Rheinische Post: Kommentar: NRW hat zu viele Krankenhäuser
Geschrieben am 06-09-2019 |
Düsseldorf (ots) - Die Reform der Krankenhauslandschaft ist
überfällig. Etwa die Hälfte der rund 350 Häuser in NRW ist
wirtschaftlich angeschlagen. Auch die medizinische
Versorgungsqualität lässt vielerorts zu wünschen übrig. Etliche
Kliniken bieten Behandlungen an, mit denen sie zu wenig Erfahrung
haben. Andere finden kaum noch gute Ärzte und Pfleger. Die
medizinischen Gerätschaften werden immer besser, aber auch immer
teurer. Häuser, bei denen das Geld knapp ist, setzen selten die
neuesten Techniken ein. Was sich im Internet-Zeitalter auch schneller
als früher herumspricht, weshalb solchen Häusern schleichend auch die
Patienten davonlaufen. Zumal die Gesellschaft immer mobiler wird.
Weniger Krankenhäuser wären leichter zu finanzieren und besser für
die Patienten. Diese gesundheitspolitische Binse, gerade erst wieder
durch eine Bertelsmann-Studie belegt, schreit schon lange nach
Konsequenzen. Aber Generationen von Gesundheitsministern sind bislang
davor zurückgeschreckt. Sie haben den Aufstand der Bürgermeister,
Patienten- und Ärzteverbände gefürchtet, der absehbar ist, wenn ein
Politiker ihnen "ihr" Krankenhaus wegnehmen will. Es ist der Fluch
der Gesundheitspolitik, dass ihre Themen so leicht emotionalisierbar
sind. Jede noch so vernünftige Reform kämpft deshalb stets gegen
einen Berg von Polemik, auf dem die Absturzgefahr für
Gesundheitsminister erheblich ist. Es ehrt Laumann, dass er sich
diesem Risiko aussetzt. Allerdings tut er das mit wohlüberlegtem
Timing. Die Zeit bis zur nächsten Wahl dürfte wohl nur noch für den
Entwurf seiner Reform ausreichen. Dann ist Laumann 65. Wahrscheinlich
wird ein Nachfolger die heikle Umsetzung der massenhaften Schließung
von Krankenhäusern übernehmen müssen. Und ob der dann den Mut dazu
haben wird, steht in den Sternen.
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