NOZ: CO2-Belastung durch Moorbrand noch immer nicht ermittelt
Geschrieben am 31-08-2019 |
Osnabrück (ots) - CO2-Belastung durch Moorbrand noch immer nicht
ermittelt
Umweltbundesamt: Messergebnisse werden erst Anfang 2020
veröffentlicht - Ausgleich für Klimaschaden noch unklar
Osnabrück. Ein Jahr nach dem Moorbrand im Emsland ist immer noch
unklar, wie groß der 2018 entstandene Klimaschaden war und ob er
überhaupt ausgeglichen wird. Das berichtet die "Neue Osnabrücker
Zeitung" unter Berufung auf das Bundesverteidigungsministerium und
das Umweltbundesamt. Der am 3. September 2018 durch Raketentests
ausgelöste Moorbrand hatte fünf Wochen lang vermutlich
Hunderttausende Tonnen klimaschädliches CO2 freigesetzt; Schätzungen
gingen von 500.000 Tonnen aus. Die Politik forderte damals, jeglicher
Klimaschaden müsse ausgeglichen werden, am besten vor Ort.
Wie viel CO2 tatsächlich freigesetzt wurde, ist laut Informationen
der "NOZ" noch immer unklar. Eine Sprecherin des Umweltbundesamtes
teilte auf Anfrage mit, das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in
Braunschweig ermittle dies mithilfe eines Satellitenmodells -
allerdings werden die Zahlen erst im Januar 2020 im Rahmen der
nationalen Treibhausgasemissionsberichterstattung veröffentlicht.
Erwartet worden waren Ergebnisse schon früher, ein Wechsel der
Untersuchungsmethode sorgte jedoch für Verzögerungen, wie ein
Mitarbeiter des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und
Dienstleistungen der Bundeswehr gegenüber der "NOZ" erklärte.
Ob der ermittelte Klimaschaden dann auch wie gefordert
ausgeglichen wird, ist unklar. Das Umweltbundesamt betonte, dass die
Emissionen des Moorbrandes im Rahmen des Emissionshandels dem Bereich
"Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft" zuzuordnen
seien und dort jegliche CO2-Kompensation freiwillig sei. Derzeit gehe
die Behörde zudem davon aus, dass der Moorbrand wie ein Waldbrand als
Unglück einzustufen sei; auch Unglücke müssen in der Klimabilanz
nicht ausgeglichen werden.
Über eine mögliche Kompensation entscheidet am Ende das
Bundesverteidigungsministerium, nach eigenen Angaben aber erst nach
Vorliegen der Zahlen Anfang 2020. Dann könnte ein Ausgleich im Rahmen
des internationalen Handels mit Emissionszertifikaten geschehen -
also weit entfernt vom Emsland. Eine Maßnahme vor Ort wäre die
Wiedervernässung des teilentwässerten Moores; dadurch würde das Moor
wachsen und seine Rolle als CO2-Speicher erfüllen können. Durch den
Moorbrand hat die Natur auf 1224 Hektar Brandfläche teilweise
erheblich gelitten. Auf 400 Hektar droht aus einer ökologisch
wertvollen Moorheide ein Birkenwald zu werden, weil das Feuer das
Wachstum von Pionierbäumen wie Birke und Espe gefördert hat.
Der Moorbrand war am 3. September 2018 durch einen Raketentest auf
dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD 91) nahe Meppen
(Landkreis Emsland) ausgebrochen. Teil des Bundeswehrgeländes ist das
Moorschutzgebiet "Tinner Dose", eines der größten nicht abgetorften
Moore Mitteleuropas, das damals stark unter der lang andauernden
Trockenheit gelitten hatte. Erst nach fünf Wochen gelang es den mehr
als 1700 Einsatzkräften von Feuerwehr, THW und Bundeswehr, den Brand
zu löschen.
+++
Moorbrand: Bundeswehr beziffert Kosten auf 16,5 Millionen Euro
Größter Posten ist die Amtshilfe - Posten Schadenersatz umfasst
633.500 Euro - Schießbetrieb wurde stufenweise wieder aufgenommen
Osnabrück. Durch den vor einem Jahr fünf Wochen lang schwelenden
Moorbrand im Emsland sind der Bundeswehr Gesamtkosten in Höhe von
16,5 Millionen Euro entstanden. Das hat ein Sprecher der Bundeswehr
auf Anfrage der "Neuen Osnabrücker Zeitung" mitgeteilt. Diese Summe
enthält neben den Kosten für den Geräteeinsatz sowie die beschafften
Güter und Dienstleistungen auch die bisher geleisteten
Schadenersatzforderungen an Privatpersonen und Landwirte (633.500
Euro) und den Ausgleich von Forderungen im Rahmen der Amtshilfe.
Dafür wurden bislang 7 Millionen Euro ausgegeben, weitere 700.000
Euro befinden sich in der Prüfung. Bislang war man von Kosten in Höhe
von 7,9 Millionen Euro ausgegangen. Nicht enthalten ist in der
Kostenrechnung der Klimaschaden.
Als Reaktion auf den Brand hat die Bundeswehr zudem neues,
schweres Feuerwehrgerät angeschafft. Hierzu zählt die Beschaffung
eines neuen Moorbaggers, zweier Moorraupen, zweier Löschraupen und
eines Bergepanzers Büffel 3. Die Geräte sollen 2020 zur Verfügung
stehen. Bis dahin verwendet die Bundeswehrfeuerwehr auf dem Gelände
der Wehrtechnischen Dienststelle 91 (WTD) bei Bedarf Ersatzfahrzeuge
anderer Dienststellen.
Der Erprobungsbetrieb, also der Test von Munition und
Einsatzgerät, auf dem Gelände der WTD 91 ist in den Monaten seit dem
Moorbrand stufenweise wieder aufgenommen worden. Ins offene Moor wird
allerdings noch nicht geschossen. Laut Bundeswehr wird vor
Durchführung eines jeden Schieß- und Sprengvorhabens eine gesonderte
Prüfung mit besonderem Augenmerk auf den Brandschutz durchgeführt.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell
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