Zu gut für den Schredder / Kommentar von Alexander Klay zur Retouren-Initiative von Ministerin Schulze
Geschrieben am 12-02-2020 |
Berlin (ots) - Das im Internet gekaufte T-Shirt sah auf dem Bildschirm schön
aus, zu Hause sitzt es aber einfach nicht. 500 Millionen Mal in nur einem Jahr
gehen allein in Deutschland Fehlkäufe zurück an den Absender. Und obwohl das
Shirt noch vollkommen in Ordnung ist, landet es manchmal direkt im Schredder,
wird vernichtet. Zu teuer wäre es, Falten zu glätten und es dem nächsten Kunden
wieder ansprechend in Folie verpackt zu präsentieren.
Was wirtschaftlich vielleicht noch Sinn ergibt, ist aus ökologischer und
sozialer Sicht ein Horrorszenario. Je mehr Anteil der Onlinehandel einnimmt,
umso dringlicher muss dieses Problem gelöst werden. Die Initiative von
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) geht in die richtige Richtung.
Händler müssen künftig Sorge dafür tragen, dass funktionsfähige Produkte nicht
mehr im Müll landen. Das ist auch kein neues Bürokratiemonster, sondern ein
nötiger Schritt gegen Verschwendung.
Unpassend ist der Ruf nach Retourengebühren als Mittel gegen die Flut an
Rücksendungen. Nicht ohne Grund hat die EU schon in der Anfangszeit des
Onlinehandels den Verbrauchern starke Rechte eingeräumt. Was können bitte die
Kunden dafür, wenn die bestellte Hose einfach nicht passt? Dieses Risiko haben
die Händler natürlich eingepreist und bieten die kostenlose Rückgabe auch als
Teil ihres guten Services an. Um ihre Kosten gering zu halten, liegt eine
geringe Retourenquote ohnehin im Interesse jedes Unternehmens. Modehändler
versuchen das etwa mit immer besseren Passform-Beratungen.
Die härteren Auflagen gegen das Wegwerfen von guter Ware wird der Handel nun
ebenfalls einpreisen. Das hat vielleicht sogar einen sehr nachhaltigen Effekt:
Minderwertige Billigware, bei der die Retouren dem Handel künftig zu teuer
werden, wird vielleicht gar nicht mehr angeboten.
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