Allg. Zeitung Mainz: Sicherer / Friedrich Roeingh zur Entlassung John Boltons
Geschrieben am 10-09-2019 |
Mainz (ots) - Trumps Twitterbotschaften zu den reihenweisen
Entlassungen seiner Minister und Berater sind die schönsten. Man kann
sich völlig unbeschwert an seinem wunderbar lakonischen
Kurznachrichtenstil erfreuen und muss nicht um den Weltfrieden
fürchten: "I informed John Bolton last night that his services are no
longer needed at the White House." Und Abmarsch. Dass Trumps
(Un-)Sicherheitsberater umgehend eine andere Version seiner Demission
in Umlauf brachte - unerheblich. Mit der Wahrheit nehmen sie es beide
bekanntlich nicht so genau. In jedem Fall hat die Entlassung Boltons
die Welt ein wenig sicherer gemacht. Natürlich sollte man sich auch
jetzt davor hüten, den sprunghaft agierenden US-Präsidenten
verlässlich ausdeuten zu wollen. Es mehren sich aber die Zeichen,
dass Trump zwar vor keiner Drohung und auch vor keiner
Eskalationsstufe zurückschreckt - um dann doch lieber einen Deal
anzustreben. Und wenn es gar nicht mehr anders geht, auch einen
Rückzieher zu machen - dann aber auf Kosten des Gesichtsverlusts
anderer. John Bolton hat jedenfalls nie einen Zweifel daran gelassen,
dass er im Streit mit dem Iran den Waffengang sucht. Auch wenn sich
die segensreiche Entzweiung Trumps und Boltons an den
unterschiedlichen Vorstellungen der beiden zum Umgang mit den
afghanischen Taliban entzündet zu haben scheint: Die USA in einen
Krieg führen will Trump offenbar auf keinen Fall. Für diese
Erkenntnis ist man im Spätsommer 2019 fast schon bereit, über Lügen,
Beleidigungen und Trumps Attacken auf die Weltwirtschaft
hinwegzusehen.
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