Rheinische Post: Hauen und Stechen in der Union
Geschrieben am 13-10-2019 |
Düsseldorf (ots) - von Kristina Dunz
Markus Söder ist ein schwerer Patzer unterlaufen und keiner regt
sich auf. Zu Recht, denn der CSU-Chef hat versehentlich gesagt, dass
in Halle erstmals wieder ein Jude ermordet wurde. Es war aber ein
Attentat vor einer Synagoge, bei dem zwei Menschen erschossen wurden,
die keine Juden waren. Es wäre absurd, Söder Täuschung zu
unterstellen.
Der angeschlagenen CDU-Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer wäre es da
sicher anders ergangen. Ihr ist "verbale Entgleisung" und
Verharmlosung vorgeworfen worden, weil sie die mörderische Tat in
Halle ein "Alarmzeichen" nannte. Wer sich dafür interessiert, wie sie
zum Judentum steht, hätte wissen können, dass sie seit Jahren vor
Neonazis warnt.
Aber Kramp-Karrenbauer hat derzeit keinen guten Lauf, sie hat
Fehler gemacht, unglücklich agiert und andere nicht mehr begeistern
können. Wenn Politiker einmal in ein Loch gefallen sind, haben sie es
schwer, wieder herauszukommen. Doch vermeintlich aussichtslose Lagen
wecken Kramp-Karrenbauers Kampfgeist. Der wichtige Auftritt vor der
Jungen Union ist ihr geglückt, obwohl sie vorher nichts mehr richtig
zu machen schien.
Dafür, wie gnadenlos das politische Geschäft ist, hat die JU
Anschauungsunterricht geliefert. Jens Spahn war immer ihr Held. Der
Widersacher der Kanzlerin, der Konservative. In Saarbrücken mahnt er
staatstragend Zusammenhalt an. Der Beifall für ihn: mau.
Es war absehbar, dass die CDU ins Wanken kommt, wenn die Ära
Merkel zu Ende geht. Wer Kanzlerkandidat wird, ist noch lange nicht
entschieden. Auf die Partei kommt ein harter Konkurrenzkampf zu.
Attraktiv macht sie das nicht. In unübersichtlichen Zeiten wie diesen
sehnen sich die Menschen nach Stärke und Sicherheit und nicht nach
Hauen und Stechen.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell
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