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Auto-Industrie fehlt der Mut / Kommentar von Dominik Bath zur IAA-Vergabe

Geschrieben am 03-03-2020

Berlin (ots) - Kurzform: München ist die sichere, vorhersehbare Variante: Die
Autoindustrie ist in der Stadt verwurzelt. Proteste sind angesichts von mehreren
Hunderttausend Beschäftigten bei bayrischen Herstellern und Zulieferern kaum zu
erwarten. In Berlin hingegen hätte sich der Verband auch seinen Kritikern
stellen müssen: Hersteller und Verband wären in der deutschen Hauptstadt allzu
offensichtlich mit eigenen Versäumnissen etwa im Bereich Elektromobilität
konfrontiert gewesen. Auch die Frage, inwiefern der Autoverkehr in Großstädten
wie Berlin überhaupt noch eine Zukunft hat, hätte sich in Berlin wohl dringender
gestellt. Doch für diese Art der Auseinandersetzung fehlten Industrie und
Auto-Lobby offenbar der Mut.

Der vollständige Kommentar: Nach dem Misserfolg im vergangenen Jahr wollte der
Verband der Automobilindustrie einen Schnitt machen und einen Neuanfang wagen
bei der prestigeträchtigen Internationalen Automobil-Ausstellung. Mit der
Vergabe der IAA nach München ist das allerdings nicht gelungen. Statt den Blick
auf Fragen zur Zukunft der Mobilität zu richten, hat sich der Verband für einen
alteingesessenen Standort der deutschen Automobilindustrie entschieden. München
ist die sichere, vorhersehbare Variante: Die Autoindustrie ist in der Stadt
verwurzelt. Proteste sind angesichts von mehreren Hunderttausend Beschäftigten
bei bayrischen Herstellern und Zulieferern kaum zu erwarten. In Berlin hingegen
hätte sich der Verband auch seinen Kritikern stellen müssen: Hersteller und
Verband wären in der deutschen Hauptstadt allzu offensichtlich mit eigenen
Versäumnissen etwa im Bereich Elektromobilität konfrontiert gewesen. Auch die
Frage, inwiefern der Autoverkehr in Großstädten wie Berlin überhaupt noch eine
Zukunft hat, hätte sich in Berlin wohl dringender gestellt. Doch für diese Art
der Auseinandersetzung fehlten Industrie und Auto-Lobby offenbar der Mut. Aber
es gab auch Versäumnisse in Berlin. Vor allem die politische Geschlossenheit hat
gefehlt. Das Nein der Grünen zur IAA und die Zurückhaltung ihrer
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop waren ein Problem. Ein eindeutiges Bekenntnis
auf politischer Ebene hätte Berlins IAA-Chancen wohl erhöht. Vielleicht aber
gelingt es Berlin nun trotzdem, Ideen aus dem IAA-Konzept zu verwirklichen: Die
Tesla-Ansiedlung vor den Toren der Stadt bringt fraglos einen Schub in Sachen
Elektromobilität. Darüber hinaus könnten sich bestehende Veranstaltungen wie das
Greentech Festival stärker auf neue Mobilität fokussieren. Berlin würde so auch
ohne die IAA zu einem Taktgeber für die deutsche Autobranche werden.

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/53614/4537043
OTS: BERLINER MORGENPOST

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell


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