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Im Ringen um die Inszenierung: Inka Bause wollte Moderation von "Bauer sucht Frau" abgeben

Geschrieben am 25-10-2020

Osnabrück (ots) - Im Ringen um die Inszenierung: Inka Bause wollte Moderation von "Bauer sucht Frau" abgeben

Moderatorin: Das Liebevolle muss überwiegen - "Pandemie ist wie die Wendezeit"

Osnabrück. Im Ringen um den Tonfall von "Bauer sucht Frau" hat Inka Bause mehrfach das Aus als Moderatorin erwogen: "Wir haben ab und zu Punkte erreicht, wo ich gesagt habe: Wenn die Schraube weitergedreht wird, moderiere ich das nicht mehr", sagte die 51-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Bause: "Ich habe immer für eine herzliche Erzählweise gekämpft, gemeinsam mit der ausführenden Produzentin. Wir arbeiten seit der zweiten Staffel zusammen; sogar das stand mal zur Disposition. Und auch da habe ich gesagt: Wenn diese Produzentin das Format verlässt, dann bin ich auch weg. Weil wir beide der Meinung sind: Das Liebevolle muss überwiegen."

Die Quotenkurve der ersten 15 Staffeln sieht die Moderatorin als Bestätigung: "Die Zuschauer haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und dafür bin ich dankbar", sagte Bause und stellte sich hinter ihre Sendung: "Ich liebe ganz einfach dieses Format und hoffe, dass es in zehn Jahren immer noch läuft", sagte Bause. "Es ist ganz einfach wunderbar, mit diesen Menschen zu arbeiten."

Den Wandel der Kuppelshow sieht Bause im Kontext allgemeiner Trends: "Das Magazin 'Landliebe' kam auf den Markt und wurde ein Riesenerfolg. Auf einmal haben sich alle dem Landleben gewidmet, die Leute wollten zurück zu den Wurzeln. Man kaufte Bio-Fleisch aus der Region, und das Dorf wurde zur positiven Marke, auf allen Gebieten." Dieser Zeitgeist präge auch die Sendung: "Auf einmal kamen der 20-Jährige, der Homosexuelle, die erste lesbische Bäuerin. Damit konnten wir andere Geschichten erzählen", so Bause. "Inzwischen haben wir schon ein Problem, die Bauern zu finden, die uns eigentlich ausmachen. Und ich meine damit nicht: 'über die wir uns lustig machen'. Ich habe mich nie über einen Bauern lustig gemacht."

Bause äußerte aber auch Verständnis für diesen Vorwurf. In den ersten Staffeln, so die Moderatorin, hätten sich Kandidaten beworben, die Spott provozierten: "Zu uns kamen nur die hoffnungslosen Fälle, Menschen, die mit dem Rücken zur Wand standen. In den ersten vier Jahren hat niemand gerufen: Hurra, jetzt will ich ins Fernsehen. Wir hatten keine Wahl. Es kamen nur Menschen, die schon alles ausprobiert hatten. Die haben sich gesagt: Jugendliebe, Annoncen - nichts funktioniert, jetzt kommt RTL, und für mich heißt's: Friss oder stirb."

Zudem betonte Bause: "Wir checken immer ab: Möchte der das? Möchte ein Bauer, der zwei Zentner wiegt, mit seiner Freundin im Wellness-Bereich zu sehen sein? Und ja, das möchten viele - zum Beispiel, weil sie noch nie im Whirlpool waren und jetzt stolz drauf sind." Das gelte auch dort, wo ihr selbst Zweifel kommen: "Wenn ich im Studio die Off-Texte auf die fertige Sendung spreche, hake ich manchmal auch nach. Und dann sagt mir die Redaktion: Ruf den Bauern an; er will das drinhaben. Er will so gezeigt werden." Machtlos sei die Produktion, wenn Kandidaten sich absichtsvoll lächerlich machen. Bause: "Wir holen keine Führungszeugnisse ein. Wir wissen nicht, ob die Bauern uns anlügen, ob die Wetten laufen haben, ob die vorher in der Kneipe ankündigen, dass sie sich im Fernsehen blöder machen, als sie sind. Wir stecken einfach nicht drin. Aber glauben Sie mir: Wenn wir schlechte Arbeit machen würden, hätten wir keine Bewerbungen mehr." In der gesamten Formatgeschichte, so Bause, hätten sich nur zwei Bauern über ihre Darstellung beschwert.

Auf die Frage, ob Jan Böhmermanns Enthüllungsreportage hinter den Kulissen der Kuppel-Show "Schwiegertochter gesucht" auch auf "Bauer sucht Frau" abgestrahlt habe, antwortete Bause mit dem Bekenntnis, "ein wahnsinniger Böhmermann-Fan" zu sein. Ansonsten beließ sie es bei dem Kommentar: "Über 'Schwiegertochter gesucht' möchte ich nicht reden. Ich bin sehr glücklich damit, 'Bauer sucht Frau' moderieren zu dürfen." Das aktuelle Jahr, so Bause, sei für Bauern wegen Corona und der Schweinepest eine doppelte Belastung; in der kommenden Staffel solle man davon aber so wenig wie möglich ansehen: "Wir sind Unterhaltung und in diesem Jahr, soweit es eben möglich ist, auch eine coronafreie Zone. Wir versuchen, Sehnsüchte so traditionell wie möglich zu bedienen. Darauf haben all die Leute ein Recht, die sich den ganzen Tag desinfizieren und Masken tragen, die ihre Arbeit verloren haben, Stress haben und die an Verschwörungstheorien glauben oder auch nicht."

Im Umgang mit wirren Theorien zeigte Bause sich übrigens gelassen: "Zu jedem, der eine Meinung hat, ganz egal welche, sage ich zurzeit einfach nur: Lass uns in zwei Jahren sehen, wer recht hat. Im Moment sind wir alle in einem Prozess des Lernens. Da ist die Pandemie wie die Wendejahre. Nur dass die Wende nicht so gesundheitsgefährdend war, höchstens vielleicht für die Psyche."

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
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Telefon: +49(0)541/310 207

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