Allg. Zeitung Mainz: Verantwortung / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Bluttests auf Down-Syndrom
Geschrieben am 19-09-2019 |
Mainz (ots) - Ärzte, Krankenkassen und Kliniken haben nach
intensiven Überlegungen entschieden, dass sich Schwangere künftig
nicht mehr aus finanziellen Gründen für eine riskante
Fruchtwasseruntersuchung entscheiden müssen, wenn es um die Erkennung
eines Down-Syndroms geht. Die Krankenkassen zahlen Bluttests, aber -
und das ist ein eminent wichtiger Bestandteil der Entscheidung - nur
in engen Grenzen und mit besonderer ärztlicher Beratung. Wie bei
jeder Thematik mit hohem ethischen Konfliktpotenzial gehen die
Emotionen hoch. Der besonnenste und analytischste Satz stammt vom
Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel: Moderne
technisch-medizinische Methoden seien nicht aus der Welt zu schaffen,
geändert werden müsse die Haltung, eine Behinderung als Makel zu
betrachten. Eine solche Haltung kann aber gewiss nicht dadurch zum
Positiven verändert werden, dass es den Eltern erschwert wird, die
Behinderung zu erkennen. Die Behauptung, durch die "Kassenleistung
Bluttest" werde einer Selektion nach krankem und nicht-krankem
werdenden Leben Vorschub geleistet, ist eine reißerische
Unterstellung. Und ob die Zahl der Abtreibungen nun steigt, bleibt
abzuwarten. Wenn, dann wäre es traurig und schlimm;aber der Gedanke,
Abtreibungen zu verhindern, indem man Down-Syndrom-Tests verhindert,
ist abstrus. Wer ein Recht auf Nicht-Wissen in der Medizin für sich
reklamiert - er hat es immer. Wer wissen will, wie es um seine
Gesundheit und die seiner noch ungeborenen Nachkommen steht, muss die
Aufgabe meistern, mit dem Wissen verantwortungsvoll umzugehen.
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