Die Prämie wird leider kommen / Der Staat wird das Füllhorn für Autokäufe ausschütten. Das ist aber nicht sehr sinnvoll und schon gar nicht gerecht. ( Leitartikel von Bernhard Fleischmann
Geschrieben am 12-05-2020 |
Regensburg (ots) - Was ist da nur geschehen? Da fordert die deutsche Automobilindustrie in bewährter Manier staatliche Hilfen, um den Absatz seiner Karossen zu fördern. Doch anstatt sofort und großzügig, wie früher selbstverständlich, die Wünsche artig zu erfüllen, zieren sich zumindest einige Regierungspolitiker. Und noch ungewöhnlicher: Die Mehrheit der Bürger sagt Nein. Sie wollen keine Kaufprämien haben und erst recht keine finanzieren. Einerseits, weil ihnen momentan sehr vieles sehr viel wichtiger ist als ein neues Auto. Andererseits verfügen die Autobauer offenbar nicht mehr über den Nimbus des unumstrittenen Primus der Wirtschaft. Die Menschen sehen überdies, dass andere Branchen noch dringendere Sorgen haben. Auch wenn in Bayern von aktuell zwei Millionen Kurzarbeitern 350 000 aus der Automobilindustrie kommen - den meisten von ihnen traut man zu, nicht gleich in Armut zu stürzen. Die Löhne und Gehälter sind höher als anderswo, die jährlich hoch vierstelligen Gewinnbeteiligungen den Beschäftigten sonstiger Branchen höchst fremd. In dieser unsicheren Lage kaufen nur Verbraucher ein Auto, die gerade unbedingt eines brauchen. Oder eben solche, die finanziell absolut abgesichert sind. Mit einer simplen Kaufprämie wirft der kleine Steuerzahler damit solventen Käufern üppiger Brummer auch noch ein paar Tausend Euro hinterher. Das empfindet er als wenig sinnvoll, dafür umso mehr als ungerecht. Dagegen weigert er sich. Zu Recht. Ob mit Erfolg, ist aber zu bezweifeln. Am Ende wird eine Form der Förderung kommen. Und es steht zu befürchten, dass sie eher gießkannenmäßig ausfällt als sinnvoll in die Zukunft gerichtet. Wer also glaubt, die Prämie sei Unsinn und werde deshalb abgelehnt, der braucht schon einen starken Glauben. Er sollte sich darauf gefasst machen, dass es eher so kommt wie immer. Sowohl die Autobauer als auch die Politik schienen überrascht darüber zu sein, dass die Deutschen das in Aussicht gestellte "Geschenk" so undankbar verachtet haben. Daraufhin haben die Hersteller die Ministerpräsidenten der "Autoländer" Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen eingespannt, um für sie zu trommeln. Alle drei haben das willig getan. Auch auf die Bundeskanzlerin dürfte Verlass sein im Sinne der Industrie. Sie hat sich auch bei den verschärften Abgasgesetzen der EU stets als Bremserin im Sinne der deutschen Produzenten erwiesen. Dumm dabei ist, dass sich der Entscheidungsprozess so lange hinzieht. Erst im Juni soll nach aktuellem Diskussionsstand klar sein, wohin sich das Füllhorn ergießt. Das bedeutet, dass jetzt jeder der wenigen potenziellen Käufer auch noch abwartet, um die Prämie nicht zu verpassen. Die Autohändler, die sich verständlicherweise jegliche Unterstützung wünschen, beklagen das als eine bedrohliche Hängepartie. Auch wenn man bedenkt, dass die wirtschaftlichen Bedeutung der Branche - gerade in unserer Region - groß ist: ein Zuschuss dürfte den Autoabsatz höchstens ein bisschen stützen. Für die Hersteller und auch viele Zulieferer sind allerdings die weltweiten Absätze entscheidend. Deutschland allein macht die Hersteller nicht glücklich. Auch von den rund 300 000 BMW, die in Regensburg jährlich gebaut werden können, gehen größere Mengen in den Export - wie viele, verrät BMW leider nicht. Wozu also das Ganze? Wenn der Staat direkt und auch wirksam helfen will, dann könnte er doch seine eigenen Fuhrparks bei Verwaltung, Polizei etc. gezielt erneuern. Ansonsten sollte er das Geld in umweltfreundliche Energien und Mobilität, digitale Netze, Bildung und Realeinkommen der Bürger investieren.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4595424
OTS: Mittelbayerische Zeitung
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
732783
weitere Artikel:
- Verwerfungen // Ralf Heidenreich zum Modehandel Mainz (ots) - Die Restriktionen zur Eindämmung des Coronavirus sind notwendig, haben aber einen hohen Preis. Insolvenzen, Schließungen, Jobabbau - das wahre Ausmaß der Verwerfungen werden wir erst in ein paar Monaten erkennen. Es trifft fast alle Branchen, insbesondere auch den Modehandel. Die Läden haben zwar geöffnet, aber die Kunden kommen nicht wie erhofft. Job- und Zukunftsangst, weniger Geld wegen Kurzarbeit, der Shopping-Killer Gesichtsschutz, fehlende Anlässe für den Kauf neuer schicker Kleidung und Schuhe. Eine gefährliche Mixtur vergiftet mehr...
- Das Erste, Mittwoch, 13. Mai 2020, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD Morgenmagazin Köln (ots) - 7.10 Uhr, Ismail Ertug, SPD, Ausschuss für Verkehr und Tourismus im Europäischen Parlament, Thema: EU-Tourismuskonzept
8.10 Uhr, Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte, Thema: Unternehmensschutz im Gesundheitssektor
Pressekontakt:
Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de
Redaktion: Martin Hövel
WDR Kommunikation, wdrpressedesk@wdr.de,
Tel. 0221 220 7100
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 0172 - 2439200
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6694/4595431
OTS: ARD Das Erste
Original-Content mehr...
- Kein Befreiungsschlag, Kommentar zu Thyssenkrupp von Annette Becker Frankfurt (ots) - Der Verkauf der lukrativen Aufzugssparte sollte für Thyssenkrupp zum Befreiungsschlag werden. Doch daraus wird absehbar nichts. Dazwischen kommt die Covid-19-Pandemie, die den ohnehin angeschlagenen Ruhrgebietskonzern schwer in Mitleidenschaft zieht.
Abzulesen ist das am Zahlenwerk für das zweite Quartal, das für die fortzuführenden Geschäfte so gar keinen Lichtblick liefert. Im Gegenteil: Nach dem Verkauf von Elevator ist Thyssenkrupp noch stärker von der Automobilindustrie abhängig, die schon vor Ausbruch der Viruskrise schwächelte. mehr...
- Weltweit erste KI-Universität für Absolventen beruft renommierte Experten in Leitungsteam Abu Dhabi, Uae (ots/PRNewswire) - Die Mohamed bin Zayed University of Artificial Intelligence (MBZUAI), die weltweit erste forschungsbasierte KI-Universität (KI - Künstliche Intelligenz) für Absolventen, hat zwei führende KI-Experten aus den Bereichen Weiterbildung und Technologie in sein Leitungsteam berufen.
Dr. Ling Shao wurde zum Executive Vice President und Kanzler der MBZUAI ernannt. Er wird die akademischen Belange der MBZUAI leiten und sicherstellen, dass die Universität im Bereich Hochschulbildung und Forschung im Feld der KI Weltklasseleistungen mehr...
- David Costabile Tops $1 Million Charity PokerStars Invitational Led by Hank Azaria and Andy Bellin Onchan, Isle Of Man (ots/PRNewswire) - Charities to receive share of more than $1 million after stars from music, film, sports and TV unite for Stars CALL for Action - Powered By PokerStars
Edward Norton, Bryan Cranston, Hank Azaria, Neymar Jr, David Schwimmer, Lisa Kudrow, Ricardinho, Liam Payne, Gabriel Macht, Amy Schumer and many more celebrities played head-to-head over the weekend in the 'Stars CALL for Action - Powered by PokerStars' online poker tournament to raise an enormous $1 million for charity.
More than 90 celebrities signed mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|