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Börsen-Zeitung: Kartenhaus / Kommentar zu den Folgen der Produktionsausfälle auf dem Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 16-09-2019

Frankfurt (ots) - Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf zwei
saudi-arabische Ölverarbeitungsanlagen waren gut gezielt. Sie haben
rund die Hälfte der saudischen Ölproduktion lahmgelegt, und das wohl
nicht nur für Wochen, sondern für Monate - mit dem Ergebnis eines
bereits kräftig gestiegenen Ölpreises. Sie dürften auch den
Börsengang der staatlichen saudischen Ölgesellschaft Aramco zu Fall
bringen. Wer kauft schon Aktien eines Unternehmens, dessen
Produktionsanlagen jederzeit zerstört werden können?

Der vom Kronprinz Mohammed bin Salman begonnene und brutal
geführte Jemen-Krieg wird immer mehr zu einer Blamage für das
Königshaus. Die deutlich besser ausgerüsteten Hilfstruppen der Saudis
und der Vereinigten Arabischen Emirate geraten immer mehr ins
Hintertreffen. Mit ihrer neuen, vom Iran gelieferten Drohnen- und
Raketentechnologie sind die Huthis inzwischen in der Lage, in ganz
Saudi-Arabien schwere Schäden anzurichten. Der Jemen-Krieg lässt
erahnen, wie eine Konfrontation mit dem Iran ausgehen würde, der über
sehr viel mehr und deutlich fortschrittlichere ballistische Systeme
sowie über schlagkräftige Bodentruppen verfügt. Bin Salman hat es
auch bereits geschafft, nicht nur das Verhältnis zu Katar zu
vergiften, sondern auch zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es
bleiben somit nur noch Israel und die USA als enge Verbündete, wobei
deren offensive militärische Fähigkeiten seit den Golfkriegen stark
abgenommen haben.

Der Krieg im Jemen kostet Saudi-Arabien mehrere Milliarden Dollar
im Monat. Ein von den Saudis angestrebter Waffenstillstand liegt in
weiter Ferne, da die Huthis darauf bestehen, dass sie Reparationen in
Höhe vieler Milliarden Dollar für die von den Saudis völlig zerstörte
zivile Infrastruktur des Jemen erhalten. Derartige Zahlungen können
sich die Saudis aber kaum mehr leisten, da der Staatshaushalt bereits
jetzt ein Defizit aufweist. Das Königshaus hat mittlerweile auch die
hohen Leistungen an die eigene Bevölkerung weitgehend aufgegeben, mit
denen sie jahrzehntelang die Ruhe im Land erkauft hat. Dadurch ist
das Regime immer anfälliger und die extrem teure Neuausrichtung der
Wirtschaft rund um die neu zu bauende Wüstenmetropole Neom wird damit
zu einer reinen Fantasie.

Saudi-Arabien und sein Regime erscheinen mittlerweile als ein
Kartenhaus, das schon auf leichten inneren und äußeren Druck in sich
zusammenfallen könnte. Die Welt muss sich möglicherweise auf einen
deutlich höheren Ölpreis einstellen.

(Börsen-Zeitung, 17.09.2019)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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