(Registrieren)

Geldanlage in Corona-Zeiten: Menschen in Deutschland zwischen Zuversicht und Skepsis / Deutscher Geldanlage-Index des DIVA-Instituts

Geschrieben am 28-07-2020

Marburg (ots) -

- Die Deutschen sehen in der Corona-Krise Aktien eher positiv - West-Ost-Gefälle: Östliche Bundesländer gegenüber Aktien zurückhaltender - Junge Menschen (18-29 Jahre) und Besserverdienende setzen auf Aktien - Staat ist Schlusslicht, wenn es um Vertrauen in Geldanlage geht - Verlustrisiko hält viele Geldanleger von Aktien fern - Sicherheit und Rendite der Geldanlage wichtiger als Nachhaltigkeit

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung in Marburg (DIVA) hat ermittelt, wie die Menschen in Deutschland die Chancen des Sparens in aktienbasierten Anlageformen (Aktien, Aktienfonds oder fondsgebundene Lebensversicherungen) einschätzen. Die Zahlen zeigen zwei Welten: Über die Hälfte der Menschen meint, es gebe vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie keinen Grund zur Aufregung. Die aktuelle Situation biete Chancen, und man solle sein Engagement an der Börse wie bisher fortsetzen oder sogar verstärken. Jeder Fünfte will hingegen Pausieren oder sein Engagement reduzieren.

Deutscher Geldanlage-Index misst Einstellungen zu Aktien

Erstmals ermittelte das DIVA im Mai und Juni 2020 den so genannten Deutschen Geldanlage-Index, der die Einstellungen und Einschätzungen der Menschen in Deutschland zur Geldanlage, insbesondere in Aktien, Aktienfonds und fondsgebundene Lebensversicherungen, misst. Der Index wird zukünftig zweimal im Jahr ermittelt. Mit dem Deutschen Geldanlage-Index lassen sich zukünftig entsprechend Veränderungen in den Einstellungen zur Aktienanlage zum Beispiel in Abhängigkeit von der aktuellen Kapitalmarktsituation nachweisen. Das Besondere an seiner Ermittlung: Neben einer repräsentativen Stichprobe von gut 1.000 (zukünftig 2.000) Endverbrauchern werden im Index auch die Einschätzungen von rund 1.500 Experten (Finanzanlagenvermittler nach §34f Gewerbeordnung) mit rund 1,5 Millionen Kunden berücksichtigt. Der Deutsche Geldanlage-Index des DIVA zeichnet sich demnach nicht nur durch ein Stimmungsbild in der Bevölkerung, sondern auch durch weitreichende Expertise derjenigen aus, die tagtäglich die Bürger beraten. Die (Online-)Befragung der Endverbraucher wurde durchgeführt von der INSA-Consulere, die der Experten durch das DIVA.

Corona-Krise: Insgesamt tendenziell positives Stimmungsbild zu Aktien

Auf einer Werteskala von -100 bis +100 zeichnet der Deutsche Geldanlage-Index bei seiner erstmaligen Messung mit einem Wert von +44,2 tendenziell ein positives Stimmungsbild, wobei die Endverbraucher mit einem Wert von +24,9 hinter den Experten (+63,4) zurückbleiben. Dies liegt daran, dass es ja gerade die Aufgabe der Berater ist, ihren Kunden die Vorteile aktienbasierter Anlageformen näher zu bringen.

Die insgesamt positive Stimmung deckt sich mit dem aktuellen Anlegerverhalten: Einhellig berichten Banken und Fondsgesellschaften aktuell über erhebliche Mittelzuflüsse in aktienbasierte Anlagen. "Die Deutschen haben offensichtlich dazu gelernt. Die Kurschancen im März 2020 bei einem DAX-Niveau von Corona-bedingt nur noch 8.500 Punkten haben viele genutzt. Schaut man sich die aktuellen Börsenstände an, war dies eine gute Entscheidung", so Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass sich die Gewinne nicht gleichmäßig auf alle verteilen: Besonders profitiert haben die Bürger in Bayern und Baden-Württemberg, eher junge Menschen und Besserverdienende, denn die verzeichnen die höchsten Werte im Geldanlage-Index.

Staat als Geldanleger ist Schlusslicht

Fragt man die Bürger und die Experten danach, wem sie ihr Geld am ehesten anvertrauen würden, wenn es um die Geldanlage in Aktien ginge, wäre der Staat Schlusslicht (Bürger: 14,0%; Experten: 0,9%). Auf den Plätzen eins und zwei lägen die Banken (31,6% / 6,1%) und die Fondsgesellschaften (30,2% / 85,4%). Die Ergebnisse sind insoweit von politischem Interesse, als es in Deutschland immer wieder Diskussionen über einen Staatfonds für die private Altersvorsorge gibt, dessen Geld - ähnlich wie in Norwegen - zu einem Großteil auch in Aktien investiert würde. Die Umfrage erteilt einem solchen Ansinnen eine klare Absage.

Staatliche Förderung wäre wünschenswert

Trotz des durchaus positiven Stimmungsbildes profitieren immer noch zu wenig Deutsche von den Chancen aktienbasierter Anlageformen - gerade in Zeiten von Null-Zins eine auch politisch gesehen nicht optimale Situation. Denn es sind vor allem die Besserverdienenden, die den mit Abstand höchsten Geldanlageindex aufweisen und deshalb profitieren. Fragt man die Bürger, was neben der Renditechance zur Anlage in Aktien motivieren würde, liegt auf Platz eins eine Garantie gegen Verluste (43% / 20,4%), aber schon auf Platz zwei die staatliche Förderung (31,9% / 44,2%), zum Beispiel durch Zulagen und steuerliche Vergünstigungen. "Die aktuelle Diskussion zur Finanztransaktionssteuer kommt zur Unzeit. Sollen mehr Bürger mit Produktivvermögen sparen und vorsorgen, darf diese Sparform nicht noch zusätzlich bestraft werden", so Professor Heuser.

Die Deutschen sind risikoscheu

Wird umgekehrt danach gefragt, warum immer noch viele Anleger um Aktien einen großen Bogen machen, ist das Bild eindeutig: 38,2% (Bürger) bzw. 31,3% (Experten) nennen als Hauptgrund die Sorge vor einem Totalverlust. Auf Rang zwei landet das Risiko der Anlageform (35,4% / 28,4%). Auffällig: Bei den Experten beklagen immerhin 38% bürokratische Hürden zum Beispiel bei der Depoteröffnung - ein klarer Hinweis darauf, dass die Geldanlage inzwischen in hohem Maße reguliert ist.

Nachhaltigkeit von Geldanlagen hat untergeordnete Bedeutung

Ganz allgemein ermittelte das DIVA im Zusammenhang mit dem Index die Prioritäten der Bürger bei der Geldanlage mit Blick auf deren Liquidität, Nachhaltigkeit, Rendite und Sicherheit. Was also ist den Bürgern am wichtigsten? In allen Altersgruppen lag die Sicherheit der Geldanlage deutlich vor der Rendite. Im Zweifel verzichten die Deutschen also auf Rendite, wenn dafür das Geld sicher ist. Dies erklärt, warum immer noch zu wenig Bürger die Chancen der aktienbasierten Anlage nutzen. Denn zumindest Aktien in Form von Einzelwerten sind nun einmal riskanter als beispielsweise die Anlage in Tagesgeld. Die Befragung der Experten liefert hier aber eine zusätzliche Erklärung: Nach deren Einschätzung fehlt es bei rund der Hälfte ihrer rund 1,5 Millionen Kunden (47,8%) an den erforderlichen Kenntnissen über die Funktionsweise aktienbasierter Anlageformen.

Auf den Plätzen drei und vier ungefähr gleichauf, aber deutlich hinter den Kriterien Sicherheit und Rendite rangieren die Liquidität und die Nachhaltigkeit als Kriterien für die Geldanlage. "Es zeigt sich, dass Corona das Thema Nachhaltigkeit aktuell verdrängt. Dies gilt offensichtlich auch für die Geldanlage. Fest steht aber: Am Ende wollen die Menschen zu allererst ihr mühsames Erspartes erhalten und möglichst einen Gewinn in Höhe der Inflationsrate erzielen," so Prof. Heuser.

DIVA - Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung

Das DIVA ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und zugleich Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Es hat im Januar 2020 seine Arbeit aufgenommen. Das DIVA ordnet sich der Forschungsrichtung der "Behavioral Finance" zu, einer Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften, die sich mit den tatsächlichen Verhaltensweisen und Entscheidungsprozessen der Menschen in Gelddingen beschäftigt. Wesentlicher inhaltlicher Forschungsfokus sind die namensgebenden Gebiete der Vermögensbildung und der Altersvorsorge. Hierzu veröffentlicht das Institut zweimal jährlich den Deutschen Geldanlage-Index und den Deutschen Altersvorsorge-Index, die Einstellungen der Menschen in Deutschland in diesen Finanzfragen und deren Änderungen sichtbar machen. Die Indizes basieren auf den sogenannten DIVA-Tandemumfragen, das heißt repräsentativen Doppelbefragungen von Endverbrauchern einerseits und zugelassenen Finanzanlagenvermittlern gemäß § 34f GewO als Experten andererseits. Das Institut veröffentlicht zudem als DIVA-Briefings kurze wissenschaftliche Stellungnahmen zu aktuellen Themen und Entwicklungen sowie als DIVA-Monitore ausführliche Analysen insbesondere zu Vorhaben der Politik in den DIVA-Forschungsfeldern. Wissenschaftlicher Direktor ist FHDW-Professor Dr. Michael Heuser, kaufmännischer Direktor Dr. Helge Lach. Veröffentlichungen des DIVA und weitere Informationen unter http://www.diva.de/ .

FHDW - Fachhochschule der Wirtschaft

Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie bietet an fünf Campussen duale und berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis durch die Kooperation mit rund 650 Unternehmen bietet die FHDW kleine Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Wintersemester 2019/2020 waren 2.209 Studierende eingeschrieben. Sie werden von 50 Professoren und zahlreichen Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW 8.080 Absolventen. Weitere Informationen unter http://www.fhdw.de/ .

DIVA-Leiter und FHDW-Professor Heuser: "Die Stimmung für Aktien in Deutschland ist besser als das tatsächliche Börsenengagement der Anleger."

Pressekontakt:

Prof. Dr. Michael Heuser
06421 59078-11
0151 2076 2151
michael.heuser@diva.de http://www.diva.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/142461/4663521
OTS: Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung D
IVA

Original-Content von: Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

742277

weitere Artikel:
  • Corporate-Banking-Index von Bain / Bei Firmenkunden drohen massive Kreditausfälle München (ots) - - Rezession 2020 könnte höhere Kreditrisikovorsorge erfordern als die Finanzkrise 2008/2009 - Abhängigkeit der deutschen Banken vom Kreditgeschäft wird zur Achillesferse - Profitabilität des Corporate-Bankings war schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie rückläufig - Kreditinstitute sollten entschlossen handeln und Unternehmen unterstützen Deutschlands Banken steht ein unangenehmes Déjà-vu-Erlebnis bevor. Etwas mehr als ein Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 bedrohen hohe Kreditausfälle wieder die Profitabilität mehr...

  • Bis zu 31 Prozent mehr im Jahresvergleich: Preise für Eigentumswohnungen steigen auch in Corona-Zeiten Nürnberg (ots) - Ein Vorjahresvergleich der Angebotspreise für Eigentumswohnungen in Altbau, Bestand und Neubau in den 14 größten deutschen Städten zeigt: - Wohnungen verteuern sich im ersten Halbjahr 2020 weiter: Bis zu 17 Prozent im Altbau (Leipzig) und 24 Prozent im Bestand (Frankfurt) - Neubau-Preise ziehen an: 31 Prozent mehr in Stuttgart (6.827 Euro) und 21 Prozent in Frankfurt (6.926 Euro) - Hochpreisiges München wird noch teurer: 9.738 Euro (+9 Prozent) für Neubauten, 7.512 Euro (+8 Prozent) für Bestandsobjekte - In Berlin verteuern mehr...

  • Trotz Corona: Baufi24 steigert Finanzierungsvolumen um 89 Prozent Hamburg (ots) - Mit knapp 50 Niederlassungen gehört die Baufi24 Baufinanzierung AG (https://www.baufi24.de/) zu den großen Finanzierungsvermittlern in Deutschland. Für das erste Halbjahr 2020 meldet das Unternehmen - trotz Corona-Pandemie - sehr gute Zahlen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Baufi24 sein Finanzierungsvolumen im ersten Halbjahr 2020 um 89 Prozent steigern. Im selben Zeitraum eröffneten 24 neue Baufi24-Geschäftsstellen in Deutschland. "Wir verzeichnen nach wie vor starkes Interesse an unserem Franchisemodell. Viele Kolleginnen und mehr...

  • zeb.CFO-Studie 2020: Aufgabenfülle für Finanzverantwortliche in Banken steigt (FOTO) Münster (ots) - Verringerung von Komplexität bleibt größte Herausforderung Chief Financial Officers (CFOs) europäischer Banken sehen sich zunehmend mit einer steigenden Fülle von Aufgaben konfrontiert. Neben ihren traditionellen Themengebieten wie dem Reporting müssen sie mehr und mehr die Bereiche Wertschöpfung und Strategieentwicklung adaptieren, um ihren Aufgaben für die eigenen Institute insgesamt gerecht zu werden. Gleichzeitig findet die Mehrheit der CFOs wenig bis kaum Zeit, die unabdingbaren Strategieprozesse in ihrer Bank zu begleiten mehr...

  • Governance-Struktur der neuen Provinzial Holding AG verabschiedet Münster (ots) - Mit der einstimmigen Verabschiedung der Governance-Struktur der neuen Provinzial Holding AG wird ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung der Fusion zwischen der Provinzial NordWest und der Provinzial Rheinland vollzogen. Der zukünftige Vorstand der Provinzial Holding AG wird aus insgesamt sechs Vorstandsmitgliedern bestehen. Er wird paritätisch aus den beiden heutigen Provinzial Gruppen besetzt. - Dr. Wolfgang Breuer wird als Vorstandsvorsitzender der neuen Provinzial Holding AG den fusionierten Konzern steuern. - Patric mehr...

Mehr zu dem Thema Finanzen

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht