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Nutzfahrzeuge schneiden beim TÜV besser ab

Geschrieben am 28-09-2019

Berlin (ots) - Durchfallquote sinkt um zwei Punkte auf 19 Prozent
+++ Bessere Wartung und hohe Prüfdichte zeigen Wirkung +++
Klimaschutz und Digitalisierung erfordern Weiterentwicklung der
Hauptuntersuchung +++ TÜV-Verband veröffentlicht Nutzfahrzeug-Report
2019 +++

Fast jedes fünfte in Deutschland zugelassene Nutzfahrzeug (19
Prozent) ist mit erheblichen technischen Mängeln durch die
Hauptuntersuchung (HU) gefallen. Das ist das Ergebnis des aktuellen
"TÜV Reports Nutzfahrzeuge 2019". Zum Vergleich: Im TÜV-Report 2017
lag die Durchfallquote von Lastkraftwagen bei der HU noch bei 22
Prozent und 2015 bei 25 Prozent. "Die technische Sicherheit von
Lastkraftwagen hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren
trotz steigender Beförderungsleistung spürbar verbessert", sagte
Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim
TÜV-Verband (VdTÜV), bei der Vorstellung des Reports. "Eine bessere,
vorausschauende Pflege der Nutzfahrzeuge durch optimierte Leasing-
und Wartungsverträge in Kombination mit einer hohen Prüfdichte tragen
zu der positiven Entwicklung bei den Mängelquoten bei." Lkw ab 3,5
Tonnen müssen in Deutschland alle 12 Monate zur Hauptuntersuchung.
Bei Fahrzeugen, die älter als drei Jahre sind, erfolgt zum Halbjahr
zusätzlich eine Sicherheitsprüfung. Laut Nutzfahrzeug-Report 2019
weisen 14 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge geringe Mängel auf und
67 Prozent waren mängelfrei. Der Anteil der Nutzfahrzeuge ohne Mängel
ist im Vergleich zu 2017 um 5 Prozentpunkte gestiegen.

Trotz dieser insgesamt positiven Trends sind aus Sicht des
TÜV-Verbands auf den Straßen immer noch zu viele Lastkraftwagen mit
erheblichen technischen Defiziten unterwegs, die zu Unfällen führen
und Menschen gefährden können. Immerhin 1.300 Nutzfahrzeuge wurden
von den TÜV-Prüfern als verkehrsunsicher eingestuft und an Ort und
Stelle aus dem Verkehr gezogen. Das kann zum Beispiel der Fall sein,
wenn tragende Teile weitgehend durchgerostet sind. Im Verhältnis zu
den 1,85 Millionen im Untersuchungszeitraum begutachteten Fahrzeugen
ist der Anteil verkehrsunsicherer Fahrzeuge aber gering. "Die
häufigsten Mängel sind Defekte an der Beleuchtung sowie an den
Achsaufhängungen der Fahrzeuge. Zudem traten häufiger Korrosionen und
Probleme mit Bremstrommeln oder Bremsscheiben auf", sagte Goebelt.
Stellen die Sachverständigen diese Mängel fest, fallen die Fahrzeuge
durch die Hauptuntersuchung und müssen nach der Reparatur innerhalb
eines Monats erneut vorgeführt werden.

In den unterschiedlichen Gewichtsklassen liegen die
Durchfallquoten, also der Anteil der Fahrzeuge mit erheblichen
Mängeln, mit jeweils rund 20 Prozent etwa gleichauf. "Im Vergleich zu
den vorherigen Untersuchungen vor zwei und vier Jahren haben sich die
Durchfallquoten angeglichen", sagte Goebelt. Die mit Abstand
wichtigste Fahrzeugklasse sind leichte Nutzfahrzeuge mit bis zu 3,5
Tonnen Gewicht. Etwa vier von fünf der in Deutschland zugelassenen
rund 3,15 Millionen Nutzfahrzeuge sind leichte Transporter wie
Mercedes Sprinter, Ford Transit, Fiat Ducato oder VW Transporter. Im
Vergleich zum Jahr 2010 ist der Fahrzeugbestand in dieser Klasse vor
allem aufgrund des zunehmenden Lieferverkehrs laut
Kraftfahrt-Bundesamt um 41 Prozent auf 2,6 Millionen gestiegen. Der
Anteil der Kleintransporter mit erheblichen Mängeln liegt mit einem
Anteil von 20 Prozent leicht über dem Durchschnitt. Naturgemäß
steigen die Durchfallquoten mit dem Alter der Fahrzeuge kräftig an.
Fallen in diesem Segment nach zwei Jahren 7 Prozent durch die HU,
sind es nach sechs Jahren schon 18 Prozent und nach zehn Jahren 30
Prozent. "Neben Mängeln bei der Beleuchtung und Ölverlust macht bei
den älteren Kleintransportern häufig die Achsaufhängung
Schwierigkeiten", sagte Goebelt.

Besser als in den Vorjahren schneiden auch die leichten und
mittelschweren Lkw über alle Altersstufen ab. Die leichten Lkw von
3,5 bis 7,5 Tonnen weisen mit 18 Prozent die niedrigste
Durchfallquote der vier Gewichtsklassen aus. Im Vergleich zum Jahr
2017 konnten sie sich um 4 Prozentpunkte verbessern. Allerdings hat
sich die Zahl der erheblichen Mängel in den ersten beiden Jahren nach
der Erstzulassung leicht erhöht. Bei den mittelschweren Lkw mit einem
Gewicht von 7,5 bis 18 Tonnen ist die Quote der erheblichen Mängel um
3 Punkte auf 19,5 Prozent gesunken. In diesem Segment bestehen in
allen Altersklassen deutlich mehr Fahrzeuge die Hauptuntersuchung und
fallen deutlich weniger wegen erheblicher Mängel durch.

Entgegen diesem Trend haben die schweren Lkw ab 18 Tonnen
schlechter abgeschnitten. Die Durchfallquote ist im Vergleich zu 2017
um 1,6 Punkte auf 19,7 Prozent gestiegen. "Die Pflegementalität der
Nutzer lässt mit dem Alter der Fahrzeuge nach und ältere Fahrzeuge
werden auf Verschleiß gefahren. Das ist vor allem in boomenden
Wirtschaftszweigen wie der Baubranche der Fall", sagte Goebelt. Mit
einer durchschnittlichen Laufleistung von 200.000 Kilometern pro Jahr
sind schwere Lkw die mit Abstand am stärksten beanspruchten
Nutzfahrzeuge.

Aus Sicht des TÜV-Verbands muss die gesetzlich vorgeschriebene
Hauptuntersuchung von Nutzfahrzeugen mit Blick auf den Klimaschutz
und die Digitalisierung mit hoher Dringlichkeit weiterentwickelt
werden. "Die EU-Staaten haben sich auf eine kräftige Reduzierung der
Emissionen von Lkw bis zum Jahr 2030 verständigt", sagte Goebelt.
"Das starke Flottenwachstum und die steigenden Verkehrsleistungen
zeigen, dass die neuen Grenzwerte bei Lkw mit dem Dieselantrieb nicht
zu erreichen sind." Die Lösung sei ein Mix alternativer
Antriebstechnologien, die am besten ohne fossile Energieträger
auskommen. Goebelt: "Neben dem Umstieg auf alternative Antriebe muss
parallel dazu im Rahmen der Abgasuntersuchung geprüft werden, ob
Verbrenner-Fahrzeuge die vorgeschriebenen Werte einhalten." Bisher
werden bei Benzinern lediglich der Kohlenmonoxid-Gehalt und das
Kraftstoff-Luft-Gemisch gemessen und bei Dieseln die Rauchgastrübung.
Ab 1. Januar 2021 soll bei Dieselfahrzeugen zusätzlich eine Messung
der Partikelanzahl erfolgen. Nach Ansicht des TÜV-Verbands sollten in
Zukunft sowohl die Partikelanzahl bei Otto-Motoren als auch weitere
Luftschadstoffe wie die umweltgefährdenden Stickoxide (NOx) im Rahmen
der Abgasuntersuchung real gemessen werden.

Handlungsbedarf besteht auch bei der zunehmenden Digitalisierung
und Automatisierung der Fahrzeuge. Neben den bereits zur
Standardausstattung gehörenden Notbrems- und Spurhalteassistenten
wird ab 2022 auch der Einbau von Abbiegeassistenten in neuen
Lkw-Typen Pflicht, um Radfahrer und Fußgänger besser zu schützen. "An
den entsprechenden Standards zur Prüfung von Fahrassistenzsystemen
wird momentan mit Hochdruck gearbeitet", sagte Goebelt. Auch der
Schutz vor Cyberangriffen auf vernetzte Fahrzeuge oder der
Datenschutz sind bisher unzureichend gesetzlich geregelt. Bisher
existieren keine international einheitlichen Testmethoden und
Standards zur Validierung und Genehmigung automatisierter
Fahrfunktionen sowie deren Software. Ziel muss die Schaffung von
Testumgebungen für Smart Mobility sein, um die schnelle
Markteinführung automatisierter Systeme zu ermöglichen. Goebelt: "Die
Überprüfung digitaler Fahrzeugsysteme muss bereits im
Genehmigungsprozess mitgedacht werden, damit sie später Gegenstand
der regelmäßigen TÜV-Prüfung werden können."

Hinweis zur Methodik: Für den "TÜV-Report Nutzfahrzeuge" sind vom
TÜV-Verband rund 1,85 Millionen Hauptuntersuchungen der Jahre 2017
und 2018 ausgewertet worden. Die Ergebnisse werden für vier
Gewichtsklassen dargestellt: von leichten Transportern mit weniger
als 3,5 Tonnen über leichte Lkw mit 3,5 bis 7,5 Tonnen und
mittelschweren Lkw mit 7,5 bis 18 Tonnen bis zu schweren Lkw ab 18
Tonnen. Der TÜV-Report Nutzfahrzeuge erscheint alle zwei Jahre im
Wechsel mit dem TÜV Bus-Report.

Über den TÜV-Verband: Der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) vertritt
die politischen und fachlichen Interessen seiner Mitglieder gegenüber
Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Der Verband setzt
sich für technische und digitale Sicherheit bei Produkten, Anlagen
und Dienstleistungen durch unabhängige Prüfungen und qualifizierte
Weiterbildung ein. Mit seinen Mitgliedern verfolgt der TÜV-Verband
das Ziel, das hohe Niveau der technischen Sicherheit in unserer
Gesellschaft zu wahren und Vertrauen für die digitale Welt zu
schaffen.



Pressekontakt:
Maurice Shahd
Pressesprecher
Verband der TÜV e.V. (VdTÜV)
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
presse@vdtuev.de
www.vdtuev.de | www.twitter.com/vdtuev_news

Original-Content von: VdTÜV Verband der TÜV e.V., übermittelt durch news aktuell


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