Kommentar / Katholische Kirche muss schneller handeln = Von Clemens Boisserée
Geschrieben am 06-03-2020 |
Düsseldorf (ots) - Die katholische Kirche gefällt sich darin, Entscheidungen
gründlich abzuwägen, wieder und wieder zu überdenken - um sie am Ende nicht zu
treffen. Die Mühlen der größten Glaubensinstitution unseres Landes mahlen derart
langsam, dass politische Gesetzgebungsprozesse dagegen rasend schnell wirken. Da
passt es ins Bild, dass sexuelle Missbrauchsfälle in den Bistümern erst Jahre
später und dann auch nur nach und nach ans Licht gekommen sind. Die Aufarbeitung
dieser Verbrechen und die Konsequenzen haben ebenfalls lange auf sich warten
lassen - oder tun es noch. Erst jetzt, im März 2020, hat die deutsche
Bischofskonferenz einen Grundsatzbeschluss zur Entschädigung der
Missbrauchsopfer gefasst. Also zehn Jahre nachdem die ersten Fälle bekannt
wurden.
Dass der Essener Bischof Overbeck nun auch in seinem Ruhrbistum Klarheit über
die Vergangenheit schaffen, vor allem aber Maßnahmen für die Zukunft entwickeln
möchte, ist gut und richtig. Gleichzeitig ist die Aufarbeitung überfällig und
kommt eigentlich viel zu spät. Es wird Zeit, dass die katholische Kirche in
Deutschland sich der säkularen Gesellschaft auch in dieser Hinsicht weiter
anpasst. Ein Unternehmen, das dutzendfachen sexuellen Missbrauch seiner
Mitarbeiter erst zehn Jahre später aufzuarbeiten beginnt, käme zu Recht in
Erklärungsnöte.
Nun, wie im Ruhrbistum, noch eine Studie zu erstellen, ist im Prinzip gut.
Gründliche Aufarbeitung bedarf umfassender Erkenntnisse. Doch die zuletzt wieder
dramatisch gesunkenen Mitgliedszahlen belegen: Die Kirche hat keine Zeit für
langwierige Prozesse im Hintergrund. Es braucht schnelle Maßnahmen, die den
Gläubigen und allen, die es werden wollen, signalisieren: Massenhafter sexueller
Missbrauch oder ähnliche Verbrechen können bei uns nicht mehr passieren.
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