Kommentar / Gigabit ist nicht gleich Glasfaser = Von Reinhard Kowalewsky
Geschrieben am 17-02-2020 |
Düsseldorf (ots) - Selbstverständlich können sich die Kunden freuen: Für sie ist
es gut, wenn Vodafone das sehr teuer erworbene Kabelnetz von Unitymedia nun zu
günstigen Preisen für besonders schnelles Internet in den Markt drückt. Und weil
die Deutsche Telekom auf die Attacke des Hauptkonkurrenten mit entsprechenden
Rabatten und einer weiteren Aufrüstung des DSL-Netzes reagieren wird, ist der
Kunde beim schnellen Internet in Deutschland erst einmal König.
Trotzdem muss die Vodafone-Attacke auch kritisch gesehen werden: Erstens wird
der Aufbau eines echten Glasfasernetzes in Deutschland eher gebremst, wenn nun
Gigabit-Anschlüsse für zumindest zeitweise nur knapp 40 Euro zu buchen sind. Je
niedriger das Preisniveau für die Kunden ist, umso stärker wird dies Investoren
davon abhalten, in die dauerhaft beste Zukunftstechnik Glasfaser zu investieren.
Privatkunden in den Städten kann dies einige Jahre lang egal sein, weil sowohl
Kabel als auch sehr schnelles DSL genügend Tempo für das Abrufen von Videos oder
Online-Spielen bieten, aber für die Wirtschaft wird der zu langsame Ausbau von
Glasfaser immer mehr zum Problem.
Zweitens drohen die neuen Preisschlachten rund um Kabel und DSL die Branche
weiter zu schwächen. Schlimm genug, dass die Lizenzen für die neue
Mobilfunktechnik 5G mehr als 6,6 Milliarden Euro gekostet haben. Doch zusätzlich
droht noch, dass die Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica ihre hohen
Investitionen mit dem Herausforderer United Internet/Drillisch teilen müssen.
Die Konsequenzen sind bereits sichtbar: Weil die Telekom aktuell in den
liberalen USA mit der Übernahme von Sprint bessere Investitionschancen als im
überregulierten Europa sieht, unterlässt sie es, sich in Westeuropa stärker zu
engagieren.
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