BERLINER MORGENPOST: Poller sind keine Lösung / Kommentar von Christian Latz zur Verkehrssicherheit
Geschrieben am 21-10-2019 |
Berlin (ots) - Kurzform: Wer die Sperren aufstellt, gibt nur vor,
eine Lösung gefunden zu haben. In Kreuzberg sieht man, dass die
Anwohner sehr unterschiedlich reagieren. Denn es entsteht neuer Stau,
oder der Verkehr sucht sich neue Wege. So sehr die Pfosten Fakten
schaffen, ein wirkliches Konzept allein sind sie nie. Hinzu kommt:
Poller sehen niemals schön aus. Sie verschandeln den öffentlichen
Raum. Dabei wendet die Politik einen Trick an: Häufig sind die Poller
als Provisorien deklariert, aber dann halten sie ewig.
Der vollständige Kommentar: Ob Schutz von Fahrradwegen oder
beruhigte Anwohnerstraßen: Die Politik in Berlin hat für die Lösung
von Verkehrsfragen ein neues Lieblingsinstrument gefunden - den
Poller. An immer mehr Straßen in der Hauptstadt kommen die Pfosten in
verschiedenen Formen zum Einsatz. Auch wenn die rot-weißen
Metallstangen kein Hingucker sind, aus Sicht von Politikern haben sie
etwas Schönes: Sie sind wunderbar einfach einzusetzen. Wer Poller
aufstellt, schafft schnell Lösungen und kann zeigen, dass er auf
Probleme reagiert. Und tatsächlich, Senat und Bezirke haben dafür zu
sorgen, dass eine immer größere Zahl an Fahrradfahrern sicher durch
den Stadtverkehr kommt. Genauso ist das Anliegen von Bewohnern
berechtigt, ihre Kieze so weit wie möglich von Motorenlärm und
Abgasen zu befreien. Doch wer die Sperren aufstellt, gibt nur vor,
eine Lösung gefunden zu haben. In Kreuzberg sieht man, dass die
Anwohner sehr unterschiedlich reagieren. Denn es entsteht neuer Stau,
oder der Verkehr sucht sich neue Wege. So sehr die Pfosten Fakten
schaffen, ein wirkliches Konzept allein sind sie nie. In Kopenhagen,
Berlins Vorbild in Sachen Radverkehr, schaut man verstört auf
Versuche, den Verkehr mit Pollern sicherer zu machen. In Dänemark
sind Radwege durch ein unterschiedliches Höhenniveau von Fahrbahn und
Fußweg getrennt, auch für Kreuzungen gibt es komplexe Lösungen, um
Unfällen vorzubeugen. Das sind nachhaltige Ideen, jedoch viel
aufwendiger, als Metallstangen im Boden zu verankern. Hinzu kommt:
Poller sehen niemals schön aus. Sie verschandeln den öffentlichen
Raum. Dabei wendet die Politik einen Trick an: Häufig sind die Poller
als Provisorien deklariert, aber dann halten sie ewig.
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BERLINER MORGENPOST
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