieren die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish als unzureichend. Der
Vorschlag der Kommission geht erneut über die wissenschaftlichen
Empfehlungen hinaus. Mit dem Vorschlag wird die Überfischung für den
westlichen Hering sowie den Lachs in der Ostsee 2020 fortgesetzt.
Außerdem wird für den östlichen Dorsch, der sich in einem kritischen
Zustand befindet, eine noch nicht definierte Beifang-Fangquote
vorgeschlagen. Dies gefährdet die Erholung dieser stark gefährdeten
Population.
Gemäß der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) sind die
EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die Überfischung bis spätestens 2020
zu beenden und alle Bestände nachhaltig zu befischen. Dem wird der
Vorschlag der EU-Kommission nicht gerecht. DUH und Our Fish werten
den Vorschlag als Verstoß gegen dieses wichtige Nachhaltigkeitsziel.
Im Oktober werden die Fangquoten während des Treffens im
Fischereiministerrat auf Basis des Vorschlags von Wissenschaftlern
und EU-Kommission final verhandelt. Die DUH und Our Fish fordern die
Beteiligten auf, die wissenschaftlichen Empfehlungen für alle
Bestände einzuhalten.
"Die von der Wissenschaft vorgeschlagene Null-Quote für den
westlichen Hering wird ignoriert und für den Lachs eine zu hohe
Fangquote empfohlen. Für den östlichen Dorsch hält sich die
Kommission zwar an den empfohlenen Fangstopp, doch der massive
Beifang von Dorschen in der noch stattfindenden Plattfischfischerei
wird für ihn zum großen Problem. Es müssen in den betreffenden
Gebieten selektivere Netze zum Einsatz kommen. Diese existieren schon
lange und deren Einsatz ist für die Erholung der Dorschpopulation
unumgänglich. Wir fordern die zuständige Ministerin Julia Klöckner
auf, sich für einen Stopp der Fischerei des östlichen Dorschs und des
westlichen Herings stark zu machen und die Beifänge von Dorschen
nicht weiter zu tolerieren", sagt Sascha Müller-Kraenner,
Bundesgeschäftsführer der DUH.
Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Initiative dazu: "Es ist
erschreckend, dass die Kommission ihre rechtliche Verpflichtung
missachtet und für mehrere Fischpopulationen zu hohe Fangbegrenzungen
vorschlägt. Die Kommission hätte in diesem Jahr aufgrund der
anstehenden Frist für 2020 den wissenschaftlichen Fangempfehlungen
folgen müssen, um die Überfischung zu beenden. Angesichts des
schlechten Zustandes der Herings- und Dorschpopulationen in der
Ostsee und einer Klima- und Biodiversitätskrise in unseren Meeren,
ist der nun vorliegende Vorschlag unverantwortlich. Wir erkennen die
Bemühungen der Kommission an, für einen Großteil der Bestände die
wissenschaftlichen Vorgaben einzuhalten. Doch die gesetzlichen
Vorgaben sind klar: Alle Bestände müssen bis 2020 nachhaltig befischt
werden. Es gibt keine Ausreden mehr."
Bei dem Treffen der EU-Fischereiminister am 14. und 15. Oktober in
Luxemburg, entscheiden diese auf der Grundlage des
Kommissionsvorschlags über die Fangbegrenzungen in der Ostsee für das
nächste Jahr. Dies wird in diesem Jahr die letzte Chance für die EU
sein, die Überfischung in der Ostsee bis 2020 zu beenden. Ab dem 1.
Januar 2020 ist die Überfischung in den -Gewässern der EU nach deren
eigenen Rechtsvorschriften illegal. DUH und Our Fish fordern die
zuständigen EU-Minister auf, nachhaltige Fangquoten festzulegen, um
den Druck auf die schwindenden Fischpopulationen zu verringern und so
deren Zukunft zu ermöglichen.
Hintergrund:
Zum östlichen Dorsch: Der Internationale Rat für Meeresforschung
(ICES) empfiehlt einen Fangstopp für 2020. Im Juli 2019 ergriff die
Kommission bereits Sofortmaßnahmen, damit der Bestand nicht
vollständig kollabiert. Die Kommission spricht sich für die
Einstellung aller gezielten Dorschfischereien in der östlichen Ostsee
und die vorgeschlagene Fortsetzung einer Laichschonzeit aus. Dies
reicht jedoch nicht aus, damit sich der Bestand vollständig erholen
kann. Dazu müssen die Fischereiminister die Fischerei in allen
Dorschlaichgebieten während der gesamten Hauptlaichzeit verbieten.
Der Ministerrat muss auch sicherstellen, dass die Fischer die
Erholung mit Grundschleppnetzen nicht gefährden. Deshalb muss
beispielsweise der Beifang von Dorsch in der Plattfischfischerei so
gering wie möglich gehalten werden, indem Netze zum Einsatz kommen,
die den Dorschen Fluchtmöglichkeiten lassen. Die Netze existieren
schon lange, doch sie müssen auch verwendet werden.
Zum westlichen Hering: Die ICES-Empfehlung für die Fangmenge liegt
dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge bei Null. Laut ICES war die
Fangmenge bereits seit Mitte der 2000er Jahre gering und befindet
sich seit vier Jahren auf einem historischen Tiefpunkt. 2018 haben
die EU-Kommission und der Ministerrat diese Empfehlung ignoriert.
Auch in diesem Jahr schiebt die Kommission scheinbar lieber
kurzsichtige sozioökonomische Argumente vor und empfiehlt zu hohe
Fangmengen. Doch eine nachhaltige Bewirtschaftung der europäischen
Meere würde erhebliche sozioökonomische Vorteile in Form höherer
Einnahmen und zusätzlicher Arbeitsplätze direkt in der Fischerei wie
auch in verwandten Sektoren bringen.
Zum Lachs: Die wissenschaftliche Empfehlung sagt eindeutig, dass
nicht mehr als 58.900 Tonnen im Jahr 2020 gefangen werden dürfen. Die
Kommission schlägt dagegen 86.575 Tonnen vor. Dieser Vorschlag ist
nicht zu akzeptieren, da er klar gegen die EU-Vorschriften zum Stopp
der Überfischung verstößt.
Links:
Link zum Kommissionsvorschlag: http://ots.de/qJHl7B
Zu den ICES-Empfehlungen:
- Westlicher Hering: http://ots.de/HpIfcl
- Östlicher Dorsch: http://ots.de/NHEPUh
- Lachs: http://ots.de/AmPAky
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish
Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz DUH
030 2400867-895, hockun@duh.de
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
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