Mittelbayerische Zeitung: Nullzinsen und kein Ausweg/Der ewig währende Krisenmodus der Europäischen Zentralbank macht die Sparer ratlos: Leitartikel von Bernhard Fleischmann
Geschrieben am 29-10-2019 |
Regensburg (ots) - Haben Sie auch Post von Ihrer Bank bekommen? Die Gebühren für
die Kontoführung werden angehoben beziehungsweise überhaupt eingeführt. Die
Preise für Dienstleistungen des Geldinstituts steigen, die Konditionen werden
allerorten verschärft. Das sind die Folgen eines scharfen Anpassungsprozesses,
dem die Geldhäuser in diesen Tagen ausgesetzt sind. Ein Teil dieses Prozesses
hat seinen Ursprung in Frankfurt, dem Sitz der Europäischen Zentralbank EZB.
Besonders in Deutschland bezieht sie dafür mächtig Prügel. Daran wird sich auch
nichts ändern, wenn nun Christine Lagarde statt Mario Draghi die Zügel in der
Hand hält. Ja, die EZB hat sich auf einen Pfad begeben, von dem sie keinen
Ausweg mehr findet. Nein, sie tut das nicht, um den deutschen Sparer zu
plündern. Diese These gehört zum argumentativen Schlammbad nationalistischer
Verschwörungstheoretiker. Nun haben wir Deutschen uns das Sparen als eine der
besten Tugenden von Kindesbeinen an eingebläut. Über die Sinnhaftigkeit des
eisernen Geldhortens kann man streiten. Denn mit Sparen statt Investieren im
falschen Augenblick kann man sich großer Chancen berauben. Da stehen wir uns
manchmal mit einer Tradition im Weg, die ja ihren Ursprung auch darin hat, dass
man dem Bürger revolutionäre, vor allem sozialistische Anwandlungen im Ansatz
austreiben wollte. Wer etwas hat, ist nicht geneigt, es zu riskieren. Sparen ist
bewahrend, das gilt auch im politischen Sinn. Der EZB kann man gewiss nicht
unterstellen, mit der Abschaffung des Zinses die Bürger zu Revolutionen
anstiften zu wollen. Im Gegenteil. Sie will verzweifelt den Status Quo erhalten,
indem sie die Wirtschaft am Laufen hält. Die Nebenwirkungen spüren die Bürger
auf Schritt und Tritt. Wer weiter vor allem auf die vermeintlich sicheren
Sparformen setzt, was die meisten in Deutschland tun, gibt eigentlich ständig
Geld aus, ohne etwas dafür zu bekommen. Denn die Rendite nach Inflation ist
negativ. Alte Sparverträge, die realen Zuwachs einbrachten, kündigen die Banken
gerade reihenweise. Die Auszahlungsprognosen von Lebensversicherungen gehen
jedes Jahr nach unten. Wer Öl und Benzin kauft, zahlt mehr, weil die Nullzinsen
den Euro schwächen. Dieser Effekt macht sich auch bei Urlaubsreisen ins Ausland
außerhalb des Euros bemerkbar. Andererseits, wer investiert und Schulden macht,
hat es leicht. Die Banken tragen Immobilienkäufern das Geld regelrecht
hinterher, um es nur ja nicht teuer bei der EZB deponieren zu müssen. Bedenklich
stimmt bei der Politik der EZB, dass sie eine, seit zehn Jahren währende,
Krisenpolitik betreibt, obwohl keine konjunkturelle Krise mehr herrscht. Folgt
man der Logik der Währungshüter, dann würde die Wirtschaft ohne das ständige
massenhafte Drucken von Geld sofort kläglich abschmieren. Damit schürt sie
Befürchtungen, dass gar nichts in Ordnung ist. Und hält möglicherweise
Unternehmen davon ab zu investieren, weil dem Frieden nicht zu trauen ist.
Jedenfalls haben Unternehmen in Europa trotz des Dauerbooms nur wenig in die
Zukunft investiert. Und was unternimmt die EZB denn noch, wenn die Konjunktur,
wie sich gerade abzeichnet, wirklich abschmiert? Eine Nebenwirkung des
EZB-Füllhorns war auch, dass die Regierungen in Europa selbst ohne besonders
agile Wirtschaftspolitik gut über die Runden kamen. Das kann sich jetzt rächen.
Wie die Unternehmen hat auch der Staat wenig in die Zukunft investiert. Ein
Beispiel unter vielen: Wir beklagen uns über die Österreicher wegen der
Blockabfertigung für Lkw, anstatt selbst endlich die Bahnlinien zum
Brenner-Basistunnel zu bauen. Österreich hat sich an die Abmachungen gehalten
und gebaut. Deutschland nicht. Stattdessen lassen wir uns und die Nachbarn in
der Lkw-Flut ersticken.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
708187
weitere Artikel:
- Bristol, Curitiba, Montevideo, Seoul, Stockholm und Teheran Finalisten des City Award 2019 beim Smart City Expo World Congress Barcelona, Spanien (ots/PRNewswire) - Der Smart City Expo World
Congress (SCEWC), die führende internationale Veranstaltung für
Städte und intelligente Stadtlösungen, die von der Fira de Barcelona
organisiert wird, gab heute die Finalisten der World Smart City
Awards (WSCA) 2019 bekannt. Insgesamt 28 Städte und Projekte wurden
in den sieben Kategorien der Awards als Finalisten ausgewählt. Die
Gewinner werden am 20. November im Rahmen einer Preisverleihung auf
dem Smart City Expo World Congress bekannt gegeben.
Der WSCA 2019 mehr...
- Börsen-Zeitung: Beruhigungsmittel,
Kommentar zu Fresenius von Sabine Wadewitz Frankfurt (ots) - Die Erwartungen der Investoren an die Quartalszahlen von
Fresenius waren nicht hoch gesteckt. Zwar ist der Gesundheitskonzern seit den
desaströsen Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr wieder auf stabiles Fundament
zurückgekehrt, doch die eine oder andere Überraschung war dabei nicht
ausgeblieben. Das Management hatte frühzeitig auf 2019 als Übergangsjahr
eingestimmt, in dem keine Gewinnsteigerung zu erwarten ist, weil intensiv in
Wachstumsprojekte und Effizienz investiert wird, um langfristig wieder glänzen
zu können. mehr...
- Straubinger Tagblatt: Digitalgipfel - Endlich durchstarten Straubing (ots) - Der Bedarf an europäischen Lösungen ist zweifellos vorhanden.
Blickt man jedoch auf die Probleme bei anderen Gemeinschaftsprojekten etwa im
Rüstungsbereich, kommen Zweifel auf, ob Europa in der Lage ist, bei "Gaia X" den
engen Zeitplan einzuhalten. Es ist zu hoffen, dass Politik, Entwickler und
Unternehmen für eine positive Überraschung sorgen. Es wird höchste Zeit, dass
Deutschland mehr aus seinen Möglichkeiten macht. Schon oft haben hiesige
Wissenschaftler mit ihren Entdeckungen Grundlagen für wichtige Technologien mehr...
- Westfalen-Blatt: Kommentar zum Weltspartag Bielefeld (ots) - Das Papier war blau und ziemlich dick, als wären dafür Lumpen
verwendet worden, und an einer Seite schräg angeschnitten. Dutzende Groschen
erst nebeneinanderzureihen und dann aufzurollen, das war für ein Kind nicht
einfach. Da wurde nichts geklebt oder geheftet, allein das Papier musste die
Münzrolle zusammenhalten. Zunächst habe ich meinen Namen draufgeschrieben,
später gestempelt. Und das Ganze zur Sparkasse gebracht. Gern am Weltspartag, da
gab es meist was zum Spielen.
Das Sammeln von Kleingeld hatte in unserer mehr...
- Zhuhai International Convention and Exhibition Center richtet Gipfel und Messe aus, schafft Perspektiven für Greater Bay Area von Guangdong-Hongkong-Macau Zhuhai, China (ots/PRNewswire) - Vom 21.-23. Oktober fanden im
Zhuhai International Convention and Exhibition Center in der
chinesischen Provinz Guangdongder Macao-Zhuhai Entrepreneur Business
Summit und das 21stCentury Maritime Silk Road China International
Communication Forumstatt. Tausende Persönlichkeiten aus Wirtschaft
und Politik sowie Vertreter großer Medienanstalten in Ländern entlang
der neuen Seidenstraße kamen nach Zhuhai. Zhuhai in der Greater Bay
Area von Guangdong-Hongkong-Macau erlebt gerade einen starken
Aufschwung. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|