Kommentar / Amerikanischer Funke im Pulverfass Nahost = Von Eva Quadbeck
Geschrieben am 03-01-2020 |
Düsseldorf (ots) - Die Amerikaner haben mit der Tötung des iranischen Generals
Ghassem Soleimani die nächste Stufe der Eskalation im Konflikt mit dem Iran
genommen. Eine brandgefährliche nächste Stufe. Der von US-Präsident Trump
befehligte Raketeneinschlag könnte zum berühmten Funken im Pulverfass Nahost
werden.
Was die Amerikaner als Akt der Verteidigung betrachten, ist aus Sicht der Iraner
Terror. Die Tragweite der amerikanischen Tat kann man gar nicht überschätzen.
Möglicherweise sind die Folgen heftiger als nach der Tötung des
Al-Quaida-Führers Osama Bin Laden. Der wichtige Unterschied damals: Bin Laden
war für den Terroranschlag vom 11. September 2001 verantwortlich.
Dem Iran wird vor allem vorgeworfen, an einer Atombombe zu bauen und
internationalen Terrorismus zu unterstützen. Soleimani soll als Chef der
Al-Kuds-Brigaden für den Tod Hunderter US-Soldaten verantwortlich sein. Für die
Legitimation eines tödlichen Angriffs mag das aus Sicht mancher US-Strategen bis
hin zum Präsidenten ausgereicht haben, es ist aber ein erheblicher Unterschied.
Der Angriff von diesem Freitag könnte sich für die US-Regierung noch als
schwerer Fehler erweisen und für die Region in Nahost als ein Schicksalstag, der
die Lage noch einmal zum Schlimmeren gewendet hat.
Auch für die deutschen Soldaten im Irak und im Libanon hat sich mit dem
Raketenangriff der Amerikaner die Sicherheitslage schlagartig verschärft. Als
Verbündete der Amerikaner könnten auch die deutschen Truppen Ziel iranischer
Angriffe werden. Die Debatte um den ohnehin umstrittenen Anti-IS-Einsatz im Irak
wird neu geführt werden müssen. Nach einem solch einseitigen Vorgehen der
Amerikaner können die Verbündeten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
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