Rheinische Post: Kommentar /
Sozialdemokratischer Krabbenkorb
= Von Eva Quadbeck
Geschrieben am 04-09-2019 |
Düsseldorf (ots) - Nach dem Motto "Viel hilft viel" stellen sich
die immer noch 15 Kandidaten für den SPD-Parteivorsitz in 23
Regionalkonferenzen vor. Das Motto ist aber ein Trugschluss.
Angesichts der Masse der Kandidaten und der Kürze der Zeit bei den
einzelnen Veranstaltungen kann kein Wettstreit um die besten Ideen
zustande kommen. Da war das Konzept der CDU im vergangenen Herbst
zielführender, bei dem sich drei Konkurrenten um den Parteivorsitz
auf acht Regionalkonferenzen vorstellten. Der Partei gelang es
damals, alle drei Kandidaten zur Geltung zu bringen.
Bei der SPD zeigt sich eher das Prinzip Krabbenkorb - alle
versuchen, nach oben zu krabbeln und die anderen dabei unter sich zu
lassen. Es besteht die Gefahr, dass der Betrachter sich ermüdet
abwendet.
Zwei Dinge sind der SPD zu wünschen: Erstens kann man nur hoffen,
dass die Basis ein Duo an die Parteispitze wählt, das Akzeptanz
finden und nicht vom ersten Tag an von den Unterlegenen demontiert
wird. Und zweitens wäre es für die Sozialdemokraten gut, wenn sie
eine Führung bekämen, die willens ist, das Regierungsbündnis
fortzusetzen. Käme ein Duo an die Spitze, das mutwillig die Groko
verlässt, wäre der Schaden für die SPD groß. Sie hätte den Schwarzen
Peter für das Scheitern der Regierung. Alle Erfahrung lehrt, dass
eine Partei dafür bei einer nächsten Wahl abgestraft wird. Mit dem
Rückzug des Duos Lange / Ahrens zugunsten von
Walter-Borjans und Esken sind zunächst die Groko-Gegner gestärkt.
Ein Raus aus der Groko ohne wirklich nachvollziehbaren Grund würde
die SPD zugleich aus der Mitte der Parteienlandschaft nach links
katapultieren, was Union und Grüne stärken würde. Sie werden
selbstverständlich jeden Zentimeter besetzen, den die SPD in der
Mitte preisgibt.
www.rp-online.de
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Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
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