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Unter Kontrolle / Kommentar von Ulrich Gerecke zum Stühlerücken in der FDP

Geschrieben am 17-08-2020

Mainz (ots) - Als Christian Lindner seinen Wunsch-Generalsekretär Volker Wissing präsentierte, musste der FDP-Chef viele Fragen nach einer Person beantworten, die gar nicht da war: Linda Teuteberg, noch in dem Amt, das Wissing nun bekommen soll, hat Lindner nach gut einem Jahr geschasst - so viel "Kabale und Liberale" schien den Reportern interessanter als die Frage: Was nun, Herr Lindner? Klar ist: Mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Wissing als "General" und Harald Christ als Schatzmeister öffnet Lindner die FDP für neue Bündnisse. Wissing ist Eckpfeiler einer Ampelkoalition in Mainz, Christ ein in der Wolle gefärbter Sozialliberaler - die Partei der Besserverdienenden errötet also ein bisschen, ohne ihre Unternehmer-Gene zu verraten. Was auf den ersten Blick plausibel erscheint, birgt indes auch Fallstricke. Wenn Wissing nach der Landtagswahl im Frühjahr Mainz verlässt, muss sich einer von nur noch drei mitregierenden FDP-Landesverbänden neu aufstellen. Das Personal dafür haben die Südwest-Liberalen, zum Beispiel mit den Staatssekretären Daniela Schmitt und Philip Fernis. Einfach wird es trotzdem nicht, die Wissing-Lücke zu füllen. Vor allem aber ist der Jurist in Berlin Lindners letzte Patrone. Wissing muss die Bundespartei zusammenhalten und ihr Profil für die Bundestagswahl schärfen - auch für den brillanten Strategen aus der Pfalz eine Herkulesaufgabe. Einen Fauxpas wie im Februar, als Wissing den mit AfD-Stimmen gewählten Thüringer Landeschef Thomas Kemmerich als "honorig" verteidigte, darf er sich an Lindners Seite nicht erlauben. Wissing gilt als Kontrollfanatiker. Als solcher wird er im Hans-Dietrich-Genscher-Haus gebraucht.

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