Kluge Wahl / Kommentar von Friedrich Roeingh zu Georg Bätzing
Geschrieben am 03-03-2020 |
Mainz (ots) - Menschen, die gern und viel streiten, tun gut daran, sich einen
Moderator zu suchen. Die katholischen Bischöfe haben das beherzigt. Ihr neuer
Vorsitzender Georg Bätzing ist die Mensch gewordene Besonnenheit. Die
Unaufgeregtheit, mit der Bätzing das skandalumwobene Bistum Limburg nach dem
Abgang von Tebartz-van Elst wieder geeint hat, hat ihm bei der offenen Wahl
gegenüber seinen Mitbewerbern einen Vorteil verschafft. Und dass er sozusagen
Gastgeber des Synodalen Wegs ist, zu dem sich Bischöfe und Laien regelmäßig in
Frankfurt treffen, hat ihm gewiss auch nicht geschadet. So gesehen war es ein
Segen, dass Kardinal Marx nicht noch einmal angetreten ist. Die Mehrheit der
Bischöfe - nicht nur die kirchenkonservativen unter ihnen - hatten von dessen
selbstherrlichem Führungsstil genug. Marx' Wuchtigkeit ist Bätzings Sache nicht.
Medientauglich ist er gleichwohl. Man traut ihm offenbar zu, sich nicht gleich
mit den reaktionären Kräften um den Kölner Kardinal Woelki zu verkeilen. Und
doch hat der Limburger Bischof zur Rolle der Frauen in der Kirche, zur
Aufweichung des Zölibats, zur Achtung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und
zur Aufarbeitung der Missbrauchsskandale mit am klarsten Position bezogen. In
Rom ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz allerdings ein
Novize. Aber das war Karl Lehmann einst auch. Da der Papst schon vor Bätzings
Wahl scharfe Grenzen für Reformen der katholischen Kirche in Deutschland gezogen
hat, wird es auf Bätzings Geschick ankommen, den Synodalen Weg auch ohne
spektakuläre Ergebnisse an ein lohnendes Ziel zu führen. Man darf es ihm
zutrauen.
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