Allg. Zeitung Mainz: Sorgen / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Klima-Aktivisten
Geschrieben am 07-10-2019 |
Mainz (ots) - Derzeit erfährt die Welt, wer die Nobelpreise
bekommt. 1995 erhielt Paul Crutzen, seinerzeit Direktor des
Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz, den Preis für die
Erforschung des Ozon-Lochs. Später sagte er dieser Zeitung: "Es war
Fünf vor Zwölf. So weit darf es bei der Erderwärmung nicht kommen."
Crutzen hat völlig Recht. Und er bekam den Preis völlig zu Recht. An
den existenzbedrohenden Gefahren des Klimawandels kann es keine
ernsthaften Zweifel geben, auch wenn Rechtspopulisten und Neonazis
anderes penetrieren. Greta Thunberg bekäme den Friedensnobelpreis
nicht zu Recht, falls die Entscheidung so getroffen wird. Sie mag
eine Galionsfigur sein, die aufrüttelt - jedoch mit zu starken
Hysterie-nahen, aufwieglerischen Anteilen. Fridays for Future in
allen Ehren, aber weite Teile der Bevölkerung machen sich auch große
Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft in einem Land, das von der
Autoindustrie entscheidend geprägt ist, und um ihre persönliche
Freiheit, wenn sie als Benutzer von Verbrennungsmotoren an den
Pranger gestellt werden. Der Kampf gegen den Klimawandel wird nie
gegen einen Großteil der Bürgerschaft zu gewinnen sein. Und was
passiert, wenn eine Gesellschaft extrem polarisiert wird, ist bei den
Gelbwesten-Protesten in Frankreich zu besichtigen. Das heißt nicht,
dass Dinge auf die lange Bank geschoben werden dürften oder dass
klammheimlich Abstriche an Klimaschutzgesetzen hinzunehmen wären. Es
gibt, nach all den Vertuschungen, nun aber klare Anzeichen, dass
Politik und Industrie - etwa in Sachen E-Mobilität - verstanden
haben. Dieser Prozess muss kritisch beobachtet werden, aber ohne
Polarisierung und ohne Aufwiegelei.
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Allgemeine Zeitung Mainz
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Telefon: 06131/485946
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