Westfalen-Blatt: Der Richterbund-Vorsitzende Jens Gnisa wirft die Frage auf, ob die Meinungsfreiheit im Internet zu weit geht.
Geschrieben am 09-11-2019 |
Bielefeld (ots) - Jens Gnisa, der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, hat
die Frage aufgeworfen, ob die Grenzen der Meinungsfreiheit angesichts von
Hass-Postings nicht zu weit gesteckt sind.
Im Interview mit dem WESTFALEN-BLATT sagte er: "Das Bundesverfassungsgericht
fasst die Meinungsfreiheit sehr weit, was ich grundsätzlich gut finde.
Allerdings frage ich mich, ob wir angesichts des Internets die Grenzen der
Meinungsfreiheit inzwischen nicht zu weit gezogen haben. Früher galt die Devise,
es sei besser, dass Bürger Dampf ablassen können, als dass sich da irgendetwas
aufstaut. Aber genau das haben wir heute: Die Menschen posten immer schlimmere
Beleidigungen und verbale Angriffe in ihren Zirkeln, bekommen dafür Beifall,
legen vielleicht nach, und alles schaukelt sich hoch. Wenn der Hass dann in
Gewalt umschlägt, bleibt es nicht bei Äußerungen, sondern es kommt zu Taten wie
dem Anschlag auf Regierungspräsident Walter Lübcke."
Auf die ungesühnten Beleidigungen gegen die Grünen-Politikerin Renate Künast
angesprochen sagte Gnisa, der Richterbund habe "reichlich" Reaktionen von
Bürgern bekommen. "Ich rate, die Ruhe zu bewahren und den Rechtsweg abzuwarten.
Jetzt ist erst mal das Kammergericht als Beschwerdeinstanz gefragt."
Auch er bekomme Hass-Mails, sagte Gnisa. "Nach jeder Talkshow, in der ich
auftrete. Einer schrieb, er wünsche sich, dass meine Kinder umgebracht würden
und der Täter einen milden Richter finde."
Auf die Frage, ob er so etwas anzeige, antwortete der Richterbund-Vorsitzende:
"Wenn ich mich intensiv um jede Zuschrift kümmern würde, bekäme ich meinen Tag
nicht mehr organisiert. Letztens hatte ein sogenannter Reichsbürger bei Youtube
ein Video eingestellt, in dem er sagte: "Ich liquidiere Gnisa." Und nach einer
Pause kam der Zusatz: "Natürlich nur verbal, im Gerichtssaal." Ich habe nichts
unternommen, und nach zwei Wochen hat der Mann nachgelegt und mich auf Youtube
schwerer Straftaten bezichtigt. Da habe ich ihn angezeigt. Aber ich habe mich
auch gefragt, ob es zu der Eskalation gekommen wäre, wenn man den Mann schon
nach dem ersten Video in die Schranken gewiesen hätte. Insofern ist es gut, dass
die Bundesregierung gesetzlich festschreiben will, dass die Staatsanwaltschaft
einen Auskunftsanspruch gegenüber Plattformbetreibern bekommt und ihr die Namen
der Urheber genannt werden müssen."
Das gesamte Interview auf www.westfalen-blatt.de
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Christian Althoff
Telefon: 0521 585-261
c.althoff@westfalen-blatt.de
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
709694
weitere Artikel:
- CDU-Generalsekretär: Selbstbeschäftigung der CDU "nervt nur noch" / Ziemiak: "AfD möchte CDU und CSU zerstören" Berlin (ots) - CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak führt die niedrigen Umfragewerte
seiner Partei auf mangelnde Geschlossenheit zurück. "Die permanente
Beschäftigung mit sich selbst ist einfach ein Fehler", sagte er in einem
Interview mit der taz. "Das nervt die Bürger nur noch. Wenn man ständig über
Personen anstatt über Inhalte streitet, schadet das."
Die Landtagswahlen in Ostdeutschland und die Umfragewerte zeigten, dass die CDU
besser werden müsse. Dazu müsse sie geschlossen auftreten, forderte Ziemiak in
der taz. "Das ist mein Appell mehr...
- "Protecting free thinking": Globale Wissenschaftsvertreter setzen ein Zeichen für freies Denken (FOTO) Berlin (ots) -
- Mehr als 700 führende Forscherinnen und Forscher, sowie
hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
treffen sich in Berlin zur Falling Walls Conference, um unter
dem Motto "Which are the next walls to fall?" bahnbrechende
Forschungsergebnisse zu diskutieren.
- Auf der weltweit größten interdisziplinären
Wissenschaftskonferenz fordern sie mit einer Foto-Aktion den
Schutz des freien Denkens.
- Die Konferenz findet jährlich am 9. November zum Jahrestag des mehr...
- NABU:30 Jahre Mauerfall - Beim Naturschutz sind Ost und West zusammengewachsen - Bundesvertreterversammlung in Berlin Berlin (ots) -
Sperrfrist: 09.11.2019 10:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Der alarmierende weltweite Artenrückgang, die Klimakrise und das Engagement für
eine umweltverträglichere Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik stehen neben
verbandspolitischen Themen am Samstag und Sonntag im Fokus der
NABU-Bundesvertreterversammlung in Berlin. Die 260 Delegierten aus dem gesamten
Bundesgebiet wählen an diesem Wochenende auch ein neues Präsidium. Eröffnet wird
die mehr...
- NRZ: Im Jubel sah niemand die Fehler der Wiedervereinigung. Auch heute wird wieder abfällig über die Menschen im Osten geredet - von MANFRED LACHNIET Essen (ots) - Der Jubel der Menschen in Ost und West. Die Freude über das Ende
der Mauer. Und dann die Zuversicht, dass die lange Teilung nun bald überwunden
werde. Solche Themen bestimmten in den letzten 29 Jahren die Erinnerung an den
9. November. Doch dieses Jahr trägt die Bewertung ganz andere Züge. Warum ist
das so? Vor allem wegen der vergangenen Landtagswahlen und dem Schock über die
hohen Stimmenanteile für die Rechtsradikalen. Besonders bei uns im Westen
dämmert die Einsicht, dass nach der Wiedervereinigung große Fehler gemacht mehr...
- RTL/n-tv-Trendbarometer / FORSA-AKTUELL: Union verliert 2 Prozentpunkte, FDP und Grüne legen je 1 Prozentpunkt zu - 76 Prozent gegen Ende der GroKo wegen Grundrente Köln (ots) - Sympathieverlust für die Union
Im aktuellen RTL/n-tv-Trendbarometer verliert die Union zwei Prozentpunkte
gegenüber der Vorwoche. CDU/CSU liegen somit jetzt bei 26 Prozent. FDP und Grüne
können sich um je einen Prozentpunkt verbessern, für SPD, AfD und Linke ändert
sich nichts.
Wenn jetzt Bundestagswahl wäre, könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis
rechnen: CDU/CSU 26 Prozent (Bundestagswahl 32,9%), SPD 13 Prozent (20,5%), FDP
9 Prozent (10,7%), Grüne 21 Prozent (8,9%), Linke 10 Prozent (9,2%), AfD 13
Prozent (12,6%). mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|