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stern: Deutsche Ex-Geisel Blechschmidt berichtet erstmals über seine 84 Tage bei den Taliban

Geschrieben am 29-10-2007

Hamburg (ots) - Die Taliban, die den deutschen Bauingenieur Rudolf
Blechschmidt 84 Tage lang entführt hielten, gehören offenbar zur
selben Gruppe, die auch mehrere koreanische Geiseln gefangen gehalten
hatte. In der neuen, bereits am Mittwoch erscheinenden Ausgabe des
Hamburger Magazins stern berichtet Blechschmidt, zwar den Koreanern
nicht persönlich begegnet zu sein, aber deren Schicksal habe durchaus
seines beeinflusst. "Wenn ich die Taliban gefragt hab, wann rufen wir
die Botschaft an, hat der Chief abgewunken: Sie seien jetzt vollauf
mit den koreanischen Geiseln beschäftigt, hätten keine Zeit für
mich", so Blechschmidt im stern. Ende September, kurz nach der
gescheiterten Freilassung, seien er und seine fünf afghanischen
Mitgefangenen in eine Berghütte verschleppt worden, in der frische,
mit Holzkohle geschriebene Inschriften - offenbar der koreanischen
Gefangenen - an der Wand standen.

Zum ersten Mal nach seiner Freilassung am 10. Oktober erzählt
Rudolf Blechschmidt im stern ausführlich über seine dreimonatige
Geiselhaft in den Händen der Taliban. Detailliert und präzise
beschreibt er die Verbindungen der Entführer zu anderen
Taliban-Gruppen und -Kommandeuren: Sowohl nach Helmand und nach
Kandahar im umkämpften Süden Afghanistans als auch nach Kabul. Die
Bundesregierung hatte bislang immer behauptet, dass es sich bei
Blechschmidts Entführern um lokal operierende Kriminelle gehandelt
habe. Dem widerspricht der akribische Beobachter Blechschmidt: So
seien drei seiner Bewacher nach und nach zu Selbstmordattentaten in
Kabul und Kandahar aufgebrochen, deren telefonisch übermitteltes
Gelingen im Lager mit Jubel quittiert wurde. Auf das Konto eines
dieser Attentäter gehe mutmaßlich der Selbstmordanschlag in Kabul am
21. September, bei dem ein französischer Isaf-Soldat getötet wurde.

Wohl noch nie hat ein Deutscher über einen solch langen Zeitraum
das Innenleben der Taliban aus nächster Nähe beobachten können.
Obgleich unfreiwillig, wurde die Geisel Blechschmidt zum Zeugen ihrer
Pläne und Streitigkeiten. Er erlebte, wie die Bewegung im Inneren
funktioniert und zeichnet ein weitaus facettenreicheres Bild der
Taliban, als es bislang bekannt ist.

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
Einen Bericht lesen Sie auch unter www.stern.de/blechschmidt
Für Rückfragen: stern-Redakteur Christoph Reuter 0171-546 78 44


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