Paritätischer Armutsbericht 2019 zeigt ein viergeteiltes Deutschland
Geschrieben am 12-12-2019 |
Berlin (ots) - 30 Jahre nach Mauerfall ist Deutschland ein regional und sozial
tief zerklüftetes Land, so der Befund des aktuellen Armutsberichts des
Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Trotz eines erfreulichen Rückgangs der
bundesweiten Armutsquote auf 15,5 Prozent (2018) zeichnen sich
besorgniserregende Entwicklungen und neue Problemregionen insbesondere in
Westdeutschland ab. Der Verband spricht von einer Vierteilung Deutschlands und
fordert einen Masterplan zur Armutsbeseitigung.
"Die Kluft zwischen Wohlstandsregionen auf der einen und Armutsregionen auf der
anderen Seite wächst stetig und deutlich und der Graben verläuft längst nicht
mehr nur zwischen Ost und West", so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des
Paritätischen Gesamtverbandes. Bei genauerer Betrachtung zeige sich Deutschland
bei der Armut inzwischen viergeteilt. Dem wohlhabenden Süden (Bayern und
Baden-Württemberg mit einer Armutsquote von zusammen 11,8 Prozent), stehen NRW
mit einer Armutsquote von 18,1 Prozent und der Osten (17,5 %) gegenüber.
Dazwischen liegen die weiteren Regionen Westdeutschlands mit einer Armutsquote
von zusammen 15,9 Prozent. "Der Armutsbericht zeigt, dass auch der Westen
Deutschlands tief gespalten und weit entfernt ist von Einheitlichkeit oder
gleichwertigen Lebensbedingungen", so Schneider.
Der Verband untersucht in der vorliegenden Studie die Armutsentwicklung auf
Länder- und Regionalebene. In 35 von 95 Regionen ist die Armut laut Bericht
zwischen 2008 und 2018 gesunken, darunter überwiegend ostdeutsche Regionen. In
gut einem Viertel aller Regionen ist die Armut im gleichen Zeitraum um mehr als
20 Prozent gestiegen. Insbesondere das Ruhrgebiet bleibe mit einer Armutsquote
von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohner*innen Problemregion Nummer 1. Der
Paritätische identifiziert darüber hinaus eine Reihe neuer Problemregionen ("Die
Abgestiegenen"), die, von guter Ausgangslage in 2008 gestartet, inzwischen
ebenfalls Armutsquoten aufweisen, die über dem Bundesdurchschnitt liegen.
Besonders schlecht stellt sich die Entwicklung in Hessen dar: Gehörte das
Bundesland vor zehn Jahren noch zum wohlhabenden Süden, ist die Armut in Hessen
seitdem um 24 Prozent gestiegen und damit so stark wie in keinem anderen
Bundesland.
Der Paritätische weist schließlich auf die besondere Dynamik bei der Entwicklung
von Altersarmut und der Armut Erwerbstätiger hin: Die Armut von Rentner*innen
ist in den letzten zehn Jahren um 33 Prozent und damit so stark wie bei keiner
anderen Gruppe angestiegen. Von den erwachsenen Armen seien 29 Prozent in Rente
und 32 Prozent erwerbstätig. Jedes fünfte Kind lebt in Armut.
Der Verband fordert in seinem Bericht einen dezidierten Masterplan zur
Armutsvermeidung, der die Politikfelder Arbeit, Wohnen, Alterssicherung, Pflege,
Gesundheit, Familie, Bildung und Teilhabe umfasst. Neben einem armutsfesten
Mindestlohn und einer deutlichen Erhöhung der Regelsätze in Hartz IV seien
insbesondere Reformen der Altersgrundsicherung und die Einführung einer
Kindergrundsicherung erforderlich, um Armut wirksam vorzubeugen. Voraussetzung
zur Realisierung sei dabei ein mutiges Umsteuern in der Steuerpolitik.
Den Bericht, weitere Infos und eine detaillierte Suchfunktion nach
Postleitzahlen finden Sie unter: www.der-paritaetische.de/armutsbericht
Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling, eMail: pr@paritaet.org, Tel.030 24636-305
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/53407/4465851
OTS: Paritätischer Wohlfahrtsverband
Original-Content von: Paritätischer Wohlfahrtsverband, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
714471
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): medien-info: NRW-Landtagspräsident Kuper kritisiert AfD: "Die politische Kultur hat gelitten" Bielefeld (ots) - Zur Halbzeit der Legislaturperiode in Nordrhein-Westfalen hat
der Präsident des Landtags, André Kuper, kalkulierte Regelbrüche der
AfD-Fraktion kritisiert. In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden
Neuen Westfälischen (Donnerstagausgabe) verwies er auf einen Eklat mit rund 80
Bergleuten auf der Zuschauertribüne des Parlaments im vergangenen Juli, den
"Abgeordnete und Präsidium durchaus als bedrohlich empfunden haben". Auf die
Frage, ob die politische Kultur seit dem Einzug der AfD gelitten habe, sagte
Kuper: mehr...
- Einladung: Urteilsverkündung des EuGH zu möglicher Zwangshaft gegen Ministerpräsident Söder und andere Amtsträger wegen Diesel-Fahrverboten in München Berlin (ots) - Am 19. Dezember 2019 um 9.30 Uhr verkündet der Europäische
Gerichtshof (EuGH) sein Urteil zu der Frage, ob Zwangshaft gegenüber den für den
Luftreinhalteplan München verantwortlichen Amtsträgern zulässig und notwendig
ist.
Ausgangspunkt ist ein von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erstrittenes und seit
2014 rechtskräftiges Urteil zur Luftreinhaltung in München. Der Bayerische
Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) hatte dem Freistaat mehrfach Zwangsgelder
angedroht und festgesetzt, um zu erreichen, dass der Freistaat wegen mehr...
- rbb exklusiv: Lompscher - Senat geht von Rechtmäßigkeit des Mietendeckels aus Berlin (ots) - Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke)
hat sich zuversichtlich geäußert, dass der geplante Mietendeckel vor Gericht
Bestand haben wird.
"Es bleibt bei der Position des Senats, (...) dass er von der Rechtmäßigkeit des
Vorhabens ausgeht", sagte die Linken-Politikerin am Donnerstag im Inforadio vom
rbb. An einzelnen Formulierungen werde noch gearbeitet. Letztendlich sei aber
bereits klar, dass sich die Gerichte mit dem Mietendeckel befassen werden.
"Ich kann begründen, warum wir zuversichtlich mehr...
- dbb: Entschädigung für Thomas-Cook-Kunden nicht aus Steuermitteln Frankfurt (ots) - Der dbb Hessen kritisiert die Entscheidung der
Bundesregierung, Kunden des insolventen Reiseveranstalters Thomas Cook mit
Steuermitteln entschädigen zu wollen. "Es ist ein reiner Hohn, wenn die
Regierung dann noch suggeriert, sie würde den Kunden zur Seite springen.
Schließlich hat die Regierung den entstandenen Schaden selbst zu verantworten",
erklärt der dbb Landesvorsitzende Heini Schmitt. Die Regierung ist keinesfalls
der Retter, sondern ist lediglich darum bemüht, Schadensbegrenzung zu betreiben,
indem sie so mehr...
- Tätigkeitsbericht 2018/2019 der Überwachungskommission und der Prüfungskommission zur Prüfung der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationsprogramme vorgelegt Berlin (ots) - 12.12.2019 - Die für die Prüfung der Transplantationszentren in
Deutschland zuständigen Kontrollgremien von Bundesärztekammer, Deutscher
Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband ziehen in ihrem Tätigkeitsbericht
2018/2019 eine positive Bilanz ihrer Arbeit. Prüfgegenstand waren im
Berichtszeitraum die Programme der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und
Pankreastransplantationen der Jahre 2016 bis 2018. Insgesamt nahmen die
Kommissionen im vergangenen Jahr 16 Prüfungen vor Ort sowie 14 Prüfungen im
schriftlichen Verfahren mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|