(Registrieren)

Bei vielen Nahrungsmitteln ist Deutschland von Importen abhängig / Hoher Selbstversorgungsgrad nur bei Weizen, Kartoffeln, Zucker

Geschrieben am 05-05-2020

Frankfurt/Main (ots) - Nur bei Weizen und Gerste sowie bei Kartoffeln und Zuckerrüben ist Deutschland aktuell Selbstversorger: Von diesen landwirtschaftlichen Nutzpflanzen produzieren die heimischen Landwirte in normalen Jahren mehr, als im Inland verbraucht wird. Bei Ölsaaten wie Raps, vor allem aber bei den meisten Obst- und Gemüsesorten, ist Deutschland schon heute zum großen Teil auf Importe angewiesen, selbst mehr als jeder zweite Apfel stammt bereits aus dem Ausland. Diese Importabhängigkeit steigt an, wenn in besonders schlechten Jahren die Erträge sinken oder durch die politisch gewollte Ausweitung des ökologischen Anbaus die inländische Erntemenge insgesamt zurückgeht.

Entsprechende Berechnungen zum Selbstversorgungsgrad (SVG) bei Acker- und Sonderkulturen hat der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) heute im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz in Frankfurt präsentiert. Dabei verglich der Wirtschaftsverband die Durchschnittserträge der vergangenen drei Wirtschaftsjahre in einer Szenario-Rechnung mit den Niveaus der historisch schlechtesten Ernten seit 1990. In einer zweiten Szenario-Rechnung wurde ermittelt, welchen Einfluss eine Ausweitung des Ökolandbaus auf 40 Prozent der Anbaufläche auf die Selbstversorgungsfähigkeit hätte.

Der aktuelle Selbstversorgungsgrad bei Weizen, so die IVA-Berechnungen, sinkt in einem maximal schlechten Erntejahr von 115 auf 98 Prozent, bei Gerste von 112 auf 98 Prozent - bei diesen wichtigen Getreidearten ist also selbst bei (potenziell stark) verminderter Ernte nahezu eine Vollversorgung aus Deutschland noch möglich. Bei beliebten Gemüsesorten, von denen gegenwärtig zumindest noch ein nennenswerter Anteil im Inland produziert wird, wie Möhren (SVG: 70 Prozent) oder Zwiebeln (SVG: 63 Prozent), stiege in schlechten Jahren der Importanteil auf rund die Hälfte. Lediglich bei Kartoffeln (Rückgang des SVG von 149 auf 115 Prozent) und bei Zuckerrüben (Rückgang des SVG von 140 auf 120 Prozent) produzieren deutsche Landwirte auch in sehr schlechten Erntejahren immer noch deutlich mehr, als die Verbraucher im Inland konsumieren.

"Bei uns schärft die Corona-Krise den Blick dafür, wie verletzbar eine Ernährungspolitik wäre, die sich allein auf die Versorgung durch den Weltmarkt verlässt. Das heißt: Wir sind, um unvorhergesehene Risiken abzufedern, angewiesen auf eine solide Grundversorgung durch eine leistungsfähige Landwirtschaft im eigenen Land. Diese benötigt Logistik, den Agrarhandel vor Ort und den verlässlichen Zugang zu einer möglichst breiten und effektiven Palette von Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln", kommentierte IVA-Präsident Dr. Manfred Hudetz. "Von einem regen internationalen Handel mit Agrargütern profitieren alle, und für Deutschland ist es auch nicht erstrebenswert, bei allen landwirtschaftlichen Produkten autark sein zu wollen. Aber auch wir haben eine Verpflichtung, mit unserer heimischen landwirtschaftlichen Produktion einen Beitrag zum Angebot zu leisten", so Hudetz.

In einer weiteren Szenario-Rechnung wurde ermittelt, wie sich die Ausweitung des ökologischen Landbaus auf 40 Prozent der Anbaufläche auf die Selbstversorgungsfähigkeit auswirken würde (dieser Zielwert wird in einem aktuellen Gesetzentwurf in Baden-Württemberg diskutiert). Bekannt ist, dass sich bei den großen Ackerkulturen die Flächenerträge von konventioneller und ökologischer Anbauweise erheblich unterscheiden, in der Regel produzieren Bio-Landwirte auf gleicher Fläche etwa nur die halbe Menge Weizen oder Kartoffeln wie ihre konventionell wirtschaftenden Berufskollegen. Weniger groß dagegen sind die Ertragsunterschiede bei vielen Gemüsekulturen. Möhren haben im Bio-Anbau gut 80 Prozent des Ertrags im Vergleich zu konventioneller Wirtschaftsweise, und bei Zwiebeln werden immerhin zwei Drittel des konventionellen Ertrags erreicht, wie die den IVA-Berechnungen zugrundeliegenden Daten des Infoportals http://www.oekolandbau.de zeigen.

Und so ergibt sich auch bei den Auswirkungen der Öko-Ausweitung auf die Selbstversorgungsfähigkeit kein einheitliches Bild. Klar ist: Mit den wichtigsten Getreidekulturen könnte sich Deutschland bei einem Bio-Anteil von 40 Prozent nicht mehr selbst versorgen. Der SVG von Weizen fiele auf nur noch 93 Prozent, der von Gerste auf 94 Prozent. Bei Kartoffeln wären die Ertragsrückgänge zwar auch erheblich, aber mit einem SVG von 123 Prozent deckt die Produktion den inländischen Konsum weiter ausreichend ab. Bei den meisten Gemüsekulturen wären die Auswirkungen auf den SVG dagegen weniger erheblich, zum einen, da hier die Ertragsunterschiede öko gegenüber konventionell weniger groß und die Bio-Anbauflächen schon erheblich sind, zum anderen, da diese landwirtschaftlichen Produkte schon heute zu einem großen Teil aus Importen stammen.

Kommt es schließlich nach einer Ausweitung des Bio-Anteils auf 40 Prozent zusätzlich zu Ernteausfällen wie in den schlechtesten Jahren seit 1990, so wäre nach den IVA-Berechnungen Deutschland absehbar bei keiner wichtigen Anbaukultur mehr Selbstversorger. Viele Lebensmittel müssten in erheblichem Umfang aus dem Ausland zugekauft werden.

"Entscheidungen von Politik und Behörden haben maßgeblichen Einfluss auf die Landwirtschaft der Zukunft und auf die im eigenen Land produzierten Nahrungsmittel. Wenn etwa bei Kartoffeln, die wir heute noch in großer Menge produzieren, in Zukunft Insektizide zur Bekämpfung von Blattläusen fehlen, wird der Kartoffelanbau für viele Betriebe unattraktiv. Wir sollten verhindern, dass wir selbst Produkte, bei denen unsere heimischen Landwirte führend sind, in Zukunft in größeren Mengen importieren müssen", so Hudetz.

Details der Berechnungen stehen in einem ausführlichen Hintergrundpapier auf http://www.iva.de zur Verfügung.

Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vertritt die Interessen der agrochemischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 53 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Biostimulanzien und Schädlingsbekämpfung. Die vom IVA vertretene Branche steht für innovative Produkte für eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft.

Pressekontakt:

Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva@vci.de https://www.iva.de
https://twitter.com/IVA_Presse

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/16070/4588411
OTS: Industrieverband Agrar e.V. (IVA)

Original-Content von: Industrieverband Agrar e.V. (IVA), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

731786

weitere Artikel:
  • Oberland Capital schafft Healthcare Royalty Fund in Höhe von 1,05 Milliarden Dollar für Investitionen in Unternehmen, die Produkte in fortgeschrittener klinischer Entwicklung fördern New York (ots/PRNewswire) - Oberland Capital Management LLC ("Oberland Capital") gab heute das Closing des Oberland Capital Healthcare Solutions Fund und seiner Beteiligungsfonds (gemeinsam der "Fonds" oder "Lösungsfonds") mit einem Hard Cap von 1,05 Milliarden Dollar an Kapitalzusagen bekannt. Gegen Lizenzgebühren für die Produkte, sobald diese zugelassen und vermarktet sind, stellt der Lösungsfonds Kapital für Biopharmazie-, Diagnose-, sowie Medizinproduktunternehmen bereit, die sich der Förderung von Produkten im fortgeschrittenen klinischen mehr...

  • Agrarchemie: Abwärtstrend setzte sich 2019 ungebremst fort / Hersteller verkauften in der abgelaufenen Saison abermals weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel (FOTO) Frankfurt/Main (ots) - Der Abwärtstrend hielt für die deutsche agrochemische Industrie vor dem Hintergrund anhaltender Trockenheit und reduzierter Ernteerträge auch 2019 weiter an. Der Inlandsumsatz mit Pflanzenschutzmitteln der im Industrieverband Agrar e. V. (IVA) organisierten Unternehmen sank im vergangenen Jahr abermals um 6,9 Prozent auf 1,193 Milliarden Euro (2018: 1,282 Mrd. Euro). Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2014 sind die Umsätze um ein Viertel eingebrochen und der Markt damit noch unter das Niveau des Jahres 2007 geschrumpft. mehr...

  • Internationaler Online-Händler SHEIN kündigt SHEIN Together mit Headline-Performances von Katy Perry und Lil Nas X an Los Angeles (ots/PRNewswire) - Virtuelles Event zur Unterstützung des COVID-19 Solidarity Response Fund For WHO mit Unterstützung der United Nations Foundation Der weltweit in der Branche führende E-Retailer SHEIN kündigt das erste, jemals da gewesene digitale Unterhaltungsfestival der Marke namens SHEIN Together an, das am 09. Mai 2020 stattfinden soll. Das vierstündige digitale Event SHEIN Together wird über die kostenlose App von SHEIN (https://c212.net/c/link/?t=0&l= de&o=2793217-1&h=2076484963&u=https%3A%2F%2Fc212.net%2Fc%2Flink%2F%3Ft%3D0%26l%3 mehr...

  • Einreichen bis 15. Juli: eAward - Lösungen für neues Wirtschaften Wien (ots) - Wie wir die Wirtschaft am Laufen halten: Der eAward prämiert die besten Lösungen und Services für neue Wege in Krisenzeiten - und darüber hinaus In Zeiten von reduzierten persönlichen Kontakten steht in der Wirtschaft alles auf dem Prüfstand: interne Prozesse, Produktions- und Lieferketten, Zielgruppen-Ansprache, Kundenservices und vieles mehr. Welche Unternehmen haben bereits richtigen Zugang zu neuen Wegen in der Krise gefunden - sei es intern in ihrer Organisation oder nach außen zu KundInnen oder Partnern? Wie sehen die passenden mehr...

  • vbw begrüßt Corona-Lockerungen der bayerischen Staatsregierung - Brossardt: "Perspektive und Planungssicherheit für die Wirtschaft durch bisherige Vorsicht" München (ots) - Die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. begrüßt die heute bekannt gegebenen Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw, erklärte: "Diese Maßnahmen sind nur durch die bisherige Vorsicht der Staatsregierung möglich geworden. Diese Vorsicht bietet jetzt die Grundlage für die Öffnungen. Die Lockerungen und der konkrete Zeitplan schaffen Perspektiven und Planungssicherheit für die Wirtschaft . Wir sind erleichtert, dass jetzt ein behutsames, aber dafür kontinuierliches Hochfahren mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht