Behörden-Bürokratie verschärft den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
Geschrieben am 19-12-2019 |
Schwedt (ots) -
- Deutschen Medizin-Absolventen aus Stettin (Polen) wird seit
neuestem die Approbation verweigert - sie dürfen nicht als Arzt
in Deutschland arbeiten
- Dringend benötigte ausländische Pflegekräfte müssen monatelang
auf Visaanträge und Arbeitsgenehmigungen warten
Um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu mindern, will die Regierung
angeblich die Bürokratie senken und Fachkräfte auch außerhalb der Europäischen
Union gezielt anwerben. Abseits von schönen Sonntagsreden sieht die Realität
ganz anders aus. Nicht nur, dass dringend benötigte Pflegekräfte monatelang auf
Visa, Anerkennungen und Arbeitserlaubnis warten müssen. Jetzt folgt ein neuer
Streich: Deutsche Ärzte, die an der renommierten Pommerschen Medizinischen
Universität in Stettin (Polen) studiert haben, erhalten keine Approbation mehr.
Sie können deshalb nicht an deutschen Klinik arbeiten und Patienten versorgen,
obwohl sie hier dringend benötigt werden.
"Beim Fachkräftegipfel im Kanzleramt wurde behauptet, bürokratische Hürden für
Fachkräfte aus dem Ausland sollen gesenkt werden, aber zugleich ziehen deutsche
Behörden neue Mauern hoch und weigern sich plötzlich Abschlüsse aus
EU-Nachbarstaaten anzuerkennen", sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken.
"Der Widerspruch zwischen politischen Absichtsbekundungen und Behördenwirrwarr
wird immer grotesker", so Hankeln weiter. Jahrelang studierten junge Deutsche in
Stettin und erhielten nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums die
Approbation - wie nach Studienabschlüssen anderer Universitäten der Europäischen
Gemeinschaft. Jetzt hatte plötzlich eine der 37 Approbationsbehörden Bedenken,
die sich auf die EU Richtlinie 2005/36/EG i.d.F 2013/55/EU über die Anerkennung
von Berufsabschlüssen bezogen. Alle anderen Behörden schlossen sich an. Obwohl
die Bedenken in zwei sehr ausführlichen Briefen des polnischen
Gesundheitsministeriums in Warschau vollständig ausgeräumt wurden, wird den
Absolventen nach wie vor die Approbation verweigert. In allen anderen
europäischen Ländern werden die polnischen Studienabschlüsse übrigens weiterhin
anerkannt.
Im Asklepios Klinikum Uckermark und in einer Reihe anderer deutscher
Krankenhäuser können derzeit fest zugesagte und eingeplante ärztliche Stellen
nicht besetzt werden, weil sämtlichen deutschen Absolventen der 16 polnischen
Universitäten die Approbation in Deutschland verweigert wird. De facto bedeutet
dies ein Arbeitsverbot für Absolventen polnischer Universitäten. Die Folge sind
erhebliche Probleme in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung,
insbesondere in Regionen, die ohnehin unter Ärztemangel leiden. Das Asklepios
Klinikum Uckermark hat sich daher mit einem Brief an Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn und an die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Deutschen Bundestag
gewandt und um Unterstützung gebeten.
Das eigenartige Vorgehen reiht sich in sehr speziellen Strategien deutscher
Behörden ein, um den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zu bekämpfen. So hat
die deutsche Botschaft in Manila die Bearbeitungszeit für Visa von
philippinischen Pflegekräften nicht etwa verkürzt, sondern auf sechs Monate
verlängert. Derzeit warten Pflegekräfte aus den Philippinen seit August auf
ihren Einsatz in Hamburg, weil die Ausländerbehörden der Hansestadt ihnen die
Arbeitserlaubnis nicht erteilt. Zwar haben die Schwestern und Pfleger bereits
eine Berufsanerkennung, aber die gilt nur in Hessen, daher muss in Hamburg
erneut geprüft werden. Zwischen dem Anwerben ausländischer Pflegekräfte und dem
tatsächlichen Dienstantritt kann man zweimal Weihnachten feiern, aber die
Patienten müssen auf ihre Operationen warten.
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