BERLINER MORGENPOST: Bahn muss besser werden / Leitartikel von Beate Kranz zur Deutschen Bahn
Geschrieben am 26-09-2019 |
Berlin (ots) - Kurzform: Die Deutsche Bahn stellt endlich ihre
Weichen in die richtige Richtung. Statt zu sparen, wird investiert -
und zwar kräftig. 156 Milliarden Euro will der Staatskonzern bis 2030
in den Ausbau und die Modernisierung seines Schienennetzes stecken,
das teils noch mit Gleisen aus der Kaiserzeit bestückt ist. Die
Investition ist mehr als überfällig und Voraussetzung, um die Bahn
pünktlicher und leistungsfähiger - und damit auch für noch mehr
Kunden attraktiver zu machen. Bleibt zu hoffen, dass das Geld an den
richtigen Stellen eingesetzt wird und auch die Kunden schnell
Verbesserungen spüren.
Der vollständige Leitartikel: Die Deutsche Bahn stellt endlich
ihre Weichen in die richtige Richtung. Statt zu sparen, wird
investiert - und zwar kräftig. 156 Milliarden Euro will der
Staatskonzern bis 2030 in den Ausbau und die Modernisierung seines
Schienennetzes stecken, das teils noch mit Gleisen aus der Kaiserzeit
bestückt ist. Die Investition ist mehr als überfällig und
Voraussetzung, um die Bahn pünktlicher und leistungsfähiger - und
damit auch für noch mehr Kunden attraktiver zu machen. Bleibt zu
hoffen, dass das Geld an den richtigen Stellen eingesetzt wird und
auch die Kunden schnell Verbesserungen spüren. Große Freude dürfte
über die Pläne auch in der Baubranche herrschen. Die geplanten
Investitionen sind für viele Firmen ein willkommenes
Konjunkturprogramm in Zeiten rückläufiger Wachstumsraten der
deutschen Wirtschaft. Die Ziele für die Bahn sind jedenfalls hoch
gesteckt: Auf Wunsch der Bundesregierung als Eigentümerin soll die
Bahn ihre Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppeln. Allein im Fernverkehr
sollen 260 Millionen Fahrgäste gewonnen werden. Ein ehrgeiziges Ziel,
zumal es gerade auf den Fernstrecken noch besonders häufig hakt.
Bislang kommt hier fast jeder vierte Zug mit Verspätung am Ziel an.
Immer wieder müssen sich Passagiere zudem darüber ärgern, dass
Toiletten gesperrt oder schmutzig sind, das Zugbistro zu wenig
Getränke, Speisen oder auch mal gar keine Verpflegung an Bord hat,
Türen klemmen oder die Klimaanlage ausfällt. Dass man auf vielen
Strecken nicht mobil telefonieren kann, erscheint fast jedem als
unzeitgemäß. An diesen sichtbaren Stellen muss die Bahn als Erstes
nachbessern. Zudem braucht es weitere neue Hochgeschwindigkeitszüge
und Kapazitäten, damit Passagiere in Stoßzeiten nicht auf dem Gang
sitzen müssen. Denn der Komfort ist für Fahrgäste das Wichtigste - er
ist nicht nur Aushängeschild des Unternehmens, sondern das
entscheidende Argument, um mehr Autofahrer zum Umsteigen auf die
Schiene zu motivieren. Auf ihren Hochgeschwindigkeitsstrecken hat der
Staatskonzern schon bewiesen, dass die Bahn sogar Flugreisende für
die Schiene gewinnen kann. Und zwar dann, wenn die Bahn deutlich
schneller als Autos oder Flugzeuge Städte verbindet. So gibt es
zwischen Berlin und Hamburg längst keine Flugverbindung mehr. Auf der
Schnellstrecke Berlin nach München sind ebenfalls immer mehr
Geschäfts- und Privatleute zu finden - Beispiele, die als Vorbild für
weitere Streckenplanungen dienen sollten. Die Chancen für eine
Aufwertung der Bahn als modernes und vor allem umweltfreundliches
Verkehrsmittel stehen heute jedenfalls besser denn je. Dem
Klimawandel sei Dank. Denn die Bahn bekommt derzeit den kräftigsten
Rückenwind in ihrer Geschichte durch die Ziele zum Klimaschutz der
Bundesregierung. Um die Kohlendioxidwerte im Verkehr zu senken, will
die Koalition den öffentlichen Nahverkehr stärken und noch mehr Güter
von der Straße auf die Schiene verlagern. Die Trassenpreise für die
Züge wurden bereits gesenkt. Durch die geplante Mehrwertsteuersenkung
für Bahntickets auf sieben Prozent kann die Bahn zudem schon bald
ihre Fahrkarten um zehn Prozent billiger anbieten, ohne dafür selbst
Gewinne einzubüßen. Gleichzeitig dürften die Nettoumsätze durch mehr
Fahrgäste steigen. Ein größeres Geschenk kann man einem Unternehmen
gar nicht machen. Doch die Bahn sollte wissen, dass Billigpreise
allein nicht reichen. Kunden gewinnt man nur, wenn auch gute Qualität
geliefert wird. Nur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt
dauerhaft. Hier muss sich jetzt die Konzernspitze durch wirkungsvolle
Ideen beweisen - und liefern.
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