Kommentar / Deutsche Bank hat eine Chance vertan = Von Georg Winters
Geschrieben am 30-01-2020 |
Düsseldorf (ots) - Natürlich ist es sinnvoll, Mitarbeiter an Erfolgen zu
beteiligen und so die Bindung an das Unternehmen zu fördern. Insofern mag es
akzeptabel sein, dass Deutsche-Bank-Manager der zweiten und dritten Ebene auch
im fünften Verlustjahr hintereinander Boni kassieren. Für den Vorstand gilt das
nicht. Es geht nicht darum, ob er eine Leistungsprämie verdient hätte, sondern
dass er mitten im größten Umbau der Geschichte als Vorbild vorangehen sollte.
Dafür reicht die Halbierung der Boni nicht. In Zeiten, in denen die Bank mit
Milliardeneinsparungen geradezu prahlt und in denen 18.000 Mitarbeiter ihren Job
verlieren, wäre der Komplettverzicht der obersten Führungsriege ein Signal
gewesen. An die Belegschaft, an die Kapitalmärkte und die Aktionäre.
Die Bank hat massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Sie muss verloren gegangenes
Vertrauen zurückgewinnen. Dabei hat das Management eine Chance vertan. Man kann
nicht Wasser predigen und selbst zumindest Weinschorle trinken. Dass
Vorstandschef Christian Sewing seiner Argumentation pro Boni den Hinweis
vorausschickt, die Hauptversammlung habe das Vergütungsmodell mit großer
Mehrheit abgesegnet und man habe ja auf die Hälfte verzichtet, macht nichts
besser. Haben die Anteilseigner das Management gezwungen, Boni in voller Höhe zu
kassieren? Nein. Glaubt Sewing wirklich, dass man als Einkommens-Millionär mit
dem Verzicht auf weitere Millionen an Akzeptanz gewinnt? Hoffentlich nicht.
Zumal alle erst mal den Beweis antreten müssen, dass ihre neue Strategie
wirklich dauerhaft greift.
Kein vernünftiger Unternehmer bedient sich nach Milliardenverlusten selbst aus
der Kasse. Angestellte Manager ticken da mal wieder anders. Das ist die traurige
Botschaft aus der Boni-Politik der Deutschen Bank.
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