Kommentar / Chinas Intransparenz gefährdet Leben = Von Philipp Jacobs
Geschrieben am 11-02-2020 |
Düsseldorf (ots) - Tedros Adhanom Ghebreyesus brachte es am Dienstag auf den
Punkt. "Es geht jetzt nicht um Publikationen, Patente und Profite. Jetzt geht es
darum, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten", sagte der Chef der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Dort diskutieren bis Mittwoch rund
400 Experten und Forscher aus aller Welt, wie sich die Epidemie des neuen
Coronavirus eindämmen lässt. Was die Forscher brauchen sind neben Geld vor allem
Informationen. Da stößt die neueste Nachricht aus China natürlich besonders
sauer auf. Die Regierung schönt seit Ende vergangener Woche ihre Statistik über
die Zahl der Infektionen. Registriert werden nur Personen, die Symptome zeigen.
Dabei deutet bisher vieles darauf hin, dass Patienten, die mit dem Virus
infiziert sind, auch ansteckend sind, wenn sie keine Symptome zeigen. Die Zahl
der tatsächlich Infizierten dürfte also deutlich über dem liegen, was China
derzeit angibt. Und selbst diese Zahl ist nicht gering: Rund 43.100 Menschen
haben sich angesteckt, mindestens 1018 sind gestorben.
Will China verbergen, dass man mit der Epidemie überfordert ist? Zum Stil der
derzeitigen Regierung, die seit Jahren mit harter Hand regiert, würde es passen.
Es wäre freilich der falsche Weg. Peking hat es eigentlich auch gar nicht nötig.
Dank der drastischen Quarantäne-Maßnahmen ist dem Land und wohl auch weiten
Teilen der Welt eine noch schnellere Ausbreitung des Virus erspart geblieben.
Die Millionenstadt Wuhan, wo der Erreger mutmaßlich seinen Ursprung hat, wurde
rasch abgeriegelt. China hat aus der Sars-Pandemie 2002/2003 gelernt. Damals
versagte der Staatsapparat. Er erkannte viel zu spät, welches Chaos
hereinzubrechen drohte. Dieses Mal war man wacher. Doch der Kampf ist noch nicht
gewonnen. Und mit Intransparenz gewinnt man ihn ganz sicher nicht.
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