Corona pusht Digitalisierung/In der Pandemie zeigt sich der desolate Status der Digitalisierung im öffentlichen Sektor/Doch sie offenbart auch Chancen, so Glasfaserexperte Dr. Martin Fornefeld (FOTO)
Geschrieben am 18-03-2020 |
Düsseldorf (ots) - Die Corona-Pandemie zeigt, wo Deutschland in Sachen Digitalisierung wirklich steht. Während privatwirtschaftliche Dienstleister von jetzt auf gleich auf den Modus 'Home-Office' umschalten, zeigt sich im öffentlichen Sektor ein ganz anderes Bild: Digitaler Unterricht ist weitestgehend auf das Versenden von Emails beschränkt. Die Videosprechstunde beim Arzt bleibt eine Ausnahme. Und Bürgerbüros in den Rathäusern werden geschlossen - und beweisen damit einmal mehr, dass sie vielfach bei der digitalen Terminvereinbarung und der Bestellung von Wunschkennzeichen stehen geblieben sind.
Herr Dr. Fornefeld, Sie wiederholen seit Jahren fast gebetsmühlenartig Ihren Ruf nach der Notwendigkeit von Glasfasernetzen. Wie erleben Sie Deutschland mitten in der Corona-Pandemie?
Zunächst einmal geht es jetzt natürlich darum, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Das hat oberste Priorität. Gleichzeitig aber müssen wir zusehen, dass wir die Auswirkungen des immer weiter zurückgeschraubten öffentlichen Lebens in den Griff kriegen. Die Privatwirtschaft ist fast von heute auf morgen auf dezentrales Arbeiten umgestiegen, wo immer es möglich ist. Der öffentliche Sektor hingegen tut sich sehr, sehr schwer.
Wie zeigt sich das?
Schauen Sie sich unsere Schulen in Zeiten der Schulschließungen an. Schülerinnen und Schüler werden in den meisten Fällen gerade mal per Emails mit Unterrichtsmaterial versorgt. Viele Schulen schnüren auch noch Papierpäckchen, um Lernstoff zu verbreiten. Das kann in einem Hightech-Land wie Deutschland nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Aber Corona hat doch alle, also auch unsere Bildungslandschaft, völlig unvorbereitet getroffen.
Unsere Nachbarländer machen uns zum Teil vor, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Schüler lernen in der Cloud und auf Lernplattformen, haben schon seit Jahren Apps, die ihre gesamte schulische Laufbahn abwickeln. Das gibt es auch hier, in Schulen, die schon früh auf Digitalisierung gesetzt haben. Aber die sind bei weitem die Ausnahme.
Aber genau dafür hat doch der Digitalpakt Schule seit Anfang 2019 fünf Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
Na ja, zunächst einmal ist davon bislang nur ein Bruchteil abgefragt worden. Wir stehen bei der Digitalisierung unserer Schulen leider noch ganz am Anfang - vom virtuellen Klassenzimmer sind wir noch weit entfernt, obwohl die Lösungen alle da sind!
Sie nennen neben den Schulen aber auch Arztpraxen und Bürgerämter als Beispiele für Deutschlands Digitalisierungsversagen.
Schon seit 2018 ist die virtuelle Sprechstunde in Deutschland auch ohne persönlichen Erstkontakt zwischen Patient und Arzt erlaubt. Doch die Methode der Videokonsultation des Arztes ist bislang nicht in die Gänge gekommen, weil weder Regelungen zum E-Rezept noch zu E-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen umgesetzt wurden. Das ist doch absurd. Stand heute stellen einige Anbieter in der Corona-Krise ihre Lösungen zur Online-Sprechstunde Arztpraxen kostenlos zur Verfügung. Damit retten sie vielleicht Menschenleben, wenn die Angebote bekannt gemacht und umgesetzt werden.
Sie monieren aber auch Rathäuser und Bürgerämter. Warum?
Immer mehr Ämter und Bürgerbüros, die die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern gewährleisten sollen, schließen in der Corona-Krise ihre Türen. Übrig bleiben Online-Angebote, die häufig nicht mehr als die Bestellung von Wunschkennzeichen anbieten und digitale Terminvereinbarungen, die gerade nicht mehr stattfinden. Eine Studie der Hans Böckler Stiftung aus September 2019 zur "Digitalisierung der Bürgerämter in Deutschland" stellt uns ein schlechtes Zeugnis aus: In den Bereichen der digitalen Verwaltungskommunikation und der medienbruchfreien Abschließbarkeit von Verwaltungsvorgängen stellt sie "bestenfalls eine moderate "E-Government-Performanz" fest. Deutschlandweit gibt es danach beispielsweise keine einzige Verwaltungsleistung, die in allen Bürgerämtern als online abschließbar einzustufen wäre.
Steckt in der derzeitigen Krisensituation auch eine Chance für die Digitalisierung?
Jetzt offenbart sich klarer als je zuvor, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist. Sie ist Voraussetzung für eine Fortsetzung unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens - nicht nur in Krisenzeiten. Ich sehe eine große Chance in der aktuellen Situation. Wir alle machen gerade eine steile Lernkurve durch. Dezentrales Arbeiten wird die Regel und bei allen Startschwierigkeiten zeigt sich überall eine unglaubliche Kreativität, technische Möglichkeiten auszuprobieren. Wir lernen alle voneinander, weil die Situation das erfordert. Dieses Miteinander, diese Haltung, dieses Nach-Vorne-Schauen und Miteinander-Gestalten, das wünsche ich mir für die Zukunft, wenn wir Corona gemeistert haben. Aber vergessen Sie nicht: Videokonferenzen, Cloudlösungen, digitale Plattformen, Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen, all das braucht schnelles Internet. Daher muss der Glasfaserausbau ohne jedes Wenn und Aber konsequent fortgeführt werden!
Der Text ist zur Veröffentlichung freigegeben. Wir freuen uns über ein Belegexemplar.
Über MICUS Strategieberatung GmbH
MICUS Strategieberatung GmbH ist eines der deutschlandweit führenden Beratungsunternehmen in den Bereichen Breitbandausbau, Glasfasernetzplanungen, Geschäftsfeldentwicklungen sowie Digitalisierungsstrategien. Wir unterstützen und beraten unsere Kunden in ihren wichtigsten Entscheidungsprozessen. MICUS steht für maßgeschneiderte Lösungen und eine zielorientierte Umsetzung von Projekten. Seit unserer Gründung im Jahr 2000 lassen wir uns am Erfolg unserer Beratungsarbeit messen. Unser Erfolg spiegelt sich an der Vielzahl zufriedener Kunden und den erfolgreichen Umsetzungen unserer Planungen wider. Nach unseren Plänen wurden bereits Breitbandprojekte in über 150 Landkreisen und Kommunen mit mehreren Millionen Einwohnern mit und ohne Förderung durchgeführt.
Pressekontakt:
Monika Rech-Heider
rheintext medien
Apenrader Straße 7
50825 Köln
Tel.: 0221/93119286
Email: monika.rech@rheintext.com
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/126959/4551060
OTS: MICUS Strategieberatung GmbH
Original-Content von: MICUS Strategieberatung GmbH, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
725423
weitere Artikel:
- Westinghouse sichert sich Verlängerung eines Kernbrennstoffvertrags für das Kernkraftwerk D.C. Cook von American Electric Power Cranberry Township, Pennsylvania (ots/PRNewswire) - Die Westinghouse Electric Company gab heute bekannt, dass es mit American Electric Power (AEP) eine Vertragsverlängerung für die Bereitstellung von nuklearen Brennstoffen und damit verbundenen Dienstleistungen für die beiden Druckwasserreaktor-Blöcke des Kernkraftwerks D.C. Cook in Bridgman, Michigan, unterzeichnet hat.
"Diese Vertragsverlängerung verdeutlicht die starke, schon lange bestehende Partnerschaft, die wir mit AEP pflegen", sagte Patrick Fragman, Präsident und Chief Executive Officer mehr...
- Avantor® führt neues Protein-A-Chromatografieharz - PROchievA - ein, für Lieferkettenflexibilität und verbesserte Leistung der nachgeschalteten Aufreinigung bei der Produktion monoklonaler Antikörper Radnor, Pennsylvania (ots/PRNewswire) - Neues hochreines Harz verbessert die Bioprozessverfahren und bringt Auswahl und Effizienz in die Prozesse und Protokolle der Produktion monoklonaler Antikörper
Monoklonare Antikörper-Medikamente behandeln eine Vielzahl von klinischen Indikationen. Bei der Krebsbehandlung greifen monoklonare Antikörper auf die natürlichen Funktionen des Immunsystems zurück, um die Krankheit zu bekämpfen.
Avantor, Inc. (NYSE: AVTR), führender globaler Anbieter von einsatzkritischen Produkten und Dienstleistungen für Kunden mehr...
- Branchenverbände: Sicherung der Grundversorgung mit E-Zigaretten dringend notwendig Berlin (ots) - Gemeinsame Pressemeldung des Verbands des eZigarettenhandels (VdeH) und des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG)
Durch die inzwischen bundesweit erfolgten Erlasse zur Schließung von Einzelhandelsgeschäften ist die unbedingt erforderliche Grundversorgung ehemaliger Raucher mit E-Zigaretten nicht mehr gewährleistet. Die Branchenverbände appellieren an die Bundesländer, den Beispielen aus Frankreich, Italien, Spanien und der Schweiz unverzüglich zu folgen und E-Zigarettenfachhändler ausdrücklich in die Ausnahmen der Schließungsverfügungen mehr...
- IVA: "Landwirtschaft schafft heute die Ernährungssicherheit von morgen" / Landwirtschaft braucht auch in Krisenzeiten sichere Versorgung mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln Frankfurt/Main (ots) - Der ungehinderte Transport landwirtschaftlicher Betriebsmittel wie Saatgut, Pflanzenschutz- und Düngemittel muss vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Corona-Pandemie unbedingt aufrechterhalten werden. Daher begrüßt der Industrieverband Agrar e. V. (IVA), der die Interessen der Unternehmen der agrochemischen Industrie in Deutschland vertritt, die Klarstellung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass die gesamte Kette der Ernährungsbranche systemrelevant sei und zur kritischen Infrastruktur gezählt werden müsse. mehr...
- Corona-Krise: Deutsche Sanitätshäuser bleiben weiterhin geöffnet / Bundesweite Leitlinie stellt flächendeckende Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln sicher Berlin (ots) - In Zeiten der besonderen Herausforderung durch die Corona-Epidemie arbeitet die Bundesregierung mit den jeweiligen Ministerpräsidenten aller Bundesländer zusammen und hat am 16.03.2020 eine gemeinsame Leitlinie bzgl. der bundesweiten Regelung sozialer Kontakte im öffentlichen Leben veröffentlicht. Darin geht es auch darum, welche Geschäfte für die Grundversorgung der Bevölkerung relevant und deshalb weiterhin geöffnet sind. Hierzu zählen auch Sanitätshäuser und orthopädietechnische Betriebe. Sie stehen weiterhin für die Bevölkerung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|