Westdeutsche Zeitung: Kommentar von Ekkehard Rüger zum Pastoralen Zukunftsweg des Erzbistums Köln
Geschrieben am 08-09-2019 |
Düsseldorf (ots) - Ein großer Wurf ist angekündigt. Es gehe nicht
um Klein-Klein, hat der Kölner Generalvikar Markus Hofmann
versprochen. Am Ende wird es aber vor allem an den Details liegen, ob
der Pastorale Zukunftsweg des Erzbistums Köln über die Interessen der
Kirchenmitglieder hinwegführt oder von ihnen wirklich angenommen
wird.
"Konservativ", "hierarisch", "altbacken", "rückständig",
"ängstlich" - das sind einige der meistgenannten Begriffe, mit der
die Teilnehmer einer Online-Umfrage ihr eigenes Erzbistum beschrieben
haben. In Zukunft sollen dort "offen", "transparent", "modern",
"innovativ" und "ehrlich" stehen.
Dafür betreiben die Kölner wirklich einen großen Aufwand. Rund
10 000 Menschen sind schon bisher in den Reformprozess
eingebunden worden. Jetzt folgen drei Regionalforen in Köln,
Euskirchen und Düsseldorf, auf denen die Kirchenmitglieder über die
Vorschläge diskutieren können.
Aber auch sie werden danach noch Fragezeichen im Blick haben. Den
Verheißungen von mehr Autonomie für die Gemeinden und größerer
Verantwortung für die Ehrenamtlichen steht nämlich die Unschärfe
gegenüber, zu welchen Größen die übergeordneten Pfarreien denn noch
anwachsen sollen. Und die im Kern sinnvolle Zentralisierung komplexer
Verwaltungsaufgaben birgt auch die Gefahr, zum Gegenpol dezentraler
Verantwortlichkeiten zu werden.
Schließlich: Wenn die Ehrenamtlichen nicht nur die Arbeit, sondern
auch die Verantwortung tragen sollen - wo kommen die Kräfte dafür
eigentlich her? Viele der besten Köpfe, die bereit waren,
Verantwortung zu übernehmen, haben sich an den kirchlichen
Hierarchien wund gerieben und ihrer Kirche längst den Rücken gekehrt.
Dass der Zukunftsweg aus innerer Überzeugung und nicht aufgrund
äußerer Notwendigkeiten eingeschlagen wird, dieser Glaube muss in den
Gemeinden erst noch wachsen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-0
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