Er ist fällig / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Andreas Scheuer
Geschrieben am 19-12-2019 |
Mainz (ots) - Es gilt, auch für Andreas Scheuer, die Unschuldsvermutung. Und
lange galt auch das alte bayerische Attribut: "A Hund is' er scho'." Letzteres
heißt eigentlich: Er ist ein Schlitzohr, hart an der Kante, aber letztlich
seriös und erfolgreich. Aber in den vergangenen Wochen hat sich in brutaler
Offenheit gezeigt, dass man bei Andreas Scheuer nicht mehr von einem seriösen
und erfolgreichen Politiker reden kann, dass diese Begriffe vielmehr starkes
Kopfschütteln auslösen, wenn man sie im Zusammenhang mit dem Verkehrsminister
benutzt. Und genau deshalb gilt die Unschuldsvermutung für Scheuer zwar
weiterhin im strafrechtlichen Sinn, aber nicht mehr im politischen. Er kann es
nicht. Er ist reif, im Sinne von fällig. Ein Minister Scheuer ist niemandem mehr
zumutbar. Da nützt ihm auch sein enorm großes Ego nichts mehr, sein
Selbstbewusstsein, das stets ganz hart an der Grenze zum Größenwahn wandelte.
Schneidig war er immer, der Scheuer Andy, ganz in der alten CSU-Tradition. Franz
Josef Strauß war ein Egomane, aber er war auch hochintelligent, und die Zeiten
waren andere und verziehen so einem. Auch Stoiber war ein besonderer Fall,
nervig, klug, erfolgreich, nur ganz zum Schluss verlor er den Überblick.
Seehofer ist noch immer Minister, also politisch offenbar unsterblich. Söder war
als junger Wilder ziemlich unverschämt, fängt sich aber jetzt. Im Vergleich dazu
ist Scheuer ein absolutes Leichtgewicht, das sich in Sachen Maut allem Anschein
nach hoffnungslos verzockt hat. Dass er dazu wohl von Parteifreunden angestiftet
wurde und im Namen eines Ministeriums agierte, das schon seit vielen Jahren ein
Augiasstall ist, hilft ihm nicht.
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